Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

mit einem bubuän gegaun (harten Herzen). Manchem 
haben diese täglichen und nächtlichen Gelage, beson- 
ders da wir in der Regenzeit stehen, Fieber, Husten 
man denn, vielleicht kannst du diesem oder jenem ins 
Gewissen reden und ihn auf seine Thorheiten auf- 
merksam machen. Man sucht solch einen Elenden 
auf und bittet ihn freundlich, Medizin zu nehmen. 
geass gut geht, läßt er sich vielleicht auch dazu 
erbei. 
Wandel nach väterlicher Weise eingetragen hat, schon 
rein äußerlich, so bekommt man zur Antwort: ? Ja, 
das widerfährt uns nur, seitdem weiße Leute im 
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— 
friedigend, wenn es auch noch nicht bei ihnen zu. 
besonderen selbständigen Leistungen kommt. Anm lieb- 
ssten wird noch immer von den Kindern gesungen; 
und sonstige Krankheiten eingetragen. Da glaubt 
Zeigt man ihm nun aber, was ihm der 
Land sind. Unsere Großväter haben das auch Alles 
mitgemacht und sind nie so krank gewesen.““ Auf der 
Siar benachbarten Insel Ragetta, wo Miss. Helmich 
sein besonderes Arbeitsgebiet hat, hatte er die Freude, 
daß auch eine Anzahl von 15 bis 20 Erwachsenen 
regelmäßig mit den Kindern zur Schule kamen, um 
Gottes Wort zu hören. 
sagten sie plötzlich wie auf Verabredung: „Helmich, 
wir haben nun genug gehört, wir wissen Alles. 
Uebrigens Tabak bekommen wir dafür ja doch nicht.“" 
„Wie weh ein solches Verhalten thut,“ schreibt Miss. 
Helmich, „kann man schwer beschreiben.“ Ja, der 
Tabak! „Besucht man die Dörfer,“ schreibt Kunze, 
„so ist das Erste und Letzte, was man immer wieder 
hört, die drei Buchstaben: k-a-s (Tabak)“ 
Bei dieser Sachlage bleibt die Schularbeit noch 
der erfreulichste und vorderhand aussichtsvollste Theil 
der Missionsarbeit. Auf dieselbe verwenden deshalb 
auch die Missionare den größten Fleiß und einen 
verhältnißmäßig großen Theil ihrer Zeit. Es wird 
uns versichert, daß die Zahl von 80 Schülern in 
unseren vier Schulen im Jahresbericht von 1897 
eher zu niedrig als zu hoch angegeben sei. Freilich 
kommen auch hier unliebsame Störungen und damit 
unfreiwillige Unterbrechungen vor, zumal die Alten 
von der Nützlichkeit der Schulen für ihre Kinder 
keine Ahnung haben. So stehen auch noch die Schulen 
auf schwachem Grunde und sind, wie einer unserer 
Missionare schreibt: „Augenblickskinder“. Wir hören 
z. B., daß die Schule in Bogadjim, hoffentlich nur 
für kurze Zeit, hat eingestellt werden müssen. Als 
in Siar sich die Missionare genöthigt sohen, einen 
gemietheten Burschen aus Simbang zu entlassen, weil 
er mit Vernachlässigung seiner dienstlichen Verpflich- 
tungen die Rolle eines Tanzmeisters für die Einge- 
borenen spielte, rief dieses einen solchen Sturm der 
Entrüstung hervor, daß die Eltern den Kindern ver- 
boten, ferner die Schule zu besuchen. Also der reine 
Boykott! Doch trotz alledem, es ist noch die Arbeit, 
die doch einigermaßen sichtbare Erfolge aufweist. 
Miss. Kunze schreibt uns von seiner Schule in Siar: 
„Regelmäßig wird sie freilich von den einzelnen Kin- 
dern noch immer nicht besucht; doch immerhin so, 
daß man für eine Anzahl auf Fortschritte hoffen darf. 
Die Zahl schwankt zwischen 8 bis 15. Zwei Jungen 
und ein Mädchen lesen und schreiben schon recht be- 
Da, Anfang Dezember, 
friedigung. 
für biblische Geschichte ist leider das Interesse noch 
ganz gering. Da die Zeit beim Schulehalten nur 
zu schnell vergeht, so ist es mir stets lieb, wenn die 
Kinder zwei Stunden aushalten; aber das geschieht 
nicht häufig. Bald ist's die Mutter, bald der Vater, 
bald eins der älteren Geschwister, das eins oder das 
andere der Kinder vorzeitig abrust. Der Schulbesuch 
geschieht eben noch nicht um der Sache willen; er 
gilt mehr als ein Privatvergnügen, als eine nicht 
unwillkommene Abwechselung. Je und dann versuche 
ich, die ausgebliebenen Schüler aus den Dörfern 
herauszuholen; doch habe ich selten viel Erfolg dabei. 
Sobald man mich kommen sieht, macht man sich im 
Wald oder sonstwo unsichtbar. Ich läute morgens 
etliche Male und rufe oder richtiger schreie die Namen 
der in der Liste stehenden Kinder in die Morgenluft 
hinaus: „Kinder, kommt zum Schreiben.# Ich würde 
mir diese Lungenanstrengung gerne ersparen, aber 
vorläufig wird's wohl noch dabei bleiben müssen. 
Da die Schule die einzige regelmäßige Missionsarbeit 
ist, die wir zur Zeit auf Neu-Guinca treiben können, 
so gewährt sie mir und meiner Frau die meiste Be- 
Auf ein Bezahlen des Schulbesuchs mit 
Tabak (d. h. natürlich die Missionare als Bezahlende, 
nicht etwa die Kinder; die Red.) haben wir uns nicht 
eingelassen. Wir wollen lieber einige weniger haben 
als viele solche, die nur um des Tabaks willen 
kommen, zumal diese doch über kurz oder lang wieder 
ausbleiben.“ Gerade diese Schule traf nun, wie 
vorhin erwähnt, der Boykott! 
Aus fremden RKolonien. 
Die Ausgaben Englands für seine Kolonien während 
des Etatsjahres 1899/71900.7 
Den Voranschlägen für den englischen Civildienst 
für das Jahr 1899/1900 (Estimates for Civil 
Services for the Fear ending 31. March 1900) 
werden nachstehende, die Kolomen betreffenden Po- 
sitionen entnommen: 
Der von England zu zahlende Zuschuß beträgt für 
im Vorjahre: 
Ugand 250 000 K gegen 142 000 T, 
Briunsch-Centralafrika 48 000 = 28000 = 
Britisch-Ostafrika. . 99 000 = 90 000 = 
die Uganda-Eisenbahn 7 46366 7 463 
  
zusammen 404 463 K gegen 267 468 K. 
Sehr beträchtlich ist der Zuschuß für die Gold= 
küste gestiegen, nämlich von 25 000 L au# 70 000 K. 
Hiervon sind 45 000 & für die Verwaltung und 
Vertheidigung der nördlichen Distrikte des Goldküsten- 
Protektorats, 25000 0 für die Ausdehnung des 
*) Vergl. Deutsches Kolomalblatt 1898, S. 1807.
	        
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