mit der Brücke und dem nheuen Wege. Und da
drüben trat Mbule, dort Ngusi und die eine und
andere Ortschaft in den Gesichtslreis. Die eingebo-
renen Begleiter waren davon ganz hingenommen und
gaben ihrer Verwunderung beredten Ausdruck. «
Unm eine größere Rundsicht zu genießen, so weit
dies die Dunstmossen des Harmattans gestatteten,
versuchten wir die westliche der beiden Kratersuttzen
zu erreichen, mußten aber bald davon absehen, da
sich zwischen ihr und uns eine 70 bis 80 m tiefe
und etwa 4 bis 5m breite Kluft befand, die wir
nicht hinab= und wieder hinaufklettern wollten. Es
blieb uns demnach nichts Anderes übrig, als uns
auf den östlichen Felsenrand zu begeben. Da derselbe
bis an den äußersten Rand hin mit Bäumen be-
wachsen war, so konnten wir von da aus ohne Ge-
fahr in die Tiefe hinabblicken. Auch hier war der
Eindruck grauenerregend, denn schauerlich gähnte zu
unseren Füßen der Abgrund. Senkrecht ragen die
gewaltigen, kahlen Felsenwände aus der Tiefe empor.
Was den Fernblick betrifft, so steht er dem vorhin
geschilderten kaum nach. Beherrscht jener die Gegen-
den von Nordosten bis zum Süden hin, so dieser
die des Nordens, Westens und Südens. Trotz der
Dunstmassen konnten wir deutlich sehen, wie im
Westen und Nordwesten sich hohe Bergrücken von
Norden nach Süden hinzogen, während die im Norden
gelegenen Höhenzüge meist die Richtung von Osten
nach Westen nahmen. Dazwischen aber lag das
Grasland mit semer gelblichgrünen Färbung einge-
bettet, durchbrochen von dem Dunkelgrün der Ur-
wälder. Fürwahr, ein wundervolles Bild!
Auch der Krater selbst bietet viel Interessantes.
Er ist dem Hauptgebirgsstock des Kupe wie ein ab-
geschnntener Zuckerhut nach Süden zu vorgelagert.
Nach Norden und Nordwesten ist er theils durch
einen Bach, theils durch einen tiesen Spalt von
demselben getrennt, während ein tiefes Thal unten
vom Krater aus im Westen seinen Ausgang nimmt.
Allem Anschein nach lag die Oeffnung des Kraters
früher oben, später hat er aber infolge heftger Erup-
tionen die Nordwandung durchbrochen und sich bis
zur Thalsohle gesenkt. Jetzt wurde es mir auch
klar, warum wir nirgends auf der Nordseite auf
ein eigentliches Lavabett stießen und nur einzelne
zerstreut herumliegende Lavablöcke antrafen, während
sich westlich vom Kupe mehrere Stellen voifinden,
wo man deutlich das Lavabett erkennt. Jedenfalls
ist dieses große Thal, das in westlicher Richtung vom
Krater ausläuft, das eigentliche Lavabett des feuer-
speienden Kupe gewesen.
Gern hätten wir uns auf dieser Berghöhe bis
zum nächsien Morgen aufgehalten, um beim Sonnen-
aufgang, ehe die Nebel aufsteigen, eim deutlicheres
Bild vom Ganzen zu erhalten; aber wir mußten an
den Heimweg denken. Es war bereits in der vierten
Stunde, als wir endlich aufbrachen. Natürlich ging
es mit dem Abstieg um Vieles schneller als mit dem
Aufstieg. Rasch eilten wir vorwärts, bald auf allen
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Vieren kriechend, bald eine Rutschpartie machend,
bald durch tiefe Schluchten und an steilen Felswänden
entlang, bald über steile Bergrücken kletternd, dann
wieder an einem etwa 20 bis 30 m tiefen, aber jetzt
trockenen Wasserfall vorüber, bis uns die Nacht über-
holte. Diese nöthigte uns, noch einmal einen Lager-
platz im Urwalde aufzusuchen. ·
Am folgenden Morgen stießen wir schon nach
Kurzem auf unseren alten Weg, auf dem wir den
Aufstieg bewerkstelligt hatten, und langten um 9 Uhr
vormittags wohlbehalten, wenn auch ermüdet und
beschmutzt, auf unserer Missionsstation in Nyasoso an.
Die Kunde von unserer glücklichen Rückkehr verbreitete
sich bald wie ein Lauffeuer durch den ganzen Ort.
Biele wollten es gar nicht glauben, daß wir wirklich
das Unternehmen ausgeführt hätten und auf dem
Gi#fel des Kupe gewesen seien. Aber die begeisterte
Schilderung unserer eingeborenen Begleiter sowie die
Uedereinsiimmung ihrer Aussagen ließen schließlich
keinen Zweisel mehr ausfkommen.
In uns aber hat diese erstmalige Besteigung des
Kupe den lebhaften Wunsch wachgerufen, einen wei-
teren Aufstieg zu unternehmen und zwar unmnttelbar
nach der trockenen Jahreszeit, wenn die ersten Ge-
witterstürme die Luft reinigen und eine klare Fem-
sicht gestatten. Erst dann wud man ein sicheres
Bild von der Auedehnung des Nrosigebietes mit
seinen 59 Dorfschaften erhalten. Bis jetzt wissen wir
nur, daß diese 59 Dörfer fünf verschiedenen Stämmen
angehören, die wie semerzeit bei den JIsraeliten nach
ihrem Stammeshaupt benannt sind.
„Der Missionsfreund“ (Organ der Mission
Berlin 1) berichtet aus Deutsch-Ostafrika (Nyasso-
land), daß die Missionare Gröschel und Priebusch
am 13. Juli die Station Kidugala ber dem Häuvpt-
ling Ngela besetzt haben. Diese Station liegt drei
Tagereisen nordwestlich von Tandala in der Land-
schaft Ubdena. Drei bis vier Tagereisen östlich von
8 hat Missionar Bunk die Station Mufindi
esetzt.
Den letzten Jahresberichten der deutschen Missions-
gesellschaften entnehmen wir folgende Zahlen: Im
Ganzen arbeiten in der Heidenwelt 751 deutsche
Missionare, von denen 684 im Dienst der sechs
großen deutschen Missionsgesellschaften steben: Brüder-
gemeinde, Basel, Barmen, Leipzig, Hermannsburg
und Berlin I. Diese sechs Gesellschaften hatten zu-
sammen eine Jahreseinnahme von 2 957 268 Mark
und ihre Gememden zählten 287 472 Getaufte, so
daß man die Gesammtzahl der in deutscher Pflege
stehenden Heidenchrien auf eiwa 330.000 berechnen
muß. Von den Missionaren der genannten Gesell-
schaften sind im Jahre 1897 zusammen 11374 Heiden
getauft worden, unter ihnen etwa 8000 erwachsene
Heiden. Die größte Zahl, nämlich 3321, haben die
Hermannsburger Musionare taufen können. Die
Schulen der genannten Gesellschafen wurden von