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In Swakopmund ist der Gesundheitszustand immer
noch nicht ganz befriedigend.
Unzweifelhaft trägt die mangelhafte Versorgung
mit gutem Trinkwasser zu dem schlechten Gesundheits-
zustande bei.
Einestheils wird die nöthige Trinkwassermenge
aus den Wasserstellen im Bette des ungefähr 2 See-
meilen entfernten Swakopflusses geholt, ein anderer
kleiner Theil in Fässern stammt aus den Wasser-
vorräthen der Dampfer. Dieses Wasser ist nicht von
besonderer Beschaffenheit.
Ein Bad, welches bei dem hier herrschenden
Staub, der mit jedem Ostwinde in die entferntesten
Räume der dichtgeschlossenen Wohnungen dringt, sehr
wünschenswerth wäre, ist bei der geringen vorhandenen
Wassermenge ein Luxus und wird fast als Ver-
schwendung betrachtet.
Da ist es denn mit Freuden zu begrüßen, daß
auf der 20 km weit entfernten Eisenbahnstation
Richthofen ein Brunnen gebohrt ist, welcher nach den
von dem Schiffsarzt ausgeführten Untersuchungen ein
tadelloses Trinkwasser liefert.
Die Anlage größerer Brunnen in Richthofen und
die Ueberführung des Wassers nach Swakopmund
ist daher eine der wichtigsten Arbeiten, welche aus
sanitären und Zweckmäßigkeitsgründen möglichst bald
in Angriff genommen werden muß.
Die Eisenbahn ist jetzt bis Kilometer 63 fertig-
gestellt und mit Lokomotiven im Betrieb. An der
Eisenbahn entlang läuft eine Telephonleitung, die
in dem Maße fortschreitet, wie der Bau der Bahn.
In der Kapkolonie ist man in deutschen und
englischen Kreisen über dieses Bauwerk falsch unter-
richtet. Ueberall hört man davon, daß häufig Be-
triebsstörungen eintreten, deren Grund in der falschen
Anlage zu suchen sei.
Um so mehr war ich erfreut, bei meiner An-
wesenheit mich durch den Augenschein von der Grund-
losigkeit dieser Gerüchte, welche auch in deutschen
Zeitungen zu finden sind, überzeugen zu können.
Ich bin mit dem fahrplanmäßigen Zuge die
ganze Strecke abgefahren, habe auf der Station
Rössing (Kilometer 40) übernachtet und bin am
nächsten Morgen nach Swakopmund zurückgekehrt.
Die Geschwindigkeit beträgt durchschnittlich, je nach
der Steigung, 16 bis 20 km in der Stunde.
Diie Leitung des Baues und Betriebes liegt in
den Händen eines Offiziers des 3. Eisenbahn-Regi-
ments. Unteroffiziere versehen den Dienst als Stations-
vorsteher und Zugführer.
Die ganze Anlage, Einrichtung und Betrieb, so-
wie die Handhabung des Dienstes ist ein glänzendes
Zeugniß für die Leistungsfähigkeit unserer Eisen-
bahntruppe.
Jeder Einsichtige muß anerkennen, daß die Eisen-
bahn für die Entwickelung der Kolonie eine Noth-
wendigkeit ist; sie allein giebt die Möglichkeit, eine
Anlage von Minen zu gestatten und die gewonnenen
Produkte absatzfähig zu machen. Es ist dies sofort
aus der Thatsache ersichtlich, daß der Preis für
50 kg Gewicht nach Windhoek durch Frachtwagen-
beförderung 25 Mark beträgt, mit der Eisenbahn
aber nur 3,20 Mark sein wird. In letzterem Falle
gebrauchen die Waaren nur den 9. bis 10. Theil
der Zeit zur Beförderung.
Für den Molenbau wird mit dem im August
fälligen Woermanndampfer das Eintreffen des Bau-
meisters und der ersten Materialien erwartet. Der Aus-
führung des Baues selbst sieht man nicht nur hier
sondern auch in englischen Regierungskreisen der
Kapkolonie mit großer Spannung entgegen.
Wiederholt bin ich während meines Aufenthalts
in Kapstadt von dem Gouverneur und den Herren
seiner Umgebung um Information über die herzu-
stellende Anlage gebeten worden.
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Rus dem Pereiche der Wilssivnen und
der Ankiskhlaverei-Bewegung.
In den Krankenhäusern des Frauenvereins für
Krankenpflege in den Kolonien in Deutsch-Ostafrika
sind zur Zeit folgende Schwestern thätig:
in Dar-es-Saläm: Schwester Hermine Seif,
Schwester Antonie v. Milewski und Schwester
Margarethe Wiffler;
in Tanga: Schwester Georgia v. Issendorf,
Schwester Anna Diesener und Schwester
Klara Wagener.
Der Gesellschaft des göttlichen Wortes zu Steyl
(Holland) ist die Genehmigung ertheilt worden, zur
Ausbildung von Missionaren für Togo und Schan-
tung eine Niederlassung in St. Wendel zu errichten.
Dem „Missions-Freund“ entnehmen wir über die
Mission Berlin 1 Folgendes:
In Ostafrika ist am 13. Juli die Station Kila-
bugi in Ubena (Wahehegebiet) durch die Missionare
Gröschel und Priebusch gegründet worden, während
Missionar Bunk mit der Auswahl und Gründung
einer weiteren Station betrant ist.
Im „Missionsblatt der Brüdergemeinde“ lesen
wir Folgendes:
Das dem Stationsgehöft in Rutenganio (Konde-
land) dicht benachbarte Dörschen Kibatata ist kürzlich
durch Kauf Missionseigenthum geworden. Dadurch
gewannen die Missionare nicht nur Raum zur Aus-
breitung der Station, sondern den nicht zu unter-
schätzenden Vortheil, in den Augen der Eingeborenen
als Herren des Landes dazustehen. — Eine gut
orientirende Skizze von Rutenganio und Umgebung
läßt uns ahnen, welch bedeutende Mühe die weiteren
Arbeiten (Wege= und Wasserleitungsanlage) verursacht
haben mögen. Das auf der Skizze vorgeführte Land,