Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

3. Drei Kisten mit lebenden Pflanzen vom 
Gärtner Lehmbach aus Buea. Leider standen 
diesem keine Wardschen Kästen zur Verfügung, so 
daß er sich mit gewöhnlichen, mit Leinwand über- 
spannten und mit Erde gefüllten Holzkisten begnügen 
mußte. Trotzdem ist der Erfolg ein erfreulicher. 
Namentlich eine Reihe von Orchideen ist den Kultur- 
häusern des botanischen Gartens gewonnen worden, 
dazu eine kleine Kollektion von Monokotylen und 
Dikotylen verschiedenster Art. Eine Bestimmung 
kann für die meisten erst eintreten, wenn sie zur 
Blüthe gelangt sind. 
4. Sämereien von Herrn Dr. Kersting und 
Herrn Grafen Zech aus Togo, ferner von Herrn 
Regierungsrath Dr. Stuhlmann aus Dar-es-Saläm. 
Unter den Letzteren waren besonders auffällig die 
Samen des Amblygonocarpus Schweinfurthii 
Harms, eines Johannisbrotbaumes, der bisher nur 
vom oberen Nilgebiet bekannt war. 
5. Eine Kautschukprobe nebst Zweigen der Ur- 
sprungspflanze von Herrn Regierungsrath Dr. Stuhl- 
mann aus Ostafrika. Die Untersuchung ergab die 
sehr werthvolle und interessante Thatsache, daß der 
betreffende Kautschuk (als Mgoa-Kautschuk schon im 
Handel) von einem neuen Baum aus der Familie der 
Apocynaceae gewonnen wird, der Mascarenhasia 
elastica K. Jch. Die Pflanze wird im Notizblatt 
des botanischen Gartens und Museums abgebildet. 
6. Mehrere 30 bis 50 cm lange Jamsknollen 
der Dioscorea dumetorum (Kunth) Pax von 
Dr. Preuß, der dieselben im botanischen Garten 
zu Viktoria (Kamerun) gezüchtet hat. 
Leichte Schmalspurdahnen in den Rolonien. 
Einem in dem Royal Colonial Institute zu London 
über obiges Thema gehaltenen Vortrage entnehmen 
wir Folgendes: 
Bei Eisenbahnbauten in noch unerschlossenen 
Kolonien ist im Interesse der Entwickelung des Landes 
vor Allem anzustreben, daß die Baukosten auf den 
geringstmöglichen Betrag reduzirt werden; genügende 
Tragfähigkeit muß jedoch selbstverständlich gewähr- 
leistet sein. 
Den theoretischen Fall angenommen, es soll eine 
Bahn mit einem Kapital von 8 600 000 in ein Land 
geführt werden, wo der Handel auf der ganzen Strecke 
der zu bauenden Linie gleiche Ausdehnung besitzt, so 
können bei einem Kostenansatz von 3000 K für die 
Meile 200 Meilen, bei einem Aufwand von 6000 SH 
pro Meile 100 Meilen und bei einem solchen von 
9000 K nur 66,6 Meilen gebaut werden. Nimmt 
man ferner an, daß auf jede Meile eine Waaren-- 
beförderung von 600 tons jährlich trifft, so ergiebt 
sich, daß die mit 9000 2 pro Meile gebaute Bahn- 
linie jährlich 39 960 tons, die nächste 60 000 tons 
und die mit einem Aufwand von 3000 K pro Meile 
ausgeführte Linie 120 000 tons befördern wird. 
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Hierbei ist nicht zu übersehen, daß die Waarm- 
beförderung für jede Meile der Bahnlinie gleichbleibt, 
ob nun eine theure weitspurige oder eine billige, 
schmalspurige Bahn errichtet wird, und daß außerdem 
die Unterhaltungskosten eines theuren Bahnsystens 
bedeutend höher sind, ein Umstand, der einer Va- 
zögerung in der Erschließung des Landes gleic- 
bedeutend wäre. 
Nicht auf ein bestimmtes Schienengewicht ist der 
Hauptwerth bei Beurtheilung der Leistungsfähigkett 
einer Bahn zu legen, sondern einzig und allein auf 
ein richtiges Verhältniß zwischen Schienengewicht und 
Maximalachsenbelastung. Eine Schiene im Gewichte 
von 25 lbs pro Yard ist ebenso dauerhast wie eine 
solche von 75 lbs, vorausgesetzt, daß die größte 
Achfenbelastung in richtigem Verhältniß hierzu stht. 
Auf der Barsi-Bahn in Indien ist bei einem 
Schienengewicht von 35 lbs pro Yard eine einheitlice 
Maximalachsenbelastung von 5 tons sowohl für Lol- 
motiven wie Güter= und Personenwagen eingeführt; 
diese Einrichtung bewährt sich aufs Beste, trotz des 
sehr bedeutenden Güterverkehrs. Eine Maximal- 
achsenbelastung von 5 tons genügt allen Anforde- 
rungen, die an eine für koloniale Zwecke bestimmte 
Bahn mit Rücksicht auf Tragfähigkeit und Ladungs- 
raum zu stellen sind. 
Die Wahl der richtigen Spurweite ist mindesten 
von gleich großer Bedeutung wie die Feststellung der 
Achsenbelastung. Je enger die Spurweite angelegt 
wird, desto kleiner kann auch der Radius der noch 
befahrbaren Kurve bemessen werden. Die Vortheile 
dieser Thatsache treten vor Allem beim Bahnbau in 
schwierigem Gelände klar hervor, wo mit Rüchiht 
auf die Biegsamkeit einer schmalspurigen Linie die 
Anlage von Tunnels, Einschnitten und Dämmen 
häufig umgangen werden kann. In flachem Gelände 
treten selbstverständlich die Vorzüge der Schmolfpu- 
bahnen mehr zurück. 
Es können allerdings auch Bahnzüge mit größerrt 
Spurweite über Kurven mit sehr kleinem Halbmeser 
ohne Gefahr geführt werden, aber die Belastung 
solcher Züge müßte ganz bedeutend vermindert werden. 
Das Beförderungsvermögen einer Schmalspurbahn 
mit leichten Schienen und kleiner Achsenbelastung konn 
nach Bedarf mit dem Anwachsen des Handels und 
Verkehrs reichlich ausgedehnt werden durch Ver- 
mehrung von Kreuzungsstationen und, für den dall 
der nöthigen Schienenerneuerung, durch Verwendung 
stärkerer Schienen unter gleichzeitiger Steigerung der 
Achsenbelastung und der Maschinenkraft, endlich durg 
Anlage eines zweiten Geleises. Achsenbelastung, nicht 
Spurweite einer Eisenbahn, ist bestimmend für den 
äußersten Grad von Trag= und Ladefähigkeit. 
Auf der Barsi-Bahn sind Stahlschwellen in Ver- 
wendung; in Kolonien jedoch, wo gutes Hartholz zur 
Verfügung steht und dessen Verarbeitung in ange- 
messener Zeit erfolgen kann, ist der Benutzung von 
Holzschwellen mit Rücksicht auf die bedeutend ge- 
ringeren Anschaffungskosten der Vorzug zu geben.
	        
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