Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

nächst einmal das Verbreitungsgebiet und 
die Häufigkeit des Vorkommens möglichst 
fcstgestellt werden. Alte Bäume dürften bereits 
sehr selten sein. Pflanzungsgesellschaften, welche in 
den Gegenden, wo der Baum vorkommt, Plantagen 
von Kakao anlegten, würden in ihm bereits ein Ob- 
jekt von großem Werthe vorfinden. Er würde als 
Schattenbaum zu schonen und zu verpflanzen bezw. 
neu anzupflanzen sein, wozu er sich vortrefflich zu 
eignen scheint. 
——. —— — — 
Deutsch-Südwestafrika. 
Grenzregulirungskommission. 
Nach Berichten aus Südwestafrika ist der mit 
der Theinahme an den Grenzkommissionsarbeiten 
britischerseits beauftragte Major Laffan Mitte 
November 1898 in Rietfontein eingetroffen, wo sich 
der deutsche Kommissar, Leutnant Wettstein, schon 
befand. Die Grenzfestsetzungsarbeiten haben am 
17. November begonnen und dürften jetzt bereits 
100 Meilen fortgeschritten sein. 
RAus dem Bereiche der Wissionen und 
der Knfisklaverri-Bewegung. 
Herr Missionsinspektor Merensky sprach 
vor einer zahlreichen Versammlung der Kolonial= 
gesellschaft (Berlin = Charlottenburg) unter dem 
Vorsitz des Prinzen Arenberg im Kaiserhof über 
die Arbeit der evangelischen Mission in dem nord- 
wärts vom Nyassa liegenden deutschen Gebiete. Es 
ist das hauptsächlich das Kondeland. Merensky hat 
mit einer Expedition vor jetzt acht Jahren selbst die 
evangelische Mission dort begründet. 
Inspektor Merensky führte in seinem andert- 
halbstündigen Vortrage Zeitungsberichten zufolge u. A. 
aus: Wenn man den Nyassa von Süden nach 
Norden befährt, wird man enttäuscht sein von den 
trostlosen Ufern. Wie anders aber wird das Bild, 
wenn sich das Schiff dem deutschen Gebiete, dem 
Nordende des Sees, nähert: gewaltige Bergesspitzen 
ragen aus dem Wolkenschleier. Kommt man näher, 
so erheben sich, fast senkrecht am Ufer aussteigend, 
Gebirgswände bis zu 10 000 Fuß Höhe. Diese 
Wände sind die Ursache der vielen Niederschläge, 
deren sich das dahinterliegende Land erfreut, das 
nur im Oktober und November trocken ist. Die 
niedergehende Regenmenge im Kondelande ist größer, 
als bei uns in Deutschland. Daher ist auch die 
Vegetation gut entwickelt; sie ist mehr indisch. Man 
trifft ausgedehnte Bambuswälder, prächtige Bananen- 
pflanzungen. Man ist überrascht von der Schönheit 
und Fruchtbarkeit des Landes und der Gutartigkeit 
des Volkes. Sie bauen mit großem Erfolge Bananen 
und zwar acht verschiedene Arten. Sie halten ihre 
Kulturen von Unkraut rein, rajolen und wissen so- 
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gar, daß Düngung nothwendig ist. Ihre Häuser 
sind sehr gut gebaut. 
Bei der Errichtung von vier Missionsstationen 
konnte Merensky seine 23 jährigen Erfahrungen in 
Südafrika verwenden. Von den vier ihn begleitenden 
Missionaren waren zwei die Söhne von alten Missio- 
naren, sprachen die Sprache der Eingeborenen als 
ihre Muttersprache, waren also eingelebt in die Denk- 
weise der Schwarzen. Natürlich sind solche immer 
die besten Werkzeuge der Mission. Außerdem gingen 
drei Missionshandwerker mit. Seit der Begründung 
sind 14 Missionare, sieben Missionshandwerker und 
zehn Missionsfrauen nach dem Myassa geschickt worden, 
und es ist davon nicht ein einziger dem Fieber er- 
legen, ja nicht einmal eine Erholungsreise nach Europa 
war nöthig, die bekanntlich Beamten schon nach zwei 
Jahren gewährt wird. 
Nach achtjähriger Arbeit besitzt diese Mission 
zehn Stationen, auf dem Nyassa einen kleinen 
Dampfer (den „Paulus"), 13 Missionare, fünf Hand- 
werker und acht Missionarsfrauen. 
  
Kleinere Nachrichten. Der Baseler Mission 
ist es gelungen, den großen Fehlbetrag der letzten 
Jahresrechnung von 253 000 Mark vor Schluß des 
Jahres 1898 zu decken. 
Die von der Mission Berlin I in Uhehe neu 
gegründeten Stationen (s. Kol. Bl. vom 15. Februar, 
S. 132) heißen Kilugala, Mufindi, Uhafiala und 
Muhanga. 
Der evangelische Afrikaverein hat in Bellstadt, 
Kamerun, eine höhere christliche Schule eröffnet, um 
den jungen Leuten, welche die Baseler Missionsschulen 
durchgemacht haben, Gelegenheit zur Vorbereitung 
auf einen europäischen Beruf zu geben. 
Der Missionar Spieth und Frau (Norddeutsche 
Missionsgesellschaft, vergl. Kol. Bl. 1898, S. 549) 
sind Mitte Dezember in Ho (Togo) angekommen 
und haben ihre Thätigkeit wieder ausgenommen. 
Sie fanden in der Nebenstation Waya den Missionar 
Freyburger mit dem Bau einer Kapelle beschäftigt 
und in Ho die Mädchenschule in einem Neubau ein- 
gerichtet. In Amedschovhe konnten sie am 17. No- 
vember die neue Kirche einweihen. (Vergl. Kol. 
Bl. 1899, S. 57.) 
Die „Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission"“ 
melden den Tod der Gattin des Missionars Pastor 
Holst in Maneromango. 
  
Einem in „Gott will es“ veröffentlichten Jahres- 
bericht über die Missionsthätigkeit der Benediktiner= 
Schwestern in St. Maria zu Dar-es-Saläm, datirt 
vom 25. November 1898, entnehmen wir Folgendes: 
In unserem Spital erhielten 187 Kranke kürzere 
oder längere Zeit unentgeltlich Pflege, Kost und 
Arznei. Die bei den Schwarzen am häufigsten vor- 
kommenden Krankheiten sind: Dysenterie, Wassersucht, 
Auszehrung und recht schlimme Hautkrankheiten. Seit 
August sind die Pocken unter den Schwarzen der
	        
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