Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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abzunehmen, das Gebiet des hiesigen Bezirks weiter 
auswärts kennen zu lernen und dem Dampfer unter 
Umständen durch Stellung von Mannschaften rc. be- 
hülflich sein zu können. Die Landflächen wurden 
am 28. und 29. Januar unter dem Beisein der be- 
treffenden Akiden und Jumben abgenommen und das 
für die Eingeborenen zu reservirende Land festgestellt. 
Der Dampfer fuhr ohne große Schwierigkeit bis 
Kooni, Wasser war überall genügend vorhanden, nur 
an den oft sehr breiten Uebergängen mangelte das- 
selbe etwas. Die Fahrrinne ist durchweg sehr schmal, 
so daß der Dampfer nicht allzuviel Spielraum in 
derselben hat. Das Wasser scheint seinen Weg bis- 
weilen sehr zu verändern, da an einzelnen Stellen 
jetzt Sandbänke waren, an welchen Kapitän Prüssing 
vor einigen Monaten noch gut fahren konnte. Ober- 
halb Kooni waren einige sehr schlechte Stellen, welche 
besonders gut bezeichnet werden müßten. Der Dampfer 
fuhr ungefähr bis Ndundu, an welcher Stelle der 
Schiffszimmermann Leßmann beerdigt liegt. Nach 
Errichtung eines neuen Kreuzes auf seinem Grabe 
wurde die Rückreise angetreten. Die Herunterfahrt 
erscheint schwieriger als die Herauffahrt, da die 
Biegungen bisweilen sehr kurz sind und der starke 
Strom das Schiff gegen die Ufer drängt. 
Die Gegenden waren durchweg stark bevölkert, 
besonders bei Ndundu, Kooni, Kisoma und Kipei; 
die Leute machten überall einen geweckten Eindruck, 
hatten zur Zeit aber unter Mangel an Nahrungsmitteln 
zu leiden. In ein bis zwei Monaten dürfte jedoch 
Nahrung in großer Menge vorhanden sein, da die 
ungeheuren Reis= und und besonders Maisschamben 
infolge der letzten Regengüsse ganz vorzüglich standen. 
Der Boden ist durchweg, besonders auch bei Jamba 
und Ndundun, von ganz hervorragend guter Beschaffen= 
heit und sehr zu hoffen, daß die Gesellschaften bald 
mit der Bebauung ihrer Landflächen beginnen. Die 
Verhältnisse — absolut wurzel= und steinfreier Boden 
— sind wie geschaffen zum Arbeiten mit einem 
Dampsfpfluge, und die Auslagen werden sicherlich sich 
reichlich bezahlt machen, auch wenn nur Reis und 
Mais angebaut würden. 
Ramerun. 
Gezähmte afrikanische Elefanten. 
Es ist dem Stationschef in Yaunde (Kamerun), 
Oberleutnant Dominik, gelungen, bei eingefangenen 
jungen Elefanten erfolgreiche Zähmungsversuche vor- 
zunehmen. Dominilk berichtet darüber das Folgende: 
Um zu einem ersten Versuch zu schreiten, einige 
Elefanten zu fangen, machte ich den Mwelles, in 
deren Gebiet die Elesanten am zahlreichsten sind, im 
August bekannt, daß ich jedem Häuptling, der mir 
  
eine Elefantenherde melden würde, etwa geschossene 
Thiere mit den zähnen überlassen würde, da ich nur 
Jungthiere zu fangen beabsichtigte. 
So gelangte ich 
im September innerhalb von drei Wochen zur Kennt- 
niß von zwei Herden im Mwellegebiet, die ich mit 
dem Aufgebot der ganzen Bevölkerung der umlie- 
genden Stämme kesselte. 
Ich habe unter unendlichen Anstrengungen eine 
Anzahl alter Thiere geschossen, um sieben junge 
Elefanten zu fangen, wobei ich neben Kontusionen 
einen Biß in die linke Hand erhielt. Die Soldaten, 
welche sämmtlich aus Gegenden Afrikas stammen, in 
denen es nur ganz vereinzelt Elefanten giebt, ver- 
sagten völlig und erklärten überhaupt einen Fang 
für unmöglich. So mußte ich denn selbst mit den 
Eingeborenen die jungen Thiere fangen und zu 
fesseln suchen, was nur unter solchen Schwierigkeiten 
und Gefahren mit sieben Thieren gelang, daß ich 
einen weiteren Versuch ohne eine geschulte Mann- 
schaft — von zahmen Elefanten abgesehen — nicht 
mehr machen würde, denn fast ebenso gefährlich als 
der Fang ist der Transport der unausgesetzt an- 
greifenden Thiere, welche in ihren Fesseln bis zur 
völligen Erschöpfung rasen. Den beiden stärksten 
Thieren, welche bereits zwei fingerlange Stoßzähne 
hatten, gelang es mehrfach, sich zu befreien, wobei 
das eine von einem Soldaten durch einen Schuß 
verwundet wurde, an dem es einging, dem anderen 
ließ ich unklugerweise den Rüssel an einem Vorder- 
fuß festbin den, nachdem es einen Mann an der 
Schulter verwundet hatte, worauf es sich, ohne daß 
wir es hindern konnten, selbst enwürgte. Fünf Thiere 
kamen auf die Station, von denen zwei an dem 
veränderten Futter und bei ihrer ungebrochenen 
Wildheit eingingen. Zwei prächtige, männliche Thiere 
sind jetzt so zahm, daß sie frei auf der Station sich 
bewegen, auf Anruf hören und sich ruhig besteigen 
lassen. Sie liefern den Beweis, daß auch der afri- 
kanische Elefant zähmbar ist. 
Togvo. 
Schiffsverkehr in Togo im Jabre 1898. 
Das Schutzgebiet von Togo wurde im Jahre 
1898 von 95 Schiffen angelaufen. Bei dieser Zahl 
sind diejenigen Schiffe, welche auf einer Reise mehr- 
mals anliesen, mit Ausnahme der Süddampsfer, nur 
einmal gerechnet. 
Unter den Schiffen befanden sich 
47 deutsche mit 49 665,81 Tonnen, 
27 englische 32 628.— 
17 französische 23 931,— — 
1 italienisches 1 337.— —- 
1 norwegische = 1177,— 
1 holländisches = 1 085.— 
1 amerikanisches = — 
  
95 . mit 110 241,81 Tonnen. 
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