Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

der Wawendi, auf den Höhen stehen lichte, wildreiche 
Wälder. 
Unter den Sandsteinen steht nun, an einigen 
Thälern sichtbar, der alte Gneis an, welcher etwa 
vom oberen Rugufu an bis über Karema hinaus 
das einzige gebirgsbildende Gestein darstellt. Das 
Gelände dieses dritten Bezirls ist sehr hügelig, weist 
aber nur in dem Kungwegebiet (zwei bis sechs Tage 
nordwestlich Karema) bedeutende Kämme und Höhen 
auf, welche in ihrer Längsstreckung dem Streichen 
des Gneißes folgen. In diesem Hügellande wechsel- 
lagern die verschiedensten Glieder des Gneißes, helle 
quarzitische, röthliche und weiße feldspathreiche 
Schichten, hornblendenreiche Partien, gegmatitische 
Varietäten und reine Amphibolite. Von Erzen 
wurden hier nur ganz untergcordnete Raseneisenstein- 
bildungen angetroffen. 
Leider war auch das Suchen nach Steinkohlen 
oder wenigstens nach Pflanzenabdrücken (welche eine 
Altersbestimmung hätten möglich gemacht) in den 
oben erwähnten ausgedehnten rothen Sandsteinen 
ohne Erfolg. 
Die Bildungen des Tanganyikasees jüngeren 
geologischen Alters sind im Wesentlichen und weitaus 
vorherrschend feine Sande mit zahlreichen Muscheln, 
daneben finden sich auch Lehme, rothe Konglomerate 
und Kiesschichten, alle bis zu einer Höhe von 20 m 
über dem heutigen Seespiegel. 
  
Kamerun. 
viehzucht. 
Das zu Zuchtzwecken nach Kamerun abgesandte 
Allgäuer Zuchtvieh (10 Stück) ist nebst dem Senner 
Hipp in gutem und gesundem Zustande in Busa 
eingetroffen. 
— ——— — — 
Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Die Wesleyanische Missionsgesellschaft in Sydney 
hat einen in der Sprache der Bewohner der Gazelle- 
Halbinsel (Neupommern) verfaßten Katechismus drucken 
lassen. Der Katechismus ist bei Epworth in Sydney, 
Clarence Str. 287, erschienen. 
  
T. Jakob Pfändler von der Mission der Pallo- 
tiner in Kamerun ist am 4. Oktober in der Schweiz 
am Tropenfieber gestorben. („Gott will es.“) 
— —% 
Dem Organ der Baseler Mission „Der evange- 
lische Heidenbote“ entnehmen wir: 
Missionar Schürle, der die Mittelschule in 
Lobethal (Bezirk Edea, Kamerun) leitet, kann be- 
richten, daß die Schüler neben der Schule fleißig in 
der Kakaopflanzung arbeiten, was ihnen leichter vor- 
  
770 — 
kommt als das Bruchrechnen. Als der Lehrer einen 
einfachen Bruch erweiterte und dann wieder durch 
Verkürzung auf die ursprüngliche Form zurückbrachte, 
konnten sie nicht genug die Weisheit den Europäers 
bewundern. Nach Ansicht der Schüler gilt als erstes 
Fach Religion, als zweites Deutsch und als drittes 
Rechnen. 
—. 
  
Große Aufgaben liegen vor der Rheinischen 
Mission im Groß-Namalande, dem weiten, südlichen 
Theile des deutschen Südwestafrika. In Angra Pequena, 
Richmond und Nabis sollen neue Stationen angelegt, 
in Keetmanshoop eine Schule für weiße Kinder ein- 
gerichtet und das Katechistenseminar wieder eröffnet 
werden. Außerdem müssen die verwaisten Stationen 
Gibeon und Bersaba neu besetzt werden. Und um 
den durch die Nöthe der letzten Jahre vollends ver- 
armten Namas aufzuhelfen, empfehlen die dortigen 
Missionare den Ankauf von Kühen und Ziegen, die 
den Aermsten in den Gemeinden zum Gebrauch 
überlassen werden sollen. 
——.. — 
Dem „Epvangelischen Missionsmagazin“ entnehmen 
wir folgende Beschreibung einer Besteigung des 
Kupeberges in Kamerun: 
Südlich von der Baseler Missionsstation Nyasoso 
erhebt sich majestätisch und hehr der etwa 2500 m 
hohe Kupeberg aus dem gewaltigen Gebirgswall der 
den südlichen Theil der deutschen Kolonie Kamermn 
in einem großen Halbkreis umzieht. Wie ein kühner 
Gebieter steht er unter den übrigen Gebirgshöhen 
und Bergspitzen da, die ihn wie seine Trabanten m 
weitem Bogen umlagern. Allerlei Sagen und Be- 
richte der Eingeborenen über Feuer= und Aschenregen, 
über feurige Wagen, heftiges Donnergetöse und son- 
stige schreckhafte Erscheinungen ließen schon vor Ih- 
ren, noch ehe man den Berg näher kannte, darauf 
schließen, daß er vor Zeiten eine vulkanische Thälig- 
keit entfaltet habe. Zugleich sind damit allerlet 
Geister= und Hexengeschichten, die sich die Eingebo- 
renen von ihm unter Gruseln erzählen, verknipft, 
so daß jede Annäherung vom Küstengebirt her noch 
vor wenigen Jahren für den Europäer außerordentlic 
schwer war. Den Missionaren aber gebot die Rück 
sicht auf die abergläubische Furcht der Eingeborenc, 
in der ersten Zeit ihres dortigen Aufenthalts von 
einer Besteigung des Berggipfels abzusehen, da de 
Bewohner von Nyasoso fürchteten, die Weißen würden 
die Berggeister dort oben gefangen nehmen und se 
dann in ihren Wohnstätten zum Verderben der Ein- 
geborenen loslassen. Es mußte also erst dos Ver- 
trauen des Volkes gewonnen werden, ehe man daron 
denken konnte, eine Besteigung zu wagen. Anderer 
seits — das mußten sie sich sagen — würde eite 
solche, wenn sie glücklich ausgeführt wurde, voraut 
sichtlich dazu dienen, dem alten Aberglauben einen 
heilsamen Stoß zu versetzen. 
— — 
  
*) Etwa 90 km Luftlinie nördlich von Kamerun gelegen.
	        
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