Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

— 240 — 
kurz vor Beginn des Unterrichts, laufen noch mehr 
ein. Die Gesuche kommen meist aus dem besseren 
Mittelstand. Die Schule wird vier Abtheilungen: 
eine Schulabtheilung, eine wirthschaftliche, eine gärt- 
nerisch-tropische, die Treibhäuser und Kasten benutzen 
wird, und eine technische Abtheilung umfassen. Für 
diese Abtheilungen sind hervorragende Lehrkräfte ge- 
wonnen. Der Redner nannte einige Namen besten 
Klanges; im Uebrigen wird ja die Liste der Lehr- 
kräfte bald erscheinen. In Holland und in England, 
wo Herr Fabarius sich für die Anlage der Anstalt 
Belehrung holte, fand sein Plan Billigung, und in 
Frankreich, von wo aus man sich über die Vorarbeiten 
zur Errichtung der Schule unterrichtet hatte, ist der 
Plan bei der kürzlich dank einem Vermächtniß ge- 
gründeten Kolonialschule (wir haben darüber berichtet) 
wörtlich befolgt worden. Dr. Hindorf schloß sich 
den Ausführungen des Redners an, um das Interesse 
an der neuen Anstalt zu wecken. Pfarrer Kriele 
berichtete noch, daß ein deutscher Theologe nach Keet- 
manshoop (Südwestafrika) ausgesandt worden ist, 
mit der Aufgabe, den Kindern der dortigen Weißen 
Unterricht zu geben. Ein gemeinsames Mahl in dem 
großen Saale der Erholung schloß die Zusammen- 
kunft, über deren Verlauf man in kolonialen Kreisen 
sehr befriedigt sein wird. 
In den „Nachrichten aus der ostafrikanischen 
Mission“ lesen wir: In Neu-Bethel in Usambara 
(Miss. Roehl und Ruccius) ist im Dezember ein 
neues aus Backsteinen aufgebautes Schulhaus bezogen 
worden. Es ist sauber, geräumig und hell. Die 
Schulbänke sind von den Jungens mit großer Freude 
gemacht, die Schultische von den Missionaren, und 
zwar aus selbst angefertigten Brettern der Ceder. 
Schulstunde ist morgens von 7 bis 8 Uhr; unter- 
richtet wird in Religion, Lesen und Schreiben. Mit 
einem kurzen Gebet wird begonnen und geschlossen. 
Danach gehen die Kinder (31) nach Hause zum Essen 
und an ihre Arbeit. Sie weiden das Vieh der 
Eltern und helfen auf dem Acker. Die Leute sollen 
zum ersten Mal Hüttensteuer bezahlen, 3 Rupien 
das Jahr für jede Hütte, das sind fast 4 Mark. 
In „Gott will es“ lesen wir: Der Propräfekt 
der Oblaten von der Jungfrau Maria, P. Herr- 
mann, ist mit zwei Patres und drei Laienbrüdern 
in Windhoek angekommen, und es ist nunmehr mit 
dem Bau eines regelrechten Missioushauses begonnen 
worden. In nächster Zeit erfolgt auch eine Missions- 
gründung in Swakopmund. Daran wird sich eine 
andere längst ersehnte Gründung anschließen: die erste 
Missionsstation unter den Eingeborenen des Nordens. 
Der apostolische Vikar von Nord-Sansibar, Bischof 
Allgeyer, berichtet in demselben Missionsblatt über 
die Thätigkeit der Väter vom heiligen Geist 
während des Jahres 1897/98 Folgendes: 
  
Das verflossene Jahr war für unsere Mission in 
Deutsch-Ostafrika eine recht schwere Zeit durch Todes- 
sfälle, Krankheiten und mancherlei Plagen. 
Vom Juni 1897 bis August 1898 verloren 
wir sechs Mitglieder der Mission durch den Tod: 
P. Ledonne in Lalonga, P. Hiltz in Mhonda, 
Bruder Benediktus in Tununguo, P. Mayrer 
in Mrogoro, Bruder Oskar in Bagmoyo, Schwester 
Maria in Bagamoyo. Außerdem starb in Sansibar 
die edle und hochherzige Frau Chevalier, die seit 
14 Jahren sich so vieler verlassener Sklavenkinder 
angenommen, sie in ihrem eigenen Hause verpflegt 
und für den Himmel gewonnen hatte. 
Eine andere schwere Prüfung war die Krankheit 
des apostolischen Vikars selbst. Am 12. Januar 1898 
hatte er mit P. Schneider seine erste Reise ins 
Innere angetreten, um die Missionsstationen am 
Kilimandjaro zu besuchen. Am 14. März kam er 
todkrank nach Sansibar zurück. Nachdem er die 
Ruhrkrankheit überwunden, stellte sich ein Leberleiden 
ein, welches eine schwierige Operation nöthig machte. 
Wiederhergestellt konnte der apostolische Vikar am 
3. September 1898 seine zweite Visitationsreise in 
den südlichen Theil seines Vikariats antreten. Er 
hatte die Freude, etwa 1200 Neubekehrten das 
Sakrament der heiligen Firmung spenden zu können. 
„In allen unseren Stationen“, Uberichtet der 
Bischof, „bemerkt man eine große Annäherung der 
Bevölkerung und eine Bewegung zur Annahme der 
christlichen Religion. Ueberall werden die Kapellen 
zu klein und die Zahl der Kinder, die unsere Schulen 
besuchen, ist schon ungefähr auf 3000 gestiegen.“ 
Zwei neue Stationen sind im letzten Jahre ge- 
gründet worden: die eine in Matombo in Uruguru, 
die andere Fischerstadt im Kilimandjarogebiete. Die 
große Anzahl der Taufen von Erwachsenen (79) in 
der einen Station und die zahlreichen Kinder (380), 
welche die Missionsschulen in Fischerstadt besuchen, 
zeigen, wie erwünscht die Anlage dieser Stationen war. 
Eine andere Gründung, die viel Gutes zu stiften 
im Stande sein wird, ist die Errichtung eines Spitals 
für kranke Eingeborene in Bagamoyo. Hier kommen 
jährlich etwa 80 000 Lastträger mit den Karawanen 
aus dem Innern an. Die Zahl der Ankömmlinge 
steigerte sich im verflossenen Jahre noch, da im Innern 
wegen Mangel an Regen die Nahrung sehr theuer 
geworden war und viele zur Küste strömten, um nicht 
vor Hunger zu sterben. A Da manche unter diesen 
Leuten krank an der Küste ankamen und aus Mangel 
an genügender Pflege starben, richtete P. Karst auf 
Anordnung des apostolischen Vikars ein Spital für 
erkrankte Karawanenleute ein und hat schon fünfzig 
dieser Unglücklichen ausgenommen. 
Die „Marien-Monatsheste“ veröffentlichen Aus- 
züge aus einem Briefe Sr. bischöfl. Gnaden Msgr. 
Couppé, denen wir Folgendes entnehmen: 
Die Zahl der bekehrten Erwachsenen, welchen 
wir die Freude hatten die hl. Taufc spenden zu
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.