Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

ist dies bei den in erheblich geringerer Zahl vor- 
handenen Arabern der Fall. Den Chinesen wird 
die Einwanderung zur Zeit außerordentlich erschwert. 
Die holländischen Kolonialbeamten genießen eine 
besondere, lediglich für die Kolonie berechnete Vor- 
bildung. Nach dreijährigem Studium von Sprachen, 
Geschichte, Verwaltungs= und Rechtskunde Nieder- 
ländisch-Indiens unterzieht sich der Anwärter dem 
Groot-Ambtenaar-Examen, durch dessen Bestehen 
er die Befähigung zur Anstellung im niederländisch- 
indischen Staatsdienst erlangt. Zu einer Anstellung 
im holländischen Staatsdienst in Europa befähigt die 
Ablegung dieses Examens nicht. Die Beamten 
werden in Java in einem Verwaltungsbüreau (zu- 
nächst als Kommis mit 150 Gulden monatlichem 
Gehalt, welches indessen schnell steigt) beschäftigt und 
haben dann nach einer Reihe von Jahren Aussicht, 
Kontroleur zu werden, sowie später eventuell eine 
der höheren Stellen — Assistentresident, Resident — 
zu erlangen. Die Beamten erhalten nach 10 jährigem 
(früher 15 jährigem) Aufenthalt in Java Heimaths- 
urlaub. 
Die Beamten machten durchweg einen guten 
Eindruck. Der holländische Beamte — wie über- 
haupt der gebildete Holländer — spricht meistens 
ausreichend Deutsch, Englisch und Französisch, wozu 
ihn seine in dieser Beziehung sehr gute Schulbildung 
in den Stand setzt. Die theoretisch sehr wesentliche 
Vorbildung in den Eingeborenensprachen scheint bis- 
weilen in praxi nicht den erstrebten Nutzen zu haben, 
da die Beamten manchmal in Gebieten thätig sein 
müssen, deren Sprache sie nicht kennen. 
Die Vorzüge des holländischen Systems, nach 
welchem nur derjenige Beamte einen selbständigen 
Posten in Java erlangen kann, der sich durch eine 
mehrjährige Thätigkeit in der Kolonie bereits be- 
währt hat, springen ohne Weiteres in die Augen. 
Ebenso einleuchtend ist jedoch, daß ein solches System 
nur in einer ausgedehnten, entwickelten Kolonie 
durchführbar ist, deren Klima einen andauernden 
Aufenthalt der Beamten im Lande gestattet. 
Den Vorzügen des Systems dürften übrigens auch 
einzelne Nachtheile gegenüberstehen. Dem hollän- 
dischen Beamten fehlt die freiere Vorbildung und 
Stellung des deutschen Beamten. Es wird über 
Büreaukratismus und Streberthum geklagt. 
Die Amtssprache im Verkehr mit Eingeborenen 
ist keine der drei einheimischen Sprachen: Sunda- 
nesisch, Javanisch, Maduresisch, sondern das Malalische 
(Nieder= oder Umgangsmalaiisch). Diese Sprache 
dient gleichzeitig als allgemeine Verkehrssprache. 
Wie sämmtliche Beamte, so sprechen sie auch alle 
Eingeborenen und sonstigen Nichteuropäer, welche 
als Diener, Kaufleute oder in anderer Eigenschaft 
häufiger mit Europäern in Verbindung kommen. 
Die malaiische Sprache ist außerordentlich leicht 
erlernbar und verfügt dabei über einen reichen 
Wortschatz. Sie dürfte sich deshalb zu einem allge- 
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meinen Verständigungsmittel ungleich mehr eignen 
als das abscheuliche Pidgeon-Englisch, welches unter 
Anderem auch in Neu-Guinea und dem Bismarck- 
Archipel gesprochen wird. Auf der Plantage der 
Neu-Guinea-Kompagnie in Stephansort, wo javanische 
Arbeiter und Chinesen in größerer Anzahl thätig 
sind, ist bereits das Malalische mit Erfolg als all- 
gemeines Verständigungsmittel eingeführt worden. 
Die Wege befinden sich in Java durchweg in 
vorzüglichem Zustande. Daneben besitzt die Insel 
ein ausgedehntes Netz von Eisenbahnen und Dampf- 
straßen= (Stoomtram-) Bahnen, welches beständig 
noch erweitert wird. In diesem Jahre sind wieder 
mehrere Bahnen dem Betriebe übergeben worden, so 
die Bahn von Diokjakarta über den Buru-Budur- 
Tempel nach Magelang, andere sind im Bau be- 
griffen. 
Die Züge fahren, abgesehen von der Verbindungs- 
bahn zwischen Batavia und dem Hafen Tandjong 
Priok, auf welcher auch abends noch einige Züge 
verkehren, nur am Tage. Es geschieht dies mit 
Rücksicht auf die häufig vorkommenden Erdrutschungen, 
sowie auf die mangelhafte Zuverlässigkeit des Bahn- 
personals. 
Die Hauptbahn zwischen Batavia und Soerabaja 
bietet ein warnendes Beispiel eines Bahnbaues dar, 
der ohne Rücksicht auf spätere Weiterführung be- 
gonnen ist. Die zuerst gebaute, im Besitz einer 
Privatgesellschaft stehende Strecke von Djokjakarta bis 
Solo (Soerakarta) besitzt eine bedeutend größere 
Spurbreite als die übrigen Theile der Bahn, welche 
mit Ausnahme der Strecke Batavia—Buitenzorg im 
Staatseigenthum stehen. Bei dem ebenen Terrain 
zwischen den beiden Sultansstädten bot der Bau 
einer breitspurigen Bahn keine Schwierigkeiten, 
während das theils gebirgige, theils sumpfige Terrain 
der später gebauten Bahnstrecken die Wahl einer 
geringeren Spurweite erforderlich machte. Die Folge 
der verschiedenen Spurweite ist, daß man auch bei 
den durchgehenden Zügen zweimal den Wagen wechseln 
muß. Die Durchführung eines Gleises zwischen 
Djokjakarta und Solo mit derselben Spurweite, wie 
sie im Uebrigen besteht, soll beabsichtigt sein. 
Die Einrichtung der neueren, bei den durch- 
gehenden Zügen eingestellten Wagen ist sehr gut. 
Die Abtheile sind geräumig und luftig. Ein breiter 
Gang trennt die Rohrsitze, welche in der ersten Klasse 
noch mit Lederkissen bedeckt sind. Die Fenster sind 
groß und besitzen außer der bei uns üblichen Ein- 
richtung noch eine Holzjalousie zum Schutze gegen 
die Sonne sowie ein feines Drahtgitter zum Schutze 
gegen den Staub. Die dritte, für die Eingeborenen 
bestimmte Klasse hat Holzbänke und offene Fenster 
mit Holzjalousien. 
In ganz Java findet man in den besuchteren 
Orten gute Hotels. Das Bestehen derselben wird 
zum Theil dadurch ermöglicht, daß die Hotels in 
höherem Grade als bei uns von Unverheiratheten 
als ständige Wohnung benutzt werden. Außerdem 
aber trägt die Regierung wesentlich dazu bei, indem
	        
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