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tremitäten, mit sich bringt. Im Februar trat die-
selbe Erscheinung ein, da während dieses Monats
die Baumwolle gekappt wurde.
Im Uebrigen war die Besserung eine stetige und
nicht unbedeutende. Am deutlichsten zeigt sich dieses
bei einem Vergleich der beiden ersten und beiden
letzten Monate in Bezug auf die Anzahl der Ver-
pflegungstage. Es stehen sich da die Monate Ok-
tober und November mit 1036 und 1150 Ver-
pflegungstagen und Februar März mit 590 und
527 Verpflegungstagen gegenüber.
Die Zahl der wegen Krankheit in die Heimath
Entlassenen und der Gestorbenen ist je 10 und ent-
spricht in beiden Fällen 1,3 pCt. aller beschäftigten
Arbeiter. Die daraus berechnete jährliche Sterb-
lichkeitsziffer von 26 auf ein Tausend übertrifft
nicht die Sterblichkeitsziffer mancher europäischen
Gtoßstädte.
In Bezug auf andere als chirurgische Hautkrank-
heiten ist aus dem Berichte Folgendes hervorzuheben:
Die Farbigen erledigen ihre Fieberanfälle meist
selbst in einem Tage, indem sie sich durch Einhüllen
m wollene Decken und Trinken heißer Flüssigkeiten
stark in. Schweiß bringen. Am darauffolgenden
Tage melden sie sich meist, um eine Dosis Chinin
zu empfangen und dann nach einem Ruhetage wieder
zur Arbeit zu gehen.
Fälle von Dysenterie zeigten sich vereinzelt
während des ganzen Halbjahres. Bei der Behand-
lung dieser Krankheit bewährte sich vorzüglich die
Darreichung kleiner Gaben Kalomel. In der Regel
wurden zweistündlich zwei Centigramm Kalomel ge-
geben. Dann wurde das Mittel ausgesetzt und als
Nahrung in der Hauptsache Schleimsuppen gegeben.
Der Entstehung von Stomatitis wurde durch sorg-
fältigste Mundpflege vorgebeugt. Die Darreichung
von Ipecacuanhapräparaten zeigte keinen wesentlichen
Erfolg.
2. Bismarckarchipel. — Herr Dr. Danneil
scheidet nach Ablauf seines Vertrages im Jannar
1899 auf seinen Wunsch aus und wird durch
Dr. med. Fuhrmann ersetzt werden.
Für die Europäer war das Jahr 1897 über-
wiegend günstig. Ein Todesfall ist nicht vor-
gekommen. Weniger günstig gestaltete sich das erste
Halbjahr 1898, namentlich in der zweiten Hälfte.
Escharakterisirte sich durch eine weitverbreitete Stö-
rung des Allgemeinbefindens, welche als Wirkung
einer sogenannten lavirten, verkappten Malaria an-
zusehen war. Dazwischen kamen jedoch einzelne
heftigere akute Fieberfälle vor. Auch unter den
übrigen weißen Ansiedlern war Fieber verbreitet,
darunter zwei Fälle von Schwarzwasserfieber, das
seit zwei Jahren nicht beobachtet worden war. Sie
waren nicht eingeschleppt, endeten aber mit Genesung.
Von zwei Beamten der Neu-Guinea-Kompagnie be-
merkt der Bericht, daß sie nach mehr als drei-
jähriger Thätigkeit im Schutzgebiet in so ausgezeich-
neter Gesundheit nach Europa gegangen wären, daß
sie eigentlich keiner Erholung bedurft hätten.
Die unter den Eingeborenen der Gazellehalbinsel
ausgebrochene Dysenterie herrschte nach einem Be-
richte des Kaiserlichen Richters Dr. Hahl vom De-
zember 1897 seit etwa zwei Monaten und krberie
besonders zahlreiche Opfer. Sie war auch i
Februar 1898 noch nicht erloschen und raffte eine
Menge Menschen hin. Auch aus Neu-Mecklenburg
kamen ähnliche Nachrichten. Die Arbeiter der Pflan-
zungen sind bisher verschont geblieben. Um ein-
tretendenfalls Kranke isoliren zu können, ist die
Errichtung eines besonderen Krankenhauses für an
Dysenterie Leidende genehmigt worden. Auch für
innere Kranke wird neben dem neuerlich vollendeten
Hospital noch ein eigenes Krankenhaus erbaut.
Schifffahrt. Die Aenderung des Fahrplanes
der Neu-Guinea-Linie seitens der Direktion des
Norddeutschen Lloyd, nach welcher Macassar auf der
Ausreise und Rückreise angelaufen wird, hat eine
Verbesserung der telegraphischen Verbindung gebracht,
welche ermöglicht, Nachrichten vom Abfahrtstage des
Postdampfers aus Friedrich Wilhelmshafen ab ge-
rechnet innerhalb 8 Tagen — gegen 13 Tagen über
Soerabaya wie früher — hierher zu legen. Tele-
gramme aus Europa brauchen auf dem Wege über
Macassar nur 8 Tage gegen 22 Tage über Singa-
pore.
Ueber die näheren Umstände, unter denen der
neue, erst am 21. November 1897 im Schutzgebiet
eingetroffene Dampfer „Johann Albrecht“ verloren
gegangen ist, ergiebt sich aus den eingegangenen
Berichten Folgendes: Am 4. Februar 1898 hatte
ein der Firma Hernsheim & Co. gehöriger Schuner,
von den Echiquierinseln kommend, an dem nordwest-
lichen Außenriff der Hermitinseln, indem er die nur
etwa eine Seemeile breite Westpassage verfehlte,
Schiffbruch gelitten, als er sich auf dem Wege nach
Pémé, der einzigen europäischen Ansiedelung auf
dieser Inselgruppe, befand.
In den ersten Tagen des Mai erhielt der
Kapitän des „Johann Albrecht“ auf Ansuchen der
betreffenden Firma von der Generaldirektion zu
Stephansort Ordre, sich von Berlinhafen nach Löschung
der für dort bestimmten Ladung nach den Hermit-
inseln zu begeben, um die Schiffbrüchigen des
Schuners abzuholen und die geborgene Ladung dieses
verunglückten Schiffes mitzunehmen. Der Dampfer
verließ am 11. Mai, nachmittags 2 Uhr, Berlin-
hafen. Am 12. Mai kamen die Hermitinseln bereits
um 1½ Uhr nachmittags in Sicht. Der dicken,
trüben Luft und starken Regenschauer wegen hielt
der Kapitän aber wieder von Land ab und versuchte
erst am 13. morgens in die obengenannte West-
passage einzulaufen. Kurz vor 9 Uhr morgens
wurde von der Back und von der auf Topp befind-
lichen Wache plötzlich „Steine rechts voraus"“ ge-
meldet. Obwohl die Maschine sofort auf volle
Kraft rückwärts gestellt wurde, hatte dieses Kom-