Unruhen machte ein Mord, den Benaleute, welche
nordöstlich von der Station wohnen, an einem Arbeiter
des Missionars verübten. Der Missionar mußte des-
halb in Langenburg klagen, allein die Askaris, welche
von dem deutschen Bezirksamtmann heraufgesendet
wurden, trugen zur Herstellung der Ordnung wenig
bei, sondern ließen sich selbst Gewaltthaten zu schulden
kommen. Im Mai wurde bei nächtlicher Weile der
Stall des Missionars in Brand gesteckt. Selualeute,
die von jeher als Raubgesindel üblen Ruf hatten,
waren die Brandstifter. Die Leute rühmten sich
ihrer That, drohten die ganze Station anzuzünden
und schickten Spione nach dem Platz. Die Frage,
ob man Hülfe und Bestrafung der Missethäter beim
deutschen Bezirksamt in Langenburg suchen solle,
wurde von den Missionaren auf das Gewissenhafteste
erwogen, wurde aber, nachdem alle Verhältnisse in
Erwägung gezogen waren, verneint.
Getaufte: keine, 3 Katechumenen.
C. Heheland.
Missionar Bunk hatte bereits vor zwei Jahren
eine Untersuchungsreise dorthin unternommen, die ihn
bis nach Iringa, der Hauptstadt des Landes, führte,
welche schon damals Sitz eines deutschen Bezirksamtes
war. Im April und Mai vorigen Jahres kamen
zu verschiedenen Malen Boten des Benahäuptlings
Ngela nach Ikombe, um Missionar Bunk aufzu-
fordern, sich möglichst bald bei ihnen niederzulassen.
Sie klagten dabei über den Sanguhäuptling Mugan-
diloa, den Sohn des alten Merere, dem von der
Regierung die östliche Hälfte des Gebietes, welches
sein Vater beherrscht hatte, übergeben war. Miss.
Bunk theilte diese Klagen dem über die Sangu
gesetzten deutschen Beamten mit. Leider wurde da-
durch bei den Bena der Gedanke gestärkt, sie würden
an den Missionaren einen Rückhalt wider ihre Gegner
haben, und daraus erklärt sich das Drängen dieser
Leute auf schleunigste Anlegung der bei ihnen in
Aussicht genommenen Missionsstation. Im Juni
schickten sie neue Boten nach Ikombe und endlich am
Ende des Monats 140 Träger, welche die Missionare
abholen sollten. So zog denn Bunk am 1. Juli,
begleitet von den jungen Brüdern Gröschel, Prie-
busch und Neuberg, von Ikombe aus das steile
Kingagebirge hinauf und erreichte am 13. das Bena-
land. Hier wurde am 15. Juli die Station Kilu-
gala gegründet. Bunk zog am 18. Juli mit Miss.
Neuberg weiter. Auf der neuen Station blieben die
jungen Brüder Gröschel und Priebusch zurück. Die
Benaleute halfen ihnen willig bei Errichtung eines
Hauses. Bald fanden sich Kranke ein, 50 bis 60 an
einem Tage, die Hülfe und Heilung suchten; aber
die Lage der Brüder war doch eine recht schwierige.
Sie kannten kein Wort der Sprache und hatten auch
keinen brauchbaren Dolmetscher. Dazu erkrankten die
Arbeiter, welche ihnen aus dem Kondelande hierher
gefolgt waren, denn für sie war das Klima zu rauh;
und Missionar Gröschel wurde selbst von einem
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schweren Fußleiden ergriffen. Das war um so schlimmer,
als er seit Mitte September sich allein auf der
Station befand, weil Miss. Priebusch dem Miss. Bunk
hatte folgen müssen. Da ist es viel, daß im Oktober
noch 30 000 Ziegel gebrannt waren und selbst ein
Stall fertig stand. Leider führten die politischen
Verhältnisse zu einer Entscheidung schlimmer Art.
Die deutschen Offiziere thaten das Möglichste, um die
Ordnung aufrecht zu erhalten. Es wurde ein Bena-
häuptling, Kissuaga, von der Regierung mit Vollmacht
betraut. Trotzdem blieb ein Theil der Bena wider-
setzlich, und es kam am 16. Dezember zwischen diesen
Leuten und einer deutschen Expedition sogar zum
Gefecht. Der junge Miss. Gröschel hat das Seine
gethan, um den Leuten klar zu machen, daß Missionare
mit politischen Verwickelungen nichts zu thun haben,
und wir hoffen, daß mit dem alten Jahre die be-
sonderen Schwierigkeiten, mit denen diese Stations-
anlegung verbunden war, überwunden sein werden.
Am 18. Juli hatte Miss. Bunk Kilugala verlassen
und war mit Miss. Neuberg nach Nordosten gezogen.
Am 26. Juli entschloß er sich, in dem herrlichen
Ngololothale die zweite Station Mufindi anzulegen.
Dies Thal fällt ab zu dem Ulangaflusse, es wird als
äußerst fruchtbar geschildert; hier ist nicht mehr kahle
Hochfläche, sondern das gebirgige Land ist zum Theil
mit schönem Holz, ja Wald bestanden. Die Einge-
borenen, welche hier wohnen, werden schon zu den
eigentlichen Hehe gerechnet, man nennt sie Fuagi-Hehe;
ihre Häuptlinge, besonders der Häuptling Simagonga,
erwiesen sich freundlich. Der Platz, der gewählt
wurde, liegt 5500 Fuß über dem Meere.
Am 8. August setzten die Brüder die ersten Pfosten
ein zur Errichtung eines Wohnhauses, dann war der
junge Bruder Neuberg allein auf dem neuen Platz.
Auch er hatte mit der Schwierigkeit zu kämpfen, daß
er die Sprache nicht verstand und keine brauchbaren
Dolmetscher hatte. Da ist es viel, daß es ihm bald
gelang, 700 Wörter der Hehesprache zu sammeln,
und daß er sich bereits im Oktober leidlich mit den
Leuten unterhalten konnte. Während dieser Zeit
mußte er fast allein von Bohnen leben; denn es
herrschte Hunger im Lande, und die Eingeborenen
lebten zum großen Theil nur von Wurzeln und
Blättern. Mitte September wurde er von Miss.
Bunk nach dem Platz Uhafiwa berufen, wo eben
eine Militärstation von der Schutztruppe verlassen
worden war. Hier zog Miss. Neuberg am 21. Sep-
tember in die verlassene Boma (Befestigung) ein.
Schon im Dezember aber rief Missionar Bunk den
Bruder von dem einsam liegenden, vorgeschobenen
Posten wieder ab.
Noch weiter nördlich liegt Muhanga, wo Br.
Priebusch am 2. Oktober in die verlassene Befesti-
gung Einzug hielt. Er hat dort tapfer ausgehalten,
oft ohne Dienstleute, ohne Vorräthe und die sonst
für Europäer in den Tropen unentbehrlichsten Be-
quemlichkeiten, er hat gehungert oder sich mit den
einsachsten und geringsten Nahrungsmitteln begnügt;