Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

werden und die der französische Forscher Crampel 
unter dem letzteren Namen etwa zwei Längengrade 
westlich von hier am Dscha antraf. Es ist dies 
ein eigenartiger Stamm, über den ich Genaueres nur 
durch Vergleichen der Aussagen einer großen Zahl 
von Eingeborenen festzustellen vermochte. Die Bakolo 
sind sehr scheu, fürchten namentlich den Europäer 
und man bekommt sie schwer zu Gesicht, ich habe 
nur einmal drei Weiber gesehen, die mir sofort durch 
ihr kupferfarbenes Aussehen und das starke Vor- 
springen des unteren Theiles des Gesichts von der 
Nasenwurzel ab, auffielen. Leider erfuhr ich erst 
später, daß es Bakolo waren. Besondere Kleinheit, 
von der Crampel spricht, fiel mir hier nicht auf. 
Die Bakolo leben in einer Art Abhängigkeits- 
verhältniß zu den seßhaften Stämmen, die ihnen 
Eisenwaffen, vegetabilische Nahrungsmittel und Zeuge 
gegen Fleisch und Elfenbein verkaufen. Sie streifen 
tage= und wochenlang in dem unbewohnten Wald 
herum, meist in kleinen Trupps von 15 bis 20. 
Sie bauen sich Hütten, eigentlich nur Schirme, gegen 
den Regen aus Zweigen und Blättern, die sie meist 
nur kurze Zeit bewohnen, um dann weiter zu ziehen. 
Als Jagdwaffe führen sie nur eine Lanze, die sich 
durch eine lange, breite Klinge von denen der ande- 
ren Eingeborenen unterscheidet; mit dieser Lanze, 
deren Spitze vergiftet wird, tödten sie die Elephanten 
und auch Büffel, an die sie sich dicht heranschleichen, 
durch einen Stoß. Das Gift soll sehr schnell wirken. 
Haben sie eine genügende Menge Elfenbein zusammen, 
so begeben sie sich in die Nähe der Ortschaften, 
schlagen einige Stunden von denselben ihr Lager 
auf und bleiben dort, bis sie es verkauft haben, 
dann ziehen sie wieder in den Busch. Das Fleisch 
wird nur verwerthet, wenn der Elephant nahe 
einer Ortschaft getödtet wird. Ich habe auf meiner 
Reise eine große Anzahl von verlassenen Bakolo- 
lagern gesehen, die Hütten sind alle genau in der- 
selben Weise gebaut. Ich glaube, daß ⅝ alles 
Elfenbeins, das von hier kommt, von durch sie ge- 
tödteten Elephanten stammt. Die übrigen Ein- 
geborenen sind zur Elephantenjagd meist zu furchtsam 
und fangen nur hie und da einen in Gruben, die 
man zuweilen im Walde sieht. 
Auf der Station fand ich bei meiner Rückkehr 
am 19. Alles in bester Ordnung und sämmtliche 
Arbeiten in energischer sachgemäßer Weise gefördert. 
In der Mitte des Stationsterrains erhebt sich ein 
etwa 15 m hoher Hügel, auf dem zunächst ein provi- 
sorisches großes Bambushaus mit einer Mittelhalle 
und drei großen Zimmern errichtet ist. Von hier 
aus kann man die ganze Station übersehen und hat 
auch einen weiten schönen Blick über die umliegenden 
Urwaldberge. Vom Spiegel des Ngoko, über den 
sich der Berg etwa 130 m erhebt, ist eine weite 
Strecke zu sehen. Die Luft hier oben ist frisch und 
rein, die Brise schläft fast nie ganz ein, und die 
Temperatur ist zu allen Tageszeiten erträglich. Von 
weiteren Gebäuden ist ein Arbeiterhaus aus Bambus 
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hergestellt. Der erste Ziegelbau, ein Haus von 7 m 
im Quadrat Grundfläche, das für Vorräthe, Wache, 
Apotheke, Krankenstuben und Gefängniß bestimmt 
ist, geht seiner Vollendung entgegen. Die ersten 
Maisfarmen der Misanga sind reif, und dieselben 
beginnen bereits Lebensmittel zur Station zum Ver- 
kauf zu bringen, was bisher noch nicht geschah. 
Uebel sieht es hier mit der Beschaffung von frischem 
Fleisch für die Europäer aus, und das wird noch 
schlimmer werden, wenn die bereits angekündigten 
11 Weißen der Gesellschaft Süd-Kamerun ange- 
kommen sein werden. Die kleinen Dörfer der Um- 
gegend haben kaum für ihren eigenen Bedarf genug 
Hühner und Ziegen. Seit wir hier oben sind, 
haben wir noch nichts von dem in Kinshassa zurück- 
gelassenen Expeditionsgepäck erhalten, dagegen lagern 
260 Lasten der Expedition seit dem Februar in 
Lukolela, eine Illustration für den oben erwähnten 
Mangel an Dampfern für den Sanga. Wir haben 
hier nur das Gepäck, das wir seiner Zeit in Booten 
und Kanus mit heraufgebracht haben, unser Proviant 
ist zu Ende und unser Leben hier mehr als dürftig. 
Der Gesundheitszustand ist trotzdem bisher gut. 
In 8 bis 14 Tagen will ich mich nach Nzimu 
am Sanga begeben. · 
Ueber die Sustände bei den Bakwiris am Ramerunberg 
berichtet der Kaiserliche Gouverneur von Kamerun 
Folgendes: 
Die Bakwiristämme sind gründlich unterworfen, 
sie haben keine Waffen; Speer, Bogen und Pfeile 
sind ihnen fremd geworden, die ehedem berühmte 
Busa-Armbrust existirt nicht mehr. Diese an recht 
freie Bewegung gewöhnten Leute sind fo sehr auf 
ganz veränderte Lebensbedingungen eingegangen, daß 
sie gern auf den neuen Plantagen arbeiten und da- 
durch überreichlich ihren Lebensunterhalt verdienen, 
während Weiber und Kinder, wie früher, die eigenen 
Farmen bearbeiten oder als Lastträger zwischen 
Victoria und den Stationen auf dem Gebirge gehen. 
Intelligentere Häuptlinge, wie Efesua von Bonjongo, 
ein Baptistenchrist, legen in ihren neuen Dorfsgebieten 
Kautschuk= und Kakaopflanzungen an, und während 
die Leute früher irgendwo im Urwald, häufig weit 
ab von ihren Gehöften, ein winziges Stückchen Land 
mit Mais, Bohnen und dergleichen bepflanzten, bauen 
sie jetzt ihre Nährpflanzen in der unmittelbaren Nähe 
ihrer Hütten und führen eine ordentliche Wirthschaft. 
So hat sich das sehr große, früher über einen un- 
endlichen Flächenraum verstreut liegende Dorf Soppo 
willig in ein großes Dorf mit regelrechter Dorfstraße 
zusammenlegen lassen; die Hütten stehen in Reihen 
zu beiden Seiten der Straße, numcrirt und von 
Gärten umgeben, in denen die erwähnten Nahrungs- 
mittel gezogen werden. Die Soppoleute sind sehr 
stolz auf das neue Aussehen ihres Dorfes, und jetzt 
kommen von allen Seiten Gesuche an die Station 
Buca, andere Dörfer auch so schön zu machen.
	        
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