Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Da auch in Barikiwa wieder ein großer Theil der 
sehr unzuverlässigen Kilwaträger entlief, ein anderer 
Theil wegen Krankheit entlassen wurde, so mußte ich 
den Unteroffizier Fitting und 20 für die Station 
Langenburg bestimmte Geldlasten in Barikiwa zurück- 
lassen. Von Barikiwa aus führen mehrere Wege nach 
Songea und dem Nyassa. Die bekanntesten sind der 
Mgendeweg, die Mampyui= und die Maleperepestraße. 
Die beiden letzteren Wege führen viele Tage durch 
unbewohntes Gebiet. Ich wählte daher mit Rücksicht 
auf die schwierige Verpflegung meiner Karawane die 
Mgendestraße, die nördlich der beiden anderen Straßen 
entlang läuft, dann aber scharf südlich abbiegt und 
stets am rechten Luveguuser entlang geht, bis sie 
denselben fast an seiner Quelle, zwei Tage vor Songea, 
überschreitet. Von Barikiwa aus ist die Straße bis 
kwa Tshetshere breit ausgehauen und für Wagen 
fahrbar. Von hier führt der Weg vier Tage durch 
waldbestandenes Hügelland, passirt den Wasser füh- 
renden Nyenye und den 100 m breiten Mbarangandu- 
fluß, nachdem er den zerklüfteten Kitulikaberg über- 
schritten hat. Wasser ist überall, meist in Felsbassins, 
reichlich vorhanden. 
Am 25. Mai gelangten wir in die Landschaft 
Luhanyandu, die sich zwei Tagemärsche weit bis zum 
Berg Mgende am Luhanyandufluß hinzieht. Die 
Bewohner sind Wangindo. Ihre Hütten sind aus 
Bambus gebaut, die Wände meist hübsch geflochten, 
mit schrägem, weit überhängendem Grasdach. 
Die Gegend ist fruchtbar und stark bevölkert. 
Gebaut wird Mtama, Mais, Reis, Mhogo, Bataten, 
Bohnen, Tabak. Das bergige Gelände mit zum Theil 
steil abfallenden Rücken, tiefen Thälern und zahl- 
reichen Flüssen fällt als scharfe Plateaustufe etwa 
300 m schroff und unvermittelt unter dem Namen 
Mgendeberg in das vorgelagerte Hügelland ab. 
Charakteristisch für das Gebiet, das ziemlich wasser- 
arm ist, sind zahlreiche langgestreckte Plateaus, mit 
lichtem Wald bestanden und viele Elefantenspuren 
aufweisend, sowie Schluchten und Thäler mit Bambus 
und dichtem Baum= und Strauchwerk angefüllt. 
Ueberall tritt Sandstein und Laterit zu Tage. 
Nach Uebersteigen des 300 m hohen Keyeberges 
gelangten wir am 1. Juni in die Landschaft Gangada 
zum Jumben Bagaya. Von hier an ist die Gegend 
wieder wasserreich und fruchtbar. Dorf reiht sich an 
Dorf, Schamba an Schamba. Die Bewohner: 
Wangindo, Wanindi, Wayao und Wangoni sind von 
Sabruma abhängig. Die Landschaft heißt Luvegu. 
Das Land erinnert hier in Bezug auf geologischen 
Aufbau, Wasserreichthum, Vegetation, Fruchtbarkeit, 
starke nächtliche Abkühlung an Uhehe. 
Am 4. Juni überschritt ich die beiden kleinen 
Quellbäche des Luvegu, der nicht auf den Matogoro- 
bergen, sondern weiter nördlich auf den Liganabergen 
entspringt, und traf am 6. Juni auf der Station 
Songea ein. Dieselbe liegt am Fuße der Matogoro= 
berge auf einem niederen Rücken, etwa 15 Minuten 
vom Ruvumafluß. Die Station widmet ihre Haupt- 
thätigkeit dem Ausbau von Verkehrswegen. Nach 
55 
  
der Station Wiedhafen am Nyassa ist der Weg auf 
mehrere Tagereisen breit ausgehauen. Von den 42 
erforderlichen Brücken sind 12 fertiggestellt. Der 
nach Osten zu geplante Weg zur Verbindung der 
Station mit der Straße Barikiwa—Kilwa soll auf 
dem linken Luveguufer bis Mgende führen, dort den 
Luvegu überschreiten und in Tshetshere auf die oben 
erwähnte Straße stoßen. Die Anlage des Weges wird 
wegen des zum Theil sehr bergigen Terrains und der 
zahlreichen Flüsse viel Zeit und Arbeitskräfte erfordern. 
Von Songea aus passirte ich zahlreiche Wasser 
führende Flüsse, überschritt nach schwierigem Abstieg 
über Fels= und Steingeröll den etwa 60 m breiten, 
tiefen, reißenden und krokodilreichen Ruhuhn auf zwei 
Booten und langte nach fünftägigem Marsch in Wied- 
hafen an. Das Gebirge fällt hier in sanften Hängen 
zum Nyassa ab. Am 13. Juni fuhr ich mit dem 
Dampfer „v. Wissmann“, an dessen Bord sich Hauptmann 
Herrmann und die übrigen Mitglieder der Kommission 
befanden, in sieben Stunden nach Langenburg. 
Ich gestatte mir noch, darauf hinzuweisen, daß 
für größere Expeditionen im Hinblick auf den viele 
Tage durch unbewohntes Gebiet führenden Weg (ich 
bin von Kilwa bis Barikiwa ununterbrochen sieben 
Tage, von da bis Songea im Ganzen acht Tage 
durch Waldland marschirt) das Bereitstellen von 
Lebensmitteln an geeigneten Punkten unter Obhut 
einiger Askaris sehr vortheilhaft wäre. Die Stationen 
können solche Verpflegungsstationen, wenn sie rechtzeitig 
von der Ankunft der Karawane und deren Kopfzahl 
unterrichtet werden, ohne Mühe und Kosten einrichten. 
  
Ramerun. 
Zanga-Expedition. 
Nachrichten aus Matadi zufolge ist die deutsche, 
nach dem Sanga bestimmte Expedition unter Assessor 
Dr. Plehn Mitte Dezember dort eingetroffen. 
Gouverneur v. Puttkamer, der mit dem „Habicht"“ 
nach Banana gefahren war, wollte sich dort mit auf 
dem „Nachtigal“ einschiffen, der die Fahrt bis Ma- 
tadi fortgesetzt hat. Von dort sollte die Expedition 
die Bahn bis Leopoldville benutzen und dann die 
25 tägige Flußfahrt bis zum Ngoko antreten. Dank 
der Beihülse der Marine ist Assessor Plehn mit 
mehreren guten Chronometern ausgerüstet und ver- 
mag sofort zu Ortsbestimmungen am Ngoko zu schreiten. 
Der Regierungsarzt Dr. Plehn in Kamerun 
beabsichtigte, bei Abfahrt der Expedition am 1. Fe- 
bruar eine Urlaubsreise anzutreten. 
  
Deutsch-Südwelkafrika. 
Die ersten Weine u. Rosinen aus Deutsch-Züdwestafrika.") 
Infolge des Preisausschreibens des Kolonial-= 
Wirtschaftlichen Komitees, Berlin, für 
a) den ersten selbstgekelterten Wein aus Deutsch- 
Südwestafrika, 
*) Aus dem „Tropenpflanzer“ Nr. 1 1899. 
  
 
	        
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