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Ihre viereckigen Hütten haben aus Mangel an Lehm
meistens Rohrwände.
Die Hütten haben ihren Sitzraum (Barasa) nicht
wie bei den Waswahili an der Längsseite, sondern
½ bis ½ des ganzen Hauses ist eine offene Halle,
die einen angenehmen schattigen Aufenthaltsort bildet.
Die Leute an der Küste entlang nennen sich in
Kissidju Nyangalio, in Mssindadyi dagegen Nyagatwa,
ihre Jumben nennt man Jöngu. In Kendwa-
Magogoni 2c. sind Waschirasi, d. h. Leute, die von
persischen Ansiedlern abstammen. Die Nyagatwa-
reichen bis Nyemssati. In Kikali sitzen Kinamomboka
und Kinamburu, in Ssamanga sind Kinamonero
(Schirasi). In Salale, Fissini, Yaya sind ebenfalls
Waschirasi, in Mssalla sind Wapaye (Jumbe Pango).
Am Rufiyi sind Kinamosango, Kinamtupa, Kinamlansi,
Kinapangaya, Kinamtulia, Kinamtikino 2c. Kina-pa-
ngaya sind die bedeutendsten.
Am 26. August ging es auf ziemlich uninter-
essantem Weg nach Südsüdosten, zunächst durch die
Ansiedelung Nyapembe. Westlich des Weges liegt
in 2 bis 4 km Entfernung ein Höhenzug, hinter
dem der Tshakwatisee liegt, der etwa 8 bis 10 km
lang sein muß. Südlich vom Tshakwati wohnen im
Innern Wadonde, die eigene Sprache haben, ebenso
wie die Wangatwe einen eigenen von Kisuaheli recht
verschiedenen Dialekt sprechen.
Durch Busch= und Baumsteppen geht es bis zum
Dorfe Kigunguli, und nach einer halben Stunde
wird die Telegraphenlinie wieder erreicht. Ueberall
leichtester Sandboden, der sehr ausgetrocknet ist.
Buschwerk und Hyphaenapalmen bedecken den Boden.
Während der jetzigen Jahreszeit werden die Früchte
der letzteren Palme vielfach gegessen. Die kleinen,
zum Jamwiflechten benutzten nennt man Miua, die
großen verzweigten Exemplare „Mikotsche"“". Unter
den Krüppelbäumen fällt einer auf, dessen weiche und
rissige Rinde vielfach abgekratzt ist. Sie enthält
einen intensiv gelben Farbstoff, der zum Gelbfärben
der Mattenstreifen benutzt wird (gestampfte Rinde
mit dem Palmenbast gekocht, der dann gelb wird).
Der Baum heißt Mkumbi oder Mungamo. Industriell
werthvoll wird er wohl kaum, denn gelbe Farben
hat man überall massenhaft.
Nach kurzer Rast bei Kivindyi erreichten wir
Mssindadyi, wo über Mittag abgekocht wurde. Es
haben sich hier etwa 7 Indier und 3 Banianen an-
gesiedelt. Das Dorf ist recht groß, ich schätze etwa
50 Hütten. Sesam, Kautschuk, Mtama, Kopal wird
hier angebracht. Kautschuk kommt von den Wan-
donde des Hinterlandes, auch von den Kitschibergen.
Es ist hier nur die Kautschukliane bekannt, nicht der
Baum.
Nachmittags marschirten wir nachdem 2¼ Stunden
südlicher gelegenen Mjimwema, immer durch die
ossene Baumsteppe mit vielen Hyphaenapalmen. Der
Boden ist überall thonig und hellgrau gefärbt. Man
sagt mir, daß Kokospalmen hier nicht wachsen, sondern
nur auf dem sandigen Dünengürtel am Strande.
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Es ist eine ganz allgemeine Erscheinung, daß die
Kokospalme auf undurchlässigem Thonboden nicht
gedeiht, ebensowenig an Stellen, die hohes stagnirendes
Grundwasser haben. Mangobäume kommen auf dem
höheren thonigen Land ganz gut fort.
Mjimwema ist ein Ort von etwa 50 Hütten an
einem Mangrovencreek. Von hier aus soll man im
Einbaum in 2⅛½ Stunden Simba-Uranga erreichen.
Nirgendwo dicht an der Küste kommt der Mwule-=
baum fort; auf dem etwa 2 bis 6 km entfernten
Höhenzuge soll er häufig sein. Kautschuklianen giebt
es bis dicht an die Mangroven heran. Der nächste
Tag führte uns wieder an die Telegraphenlinie in
derselben Vegetationsform wie gestern entlang. Der
Ort Pemba bleibt östlich liegen, die Telegraphenlinie
wendet sich nach Südsüdwesten, und nach 3/Stunden
erreichen wir Kikale, an dem Kikunyaarm des Rufiyi
gelegen. Das Dorf mag 30 bis 40 Hütten haben,
13 Banianen haben sich hier niedergelassen, offenbar
eine große, wohlhabende Gemeinde. Von hier führt
der Weg auf etwas höher gelegenem Gebiete über
dunkelgrauen, aber etwas leichteren Boden theils
durch Busch= und Strauchsteppe, theils durch eine
Vegetationsform, die ich als Hyphaenasteppe be-
zeichnen möchte: auf dem nur mit Gras bedeckten
Boden stehen Tausende von verzweigten Hyphaena=
palmen, und wo das Gras abgebrannt ist, sind das
einzige Grün, das dem Boden entsproßt, die jungen
aufschießenden, lanzettförmigen Keimblätter dieser
Palme. Einzelne Ortschaften, die in Reis= und
Sorghumfeldern liegen, sind im Gebiet verstreut, das
schließlich zum flachen Alluvium übergeht. Riesige
Flächen sind hier für Reis= und Zuckerrohrkultur
wie geschaffen. Jetzt allerdings ist Alles trocken und
der Boden hart wie eine Tenne, aber Risse in dem-
selben deuten an, daß zeitweise Wasser hier steht.
Nach Sonnenuntergang erreichten wir den Mbumi-
arm des Rufiyi beim Dorfe Rugota. Ebbe und
Fluth reicht noch bis hierher, das jetzt fast stagnirende
Wasser ist mit Stratiotes dicht bedeckt. Der Weg
schneidet weiter südlich den Umweg, den die Tele-
graphenlinie macht, etwas ab und führt fast direkt
nach Süden. Immer auf demselben fruchtbaren
Boden geht es fort; in dem Grase stehen vereinzelte
Bäume. In 1¾ Stunden wird der Rufiyifluß an
dem Uebergang der Telegraphenlinie, etwa östlich
des Dorfes Kilindi, erreicht. Er mag wohl an 80 m
breit sein und hatte bei ziemlich reichlichem Wasser
noch einen starken Strom. Nur am Ufer waren
Sandbänke sichtbar. Nach dem Uebersetzen ritt ich
in schärferer Gangart nach Mohorro, den Trägern
voran. Das flache Alluvialland zeigt denselben Typus
wie seither.
Nach einem Tage Aufenthalt auf der Station,
welcher zur Revision diente, ritt ich nach Bwara,
wo ich nach genau sechs Stunden scharfen Marsches
eintraf. Bwara liegt in einem breiten, hügeligen,
von Nord nach Süd laufenden Thal am Nordende
der eigentlichen Matumbiberge. Ein jetzt aus-