Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Ihre viereckigen Hütten haben aus Mangel an Lehm 
meistens Rohrwände. 
Die Hütten haben ihren Sitzraum (Barasa) nicht 
wie bei den Waswahili an der Längsseite, sondern 
½ bis ½ des ganzen Hauses ist eine offene Halle, 
die einen angenehmen schattigen Aufenthaltsort bildet. 
Die Leute an der Küste entlang nennen sich in 
Kissidju Nyangalio, in Mssindadyi dagegen Nyagatwa, 
ihre Jumben nennt man Jöngu. In Kendwa- 
Magogoni 2c. sind Waschirasi, d. h. Leute, die von 
persischen Ansiedlern abstammen. Die Nyagatwa- 
reichen bis Nyemssati. In Kikali sitzen Kinamomboka 
und Kinamburu, in Ssamanga sind Kinamonero 
(Schirasi). In Salale, Fissini, Yaya sind ebenfalls 
Waschirasi, in Mssalla sind Wapaye (Jumbe Pango). 
Am Rufiyi sind Kinamosango, Kinamtupa, Kinamlansi, 
Kinapangaya, Kinamtulia, Kinamtikino 2c. Kina-pa- 
ngaya sind die bedeutendsten. 
Am 26. August ging es auf ziemlich uninter- 
essantem Weg nach Südsüdosten, zunächst durch die 
Ansiedelung Nyapembe. Westlich des Weges liegt 
in 2 bis 4 km Entfernung ein Höhenzug, hinter 
dem der Tshakwatisee liegt, der etwa 8 bis 10 km 
lang sein muß. Südlich vom Tshakwati wohnen im 
Innern Wadonde, die eigene Sprache haben, ebenso 
wie die Wangatwe einen eigenen von Kisuaheli recht 
verschiedenen Dialekt sprechen. 
Durch Busch= und Baumsteppen geht es bis zum 
Dorfe Kigunguli, und nach einer halben Stunde 
wird die Telegraphenlinie wieder erreicht. Ueberall 
leichtester Sandboden, der sehr ausgetrocknet ist. 
Buschwerk und Hyphaenapalmen bedecken den Boden. 
Während der jetzigen Jahreszeit werden die Früchte 
der letzteren Palme vielfach gegessen. Die kleinen, 
zum Jamwiflechten benutzten nennt man Miua, die 
großen verzweigten Exemplare „Mikotsche"“". Unter 
den Krüppelbäumen fällt einer auf, dessen weiche und 
rissige Rinde vielfach abgekratzt ist. Sie enthält 
einen intensiv gelben Farbstoff, der zum Gelbfärben 
der Mattenstreifen benutzt wird (gestampfte Rinde 
mit dem Palmenbast gekocht, der dann gelb wird). 
Der Baum heißt Mkumbi oder Mungamo. Industriell 
werthvoll wird er wohl kaum, denn gelbe Farben 
hat man überall massenhaft. 
Nach kurzer Rast bei Kivindyi erreichten wir 
Mssindadyi, wo über Mittag abgekocht wurde. Es 
haben sich hier etwa 7 Indier und 3 Banianen an- 
gesiedelt. Das Dorf ist recht groß, ich schätze etwa 
50 Hütten. Sesam, Kautschuk, Mtama, Kopal wird 
hier angebracht. Kautschuk kommt von den Wan- 
donde des Hinterlandes, auch von den Kitschibergen. 
Es ist hier nur die Kautschukliane bekannt, nicht der 
Baum. 
Nachmittags marschirten wir nachdem 2¼ Stunden 
südlicher gelegenen Mjimwema, immer durch die 
ossene Baumsteppe mit vielen Hyphaenapalmen. Der 
Boden ist überall thonig und hellgrau gefärbt. Man 
sagt mir, daß Kokospalmen hier nicht wachsen, sondern 
nur auf dem sandigen Dünengürtel am Strande. 
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Es ist eine ganz allgemeine Erscheinung, daß die 
Kokospalme auf undurchlässigem Thonboden nicht 
gedeiht, ebensowenig an Stellen, die hohes stagnirendes 
Grundwasser haben. Mangobäume kommen auf dem 
höheren thonigen Land ganz gut fort. 
Mjimwema ist ein Ort von etwa 50 Hütten an 
einem Mangrovencreek. Von hier aus soll man im 
Einbaum in 2⅛½ Stunden Simba-Uranga erreichen. 
Nirgendwo dicht an der Küste kommt der Mwule-= 
baum fort; auf dem etwa 2 bis 6 km entfernten 
Höhenzuge soll er häufig sein. Kautschuklianen giebt 
es bis dicht an die Mangroven heran. Der nächste 
Tag führte uns wieder an die Telegraphenlinie in 
derselben Vegetationsform wie gestern entlang. Der 
Ort Pemba bleibt östlich liegen, die Telegraphenlinie 
wendet sich nach Südsüdwesten, und nach 3/Stunden 
erreichen wir Kikale, an dem Kikunyaarm des Rufiyi 
gelegen. Das Dorf mag 30 bis 40 Hütten haben, 
13 Banianen haben sich hier niedergelassen, offenbar 
eine große, wohlhabende Gemeinde. Von hier führt 
der Weg auf etwas höher gelegenem Gebiete über 
dunkelgrauen, aber etwas leichteren Boden theils 
durch Busch= und Strauchsteppe, theils durch eine 
Vegetationsform, die ich als Hyphaenasteppe be- 
zeichnen möchte: auf dem nur mit Gras bedeckten 
Boden stehen Tausende von verzweigten Hyphaena= 
palmen, und wo das Gras abgebrannt ist, sind das 
einzige Grün, das dem Boden entsproßt, die jungen 
aufschießenden, lanzettförmigen Keimblätter dieser 
Palme. Einzelne Ortschaften, die in Reis= und 
Sorghumfeldern liegen, sind im Gebiet verstreut, das 
schließlich zum flachen Alluvium übergeht. Riesige 
Flächen sind hier für Reis= und Zuckerrohrkultur 
wie geschaffen. Jetzt allerdings ist Alles trocken und 
der Boden hart wie eine Tenne, aber Risse in dem- 
selben deuten an, daß zeitweise Wasser hier steht. 
Nach Sonnenuntergang erreichten wir den Mbumi- 
arm des Rufiyi beim Dorfe Rugota. Ebbe und 
Fluth reicht noch bis hierher, das jetzt fast stagnirende 
Wasser ist mit Stratiotes dicht bedeckt. Der Weg 
schneidet weiter südlich den Umweg, den die Tele- 
graphenlinie macht, etwas ab und führt fast direkt 
nach Süden. Immer auf demselben fruchtbaren 
Boden geht es fort; in dem Grase stehen vereinzelte 
Bäume. In 1¾ Stunden wird der Rufiyifluß an 
dem Uebergang der Telegraphenlinie, etwa östlich 
des Dorfes Kilindi, erreicht. Er mag wohl an 80 m 
breit sein und hatte bei ziemlich reichlichem Wasser 
noch einen starken Strom. Nur am Ufer waren 
Sandbänke sichtbar. Nach dem Uebersetzen ritt ich 
in schärferer Gangart nach Mohorro, den Trägern 
voran. Das flache Alluvialland zeigt denselben Typus 
wie seither. 
Nach einem Tage Aufenthalt auf der Station, 
welcher zur Revision diente, ritt ich nach Bwara, 
wo ich nach genau sechs Stunden scharfen Marsches 
eintraf. Bwara liegt in einem breiten, hügeligen, 
von Nord nach Süd laufenden Thal am Nordende 
der eigentlichen Matumbiberge. Ein jetzt aus-
	        
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