Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

— 833 
Wie schon bemerkt, ist für Lokomotiven, Güter- 
und Personenwagen der Barsi-Eisenbahn eine ein- 
heitliche Maximalachsenbelastung von 5 tons pro Achse 
festgesetzt; eine wichtige Neuerung liegt nun darin, 
daß die Gleichmäßigkeit auch auf die thatsächliche 
Achsenbelastung, die gleichfalls durchgehend 5 tons 
beträgt, ausgedehnt ist. Durch dieses Prinzip kann 
allein größtmögliche Tragkraft bei geringst zulässigem 
Schienengewicht erzielt werden. 
In einer Stunde legt ein Zug der Barsi-Bahn, 
bei einer Belastung von 1036 tons, auf ebener, 
gerader Linie 15 Meilen zurück, bei einer Belastung 
von 291 tons und einer Steigung von 1: 100 in 
Verbindung mit einer 600 Fuß messenden Kurve 
8 Meilen, ebenso viel in bergigem Gelände bei einer 
Belastung von 147 tons und einer Steigung von 
1:50 in Verbindung mit einer 250 Fuß messenden 
Kurve oder bei einer Belastung von 69 tons und 
einer Steigung von 1:25 mit gleicher Kurve. 
Bei Schaffung des Wagenmaterials der Barsi- 
Bahn suchte man möglichst große Lade= und Trag- 
fähigkeit mit möglichst geringem Taragewicht und 
genügender Widerstandsfähigkeit des Materials zu 
verbinden. 
Die Waggons, die in drei Systemen (hochwandige, 
tiefwandige und gedeckte Wagen) eingeführt sind, haben 
alle die gleiche Länge und Breite (25 bezw. 7 Fuß). 
Die gedeckten Güterwagen besitzen einen Laderaum 
von 1000 Kubikfuß, die offenen hochwandigen Wagen 
einen solchen von 5000 Kubilfuß. Das Gewicht der 
Waggons beträgt 4 tons 2 Centner, bezw. ö tons 
7 Centner und 5 tons 18 Centner. Durch dieses 
leichte Taragewicht wird einerseits eine fortwährende 
Ersparniß an Betriebskosten, andererseits die Be- 
förderung einer größeren Waarenmenge ermöglicht. 
Die Verminderung der Zugsbelastung hat endlich auch 
eine Schonung des Schienenweges zur Folge. 
Die Personenwagen, die in nur zwei Klassen ein- 
getheilt sind, haben eine Länge von 40 Fuß; mit 
denselben können Kurven mit nur 100 Fuß Radius 
befahren werden. 
Ein Beweis für die Vorzüge einer leichten Schmal- 
spurbahn nach Art der geschilderten Barsi-Bahn mag 
hierin gefunden werden, daß die genannte Bahn inner- 
halb des ersten Halbjahres ihres Betriebs einen Rein- 
gewinn von mehr als 4 pCt. erzielte, trotzdem Pest, 
Cholera und Hungersnoth damals den Handelsverkehr 
schwer schädigten. 
VVyVV'''V' TyTVTYTVYyTVYTTT VY YT YTTV 
    
Titteratur. 
Von der Nautischen Abtheilung des Reichs- 
Marine-Amts sind vier die Schutzgebiete betreffende 
Karten (in Kommission bei Dietrich Reimer, 
Berlin S8W., Wilhelmstraße 29) herausgegeben: 
1. Nr. 135, Angriffshafen (Kaiser Wilhelmsland). 
2. Nr. 137, Blanchebucht. 3. Nr. 138, Hafen 
  
von Matupi (zu 2 und 3 im Bismarck-Archipel). 
4. Nr. 139, Küste von Kamerun von der Nyong- 
mündung bis Groß-Batanga. 
Die Königliche Hofbuchhandlung von E. S. Mittler 
& Sohn in Berlin hat soeben ein neues, bis auf 
dieses Jahr fortgeführtes „Verzeichniß der mili- 
tärischen Verlagswerke ihres Hauses (1789 bis 
1898) herausgegeben, das sich sicherlich zu einer 
Uebersicht und Auswahl militärischer Werke auf allen 
Gebieten des militärischen Wissens zweckdienlich und 
ergiebig erweisen wird. Sein Gebrauch wird nicht 
nur durch eine systematische Gruppirung des Gesammt- 
inhaltes, sondern insbesondere auch dadurch sehr er- 
leichtert, daß ein ihm angehängtes „Stichwort- 
Verzeichniß“ für jedweden Einzelstoff die darüber 
handelnden Werke nachweist. Dieses die Veröffent- 
lichungen der bekannten und angesehenen Firma 
während 109 Jahre übersichtlich ordnende Verzeichniß 
der militärischen Litteratur steht allen Interessenten 
auf Wunsch kostenfrei seitens der Verlagsbuchhandlung 
zu Diensten. 
A. Wirth: Geschichte Sibiriens und der Mandschurei. 
Bonn a. Rh. 1899. Karl Georgi. 
Die vorliegende Arbeit stellt einen dankens- 
werthen Versuch dar, die Geschichte des großen 
russischen Kolonialreichs in Asien dem deutschen Leser 
vorzuführen. Der Verfasser hat Sibirien selbst be- 
reist und ist in der Lage, manches Interessante aus 
eigenem Augenschein mitzutheilen. 
R. Schulte im Hofe: Die Ramiefaser. Berlin 
1898. Deutscher Kolonialverlag. 
Der Verfasser bietet an der Hand der Litteratur 
und praktischer Versuche ein Bild über den Stand 
der Kultur der Ramiepflanze (Chinagras, Boehmeria) 
und der Bedeutung der Beförderung dieser Kultur 
in den deutschen Schutzgebieten. 
C. Velten: Märchen und Erzählungen der Suaheli. 
Stuttgart und Berlin 1898. W. Spemann. 
Der mit Ostafrika nahe vertraute Verfasser bietet 
hier eine Uebersetzung einer von ihm früher im Ur- 
text in den Lehrbüchern des orientalischen Seminars 
veröffentlichten Sammlung. Die kleinen Erzählungen 
eröffnen einen interessanten Blick in das Leben und 
Treiben der Eingeborenen Deutsch-Ostafrikas und 
sind kultur= und litterarhistorisch von Werth. 
  
E. J. Kärrström: Achtzehn Jahre in Südafrika. 
Aus dem Schwedischen übersetzt von F. v. Kömel. 
Leipzig 1898. H. W. Theodor Dieter. 
Der Verfasser will in dem hübsch ausgestatteten 
Buche, dessen erste Lieferung vorliegt, seine Erlebnisse 
im Kapland und Transvaal schildern. Ein weiteres 
Eingehen auf das Werk ist erst möglich, wenn 
sämmtliche Lieferungen vorliegen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.