— 476 —
Plantage Mura verbleibt ein Reingewinn von
259 674 Mk., der folgende Verwendung finden soll:
zur Ordentlichen Rücklage 19 908 Mk., zum Delcre-
derekonto I 30 000 Mk., zur Brandschadenrücklage
65 000 Mk., 5 pCt. Dividende auf 3000 000 Mk.
Vorzugsantheile mit 50 pCt. Einzahlung 75 000 Mk.,
Vortrag auf neue Rechnung 69 765 Mk. In der
Bilanz figuriren Plantagenkonto mit 2 495 421 Mk.,
Landbesitzktonto mit 2 795 927 Mk., Generalver-
tretung in Sansibar und Niederlassung Nossibé mit
zusammen 3 404 333 Mk., Konto des Vertrages der
Kaiserlichen Regierung vom 20. November 1890 mit
9 895 900 Mk., Schuld der Eisenbahn-Gesellschaft
für Deutsch-Ostafrika mit 781 538 Mk., Kassa und
Effekten mit 690 172 Mk. Unter den Passiven
figuriren, neben 4 128 900 Mk. Stammantheilen und
3 000 000 Vorzugsantheilen (letztere mit 50 pCt. Ein-
zahlung), Zollobligationsschuld mit 9 895 900 Mk.,
Abschreibungskonto in Höhe von 3 922 076 Mk.
In der am 1. Juli abgehaltenen Generalver-
sammlung bemerkte der Direktor, Kommerzienrath
Lucas, in Beantwortung der von einem Aktionair
gemachten Ausstellungen, daß das auf den Kaffee-
plantagen erzielte Resultat im Ganzen ein günstiges
sei, besonders wenn man die geringen Erfahrungen
in Betracht ziehe, welche der Gesellschaft bei Beginn
des Kaffeebaues zur Verfügung gestanden hätten. Es
sei nicht ausgeschlossen, daß noch weitere Abschreibungen
auf diesem Geschäftszweig vorgenommen werden
müßten, doch würde der Ausfall aus dem auf an-
deren Gebieten erzielten reichlichen Nutzen ohne
Schwierigkeiten gedeckt werden können. Die Zählung
der Kokospalmen sei möglichst genau vorgenommen
worden; die zur Vernichtung bestimmten Bäume seien
nicht gerechnet worden. Der Bilanzkours der Rupie
mit 1,10 Mk. berge eine stille Reserve von 500 000 bis
600 000 Mk. in sich. Der Verlust an der Usambara=
Eisenbahn, welcher im Ganzen 80 pCt. auf 1 600 000
Mk. betrage, habe zum Theil bereits bei früheren
Abschlüssen Verrechnung gefunden. — Die Versamm-
lung genehmigte einstimmig den Abschluß für 1898,
setzte die sosort zahlbare Dividende von 5 pCt. auf
die Vorzugsaktien fest und ertheilte die Entlastung.
Die ausscheidenden Aussichtsrathsmitglieder Herren
Adolph Bourjau, Amtsgerichtsrath Diethey und
Gutsbesitzer v. Sydow-Bärfelde wurden einstimmig
wiedergewählt. Von einer Wahl für den verstorbenen
Kommerzienrath Dr. Carl Klemm, und die auf
ihren Wunsch wegen Geschäftsüberhäufung ausscheiden-
den Mitglieder Kommerzienrath D. August v. Klemm
und Kommerzienrath Scipio wurde Abstand ge-
nommen.
Ramerun.
Bericht über die Expedition nach Tibati.
Einem Berichte des Kommandeurs der Schutz-
truppe, Hauptmanns v. Kamptz, über seine Ex-
pedition nach Tibati aus Ngambe, 16. April 1899,
entnehmen wir Folgendes:
Am 22. Februar 1899 verließ die Expedition
die Ngillastadt und erreichte am 1. März Joko.
Um den Lamido möglichst empfindlich zu treffen
und gleichzeitig zu überraschen, beschloß ich zuerst
gegen die alte Hauptstadt von Südadamaua, Tibati,
zu marschiren.
Nach anstrengenden Märschen und häufig noth-
leidend kamen wir nach dem befestigten Tibati,
welches am 11. März im Sturm genommen wurde.
Reiche Beute fiel in unsere Hände, darunter Elfen-
bein im Werthe von 20 000 bis 30 000 Mk.
Der Feind wich unter starkem Verlust, nachhallig
verfolgt.
In Tibati verblieb ich bis zum 2. April 1899.
Von hier sandte ich einen gefangenen Fulla nach
Sanserni, der den Lamido zur Unterwerfung auf-
fordern sollté..) Gleichzeitig sandte ich den Ober-
leutnant Dominik mit seiner Kompagnie mit Ge-
schenken zu dem Lamido von Ngaundere, um demselben
die Freundschaft der deutschen Regierung zu ver-
sichern. Oberleutnant Dominik kam am 29. März
von Ngaundere zurück. Der Lamido, hoch erfreut,
sandte einen Ergebenheitsbrief. Er will mit einer
in Joko anzulegenden Station über Dengdeng v) und
Wutschaba sofort in Verbindung treten. Außerdem
versichert er, daß sich alle Fullastaaten der deutschen
Regierung sofort unterwersen würden und erbot sich
gleich Gesandte nach Bubanjida zu schicken.
Seinen Aussagen nach, die mit denen der in
Tibati gefangenen Fullaleuten übereinstimmen, ist
der Lamido Mohamed in Sanserni nur von Kabula-
leuten umgeben. Alle älteren Fullaleute haben sich
von ihm schon längere Zeit zurückgezogen, da ihm
der Emir von Sola die Weihe verweigert hat.
In Adamaua finden sich zur Zeit nur englische
Produkte. '
Nach meiner Ansicht läßt sich unser ganzes
Schutzgebiet bis zum Tschadsee ohne großen Aufwand
und Mühe in Besitz nehmen, da sämmtliche Fulla
unter dem Eindruck der englischen Siege im Sudan
stehen, die hier wohl bekannt sind.
Der Lamido von Ngaundere hat einen Gesandten
geschickt, der die Expedition begleitet und über Joko—
Wutschaba nach Dengdeng zurückkehren will, welches
schon Ngaundere gehört.
Unsere Verluste in den Kämpfen in und um
Tibati betragen insgesammt 3 Todte und 12 Ver-
wundete; die des Gegners über 300 gezählte Todte.
Da meine Botschaft nach Sanserni unbeantwortet
blieb, brach ich am 2. April von Tibati auf und
gelangte vielfach mit Nahrungssorgen kämpfend durch
*) Der Lamido Mohamed Amalama befand sich, wie
regelmäßig in jeder Trockenzeit, auf einem Kriegszuge in
seinem Kriegolager Sanserni-Twati vor dem seit elf Jahren
vergeblich belagerten Ngambe, der Hauptstadt des volk-
reichen Stammes der Mandiongolo.
*) Zwei Tage nordöstlich von Joko.