Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Plantage Mura verbleibt ein Reingewinn von 
259 674 Mk., der folgende Verwendung finden soll: 
zur Ordentlichen Rücklage 19 908 Mk., zum Delcre- 
derekonto I 30 000 Mk., zur Brandschadenrücklage 
65 000 Mk., 5 pCt. Dividende auf 3000 000 Mk. 
Vorzugsantheile mit 50 pCt. Einzahlung 75 000 Mk., 
Vortrag auf neue Rechnung 69 765 Mk. In der 
Bilanz figuriren Plantagenkonto mit 2 495 421 Mk., 
Landbesitzktonto mit 2 795 927 Mk., Generalver- 
tretung in Sansibar und Niederlassung Nossibé mit 
zusammen 3 404 333 Mk., Konto des Vertrages der 
Kaiserlichen Regierung vom 20. November 1890 mit 
9 895 900 Mk., Schuld der Eisenbahn-Gesellschaft 
für Deutsch-Ostafrika mit 781 538 Mk., Kassa und 
Effekten mit 690 172 Mk. Unter den Passiven 
figuriren, neben 4 128 900 Mk. Stammantheilen und 
3 000 000 Vorzugsantheilen (letztere mit 50 pCt. Ein- 
zahlung), Zollobligationsschuld mit 9 895 900 Mk., 
Abschreibungskonto in Höhe von 3 922 076 Mk. 
In der am 1. Juli abgehaltenen Generalver- 
sammlung bemerkte der Direktor, Kommerzienrath 
Lucas, in Beantwortung der von einem Aktionair 
gemachten Ausstellungen, daß das auf den Kaffee- 
plantagen erzielte Resultat im Ganzen ein günstiges 
sei, besonders wenn man die geringen Erfahrungen 
in Betracht ziehe, welche der Gesellschaft bei Beginn 
des Kaffeebaues zur Verfügung gestanden hätten. Es 
sei nicht ausgeschlossen, daß noch weitere Abschreibungen 
auf diesem Geschäftszweig vorgenommen werden 
müßten, doch würde der Ausfall aus dem auf an- 
deren Gebieten erzielten reichlichen Nutzen ohne 
Schwierigkeiten gedeckt werden können. Die Zählung 
der Kokospalmen sei möglichst genau vorgenommen 
worden; die zur Vernichtung bestimmten Bäume seien 
nicht gerechnet worden. Der Bilanzkours der Rupie 
mit 1,10 Mk. berge eine stille Reserve von 500 000 bis 
600 000 Mk. in sich. Der Verlust an der Usambara= 
Eisenbahn, welcher im Ganzen 80 pCt. auf 1 600 000 
Mk. betrage, habe zum Theil bereits bei früheren 
Abschlüssen Verrechnung gefunden. — Die Versamm- 
lung genehmigte einstimmig den Abschluß für 1898, 
setzte die sosort zahlbare Dividende von 5 pCt. auf 
die Vorzugsaktien fest und ertheilte die Entlastung. 
Die ausscheidenden Aussichtsrathsmitglieder Herren 
Adolph Bourjau, Amtsgerichtsrath Diethey und 
Gutsbesitzer v. Sydow-Bärfelde wurden einstimmig 
wiedergewählt. Von einer Wahl für den verstorbenen 
Kommerzienrath Dr. Carl Klemm, und die auf 
ihren Wunsch wegen Geschäftsüberhäufung ausscheiden- 
den Mitglieder Kommerzienrath D. August v. Klemm 
und Kommerzienrath Scipio wurde Abstand ge- 
nommen. 
  
Ramerun. 
Bericht über die Expedition nach Tibati. 
Einem Berichte des Kommandeurs der Schutz- 
truppe, Hauptmanns v. Kamptz, über seine Ex- 
  
pedition nach Tibati aus Ngambe, 16. April 1899, 
entnehmen wir Folgendes: 
Am 22. Februar 1899 verließ die Expedition 
die Ngillastadt und erreichte am 1. März Joko. 
Um den Lamido möglichst empfindlich zu treffen 
und gleichzeitig zu überraschen, beschloß ich zuerst 
gegen die alte Hauptstadt von Südadamaua, Tibati, 
zu marschiren. 
Nach anstrengenden Märschen und häufig noth- 
leidend kamen wir nach dem befestigten Tibati, 
welches am 11. März im Sturm genommen wurde. 
Reiche Beute fiel in unsere Hände, darunter Elfen- 
bein im Werthe von 20 000 bis 30 000 Mk. 
Der Feind wich unter starkem Verlust, nachhallig 
verfolgt. 
In Tibati verblieb ich bis zum 2. April 1899. 
Von hier sandte ich einen gefangenen Fulla nach 
Sanserni, der den Lamido zur Unterwerfung auf- 
fordern sollté..) Gleichzeitig sandte ich den Ober- 
leutnant Dominik mit seiner Kompagnie mit Ge- 
schenken zu dem Lamido von Ngaundere, um demselben 
die Freundschaft der deutschen Regierung zu ver- 
sichern. Oberleutnant Dominik kam am 29. März 
von Ngaundere zurück. Der Lamido, hoch erfreut, 
sandte einen Ergebenheitsbrief. Er will mit einer 
in Joko anzulegenden Station über Dengdeng v) und 
Wutschaba sofort in Verbindung treten. Außerdem 
versichert er, daß sich alle Fullastaaten der deutschen 
Regierung sofort unterwersen würden und erbot sich 
gleich Gesandte nach Bubanjida zu schicken. 
Seinen Aussagen nach, die mit denen der in 
Tibati gefangenen Fullaleuten übereinstimmen, ist 
der Lamido Mohamed in Sanserni nur von Kabula- 
leuten umgeben. Alle älteren Fullaleute haben sich 
von ihm schon längere Zeit zurückgezogen, da ihm 
der Emir von Sola die Weihe verweigert hat. 
In Adamaua finden sich zur Zeit nur englische 
Produkte. ' 
Nach meiner Ansicht läßt sich unser ganzes 
Schutzgebiet bis zum Tschadsee ohne großen Aufwand 
und Mühe in Besitz nehmen, da sämmtliche Fulla 
unter dem Eindruck der englischen Siege im Sudan 
stehen, die hier wohl bekannt sind. 
Der Lamido von Ngaundere hat einen Gesandten 
geschickt, der die Expedition begleitet und über Joko— 
Wutschaba nach Dengdeng zurückkehren will, welches 
schon Ngaundere gehört. 
Unsere Verluste in den Kämpfen in und um 
Tibati betragen insgesammt 3 Todte und 12 Ver- 
wundete; die des Gegners über 300 gezählte Todte. 
Da meine Botschaft nach Sanserni unbeantwortet 
blieb, brach ich am 2. April von Tibati auf und 
gelangte vielfach mit Nahrungssorgen kämpfend durch 
*) Der Lamido Mohamed Amalama befand sich, wie 
regelmäßig in jeder Trockenzeit, auf einem Kriegszuge in 
seinem Kriegolager Sanserni-Twati vor dem seit elf Jahren 
vergeblich belagerten Ngambe, der Hauptstadt des volk- 
reichen Stammes der Mandiongolo. 
*) Zwei Tage nordöstlich von Joko.
	        
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