Da auch in Barikiwa wieder ein großer Theil der
sehr unzuverlässigen Kilwaträger entlief, ein anderer
Theil wegen Krankheit entlassen wurde, so mußte ich
den Unteroffizier Fitting und 20 für die Station
Langenburg bestimmte Geldlasten in Barikiwa zurück-
lassen. Von Barikiwa aus führen mehrere Wege nach
Songea und dem Nyassa. Die bekanntesten sind der
Mgendeweg, die Mampyui= und die Maleperepestraße.
Die beiden letzteren Wege führen viele Tage durch
unbewohntes Gebiet. Ich wählte daher mit Rücksicht
auf die schwierige Verpflegung meiner Karawane die
Mgendestraße, die nördlich der beiden anderen Straßen
entlang läuft, dann aber scharf südlich abbiegt und
stets am rechten Luveguuser entlang geht, bis sie
denselben fast an seiner Quelle, zwei Tage vor Songea,
überschreitet. Von Barikiwa aus ist die Straße bis
kwa Tshetshere breit ausgehauen und für Wagen
fahrbar. Von hier führt der Weg vier Tage durch
waldbestandenes Hügelland, passirt den Wasser füh-
renden Nyenye und den 100 m breiten Mbarangandu-
fluß, nachdem er den zerklüfteten Kitulikaberg über-
schritten hat. Wasser ist überall, meist in Felsbassins,
reichlich vorhanden.
Am 25. Mai gelangten wir in die Landschaft
Luhanyandu, die sich zwei Tagemärsche weit bis zum
Berg Mgende am Luhanyandufluß hinzieht. Die
Bewohner sind Wangindo. Ihre Hütten sind aus
Bambus gebaut, die Wände meist hübsch geflochten,
mit schrägem, weit überhängendem Grasdach.
Die Gegend ist fruchtbar und stark bevölkert.
Gebaut wird Mtama, Mais, Reis, Mhogo, Bataten,
Bohnen, Tabak. Das bergige Gelände mit zum Theil
steil abfallenden Rücken, tiefen Thälern und zahl-
reichen Flüssen fällt als scharfe Plateaustufe etwa
300 m schroff und unvermittelt unter dem Namen
Mgendeberg in das vorgelagerte Hügelland ab.
Charakteristisch für das Gebiet, das ziemlich wasser-
arm ist, sind zahlreiche langgestreckte Plateaus, mit
lichtem Wald bestanden und viele Elefantenspuren
aufweisend, sowie Schluchten und Thäler mit Bambus
und dichtem Baum= und Strauchwerk angefüllt.
Ueberall tritt Sandstein und Laterit zu Tage.
Nach Uebersteigen des 300 m hohen Keyeberges
gelangten wir am 1. Juni in die Landschaft Gangada
zum Jumben Bagaya. Von hier an ist die Gegend
wieder wasserreich und fruchtbar. Dorf reiht sich an
Dorf, Schamba an Schamba. Die Bewohner:
Wangindo, Wanindi, Wayao und Wangoni sind von
Sabruma abhängig. Die Landschaft heißt Luvegu.
Das Land erinnert hier in Bezug auf geologischen
Aufbau, Wasserreichthum, Vegetation, Fruchtbarkeit,
starke nächtliche Abkühlung an Uhehe.
Am 4. Juni überschritt ich die beiden kleinen
Quellbäche des Luvegu, der nicht auf den Matogoro-
bergen, sondern weiter nördlich auf den Liganabergen
entspringt, und traf am 6. Juni auf der Station
Songea ein. Dieselbe liegt am Fuße der Matogoro=
berge auf einem niederen Rücken, etwa 15 Minuten
vom Ruvumafluß. Die Station widmet ihre Haupt-
thätigkeit dem Ausbau von Verkehrswegen. Nach
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der Station Wiedhafen am Nyassa ist der Weg auf
mehrere Tagereisen breit ausgehauen. Von den 42
erforderlichen Brücken sind 12 fertiggestellt. Der
nach Osten zu geplante Weg zur Verbindung der
Station mit der Straße Barikiwa—Kilwa soll auf
dem linken Luveguufer bis Mgende führen, dort den
Luvegu überschreiten und in Tshetshere auf die oben
erwähnte Straße stoßen. Die Anlage des Weges wird
wegen des zum Theil sehr bergigen Terrains und der
zahlreichen Flüsse viel Zeit und Arbeitskräfte erfordern.
Von Songea aus passirte ich zahlreiche Wasser
führende Flüsse, überschritt nach schwierigem Abstieg
über Fels= und Steingeröll den etwa 60 m breiten,
tiefen, reißenden und krokodilreichen Ruhuhn auf zwei
Booten und langte nach fünftägigem Marsch in Wied-
hafen an. Das Gebirge fällt hier in sanften Hängen
zum Nyassa ab. Am 13. Juni fuhr ich mit dem
Dampfer „v. Wissmann“, an dessen Bord sich Hauptmann
Herrmann und die übrigen Mitglieder der Kommission
befanden, in sieben Stunden nach Langenburg.
Ich gestatte mir noch, darauf hinzuweisen, daß
für größere Expeditionen im Hinblick auf den viele
Tage durch unbewohntes Gebiet führenden Weg (ich
bin von Kilwa bis Barikiwa ununterbrochen sieben
Tage, von da bis Songea im Ganzen acht Tage
durch Waldland marschirt) das Bereitstellen von
Lebensmitteln an geeigneten Punkten unter Obhut
einiger Askaris sehr vortheilhaft wäre. Die Stationen
können solche Verpflegungsstationen, wenn sie rechtzeitig
von der Ankunft der Karawane und deren Kopfzahl
unterrichtet werden, ohne Mühe und Kosten einrichten.
Ramerun.
Zanga-Expedition.
Nachrichten aus Matadi zufolge ist die deutsche,
nach dem Sanga bestimmte Expedition unter Assessor
Dr. Plehn Mitte Dezember dort eingetroffen.
Gouverneur v. Puttkamer, der mit dem „Habicht"“
nach Banana gefahren war, wollte sich dort mit auf
dem „Nachtigal“ einschiffen, der die Fahrt bis Ma-
tadi fortgesetzt hat. Von dort sollte die Expedition
die Bahn bis Leopoldville benutzen und dann die
25 tägige Flußfahrt bis zum Ngoko antreten. Dank
der Beihülse der Marine ist Assessor Plehn mit
mehreren guten Chronometern ausgerüstet und ver-
mag sofort zu Ortsbestimmungen am Ngoko zu schreiten.
Der Regierungsarzt Dr. Plehn in Kamerun
beabsichtigte, bei Abfahrt der Expedition am 1. Fe-
bruar eine Urlaubsreise anzutreten.
Deutsch-Südwelkafrika.
Die ersten Weine u. Rosinen aus Deutsch-Züdwestafrika.")
Infolge des Preisausschreibens des Kolonial-=
Wirtschaftlichen Komitees, Berlin, für
a) den ersten selbstgekelterten Wein aus Deutsch-
Südwestafrika,
*) Aus dem „Tropenpflanzer“ Nr. 1 1899.