Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

RAus dem PBerriche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Einem in „Gott will es“ veröffentlichen Briefe 
des P. J. van der Burgt (Weiße Väter) in Central- 
Urundi, Deutsch-Ostafrika, entnehmen wir Folgendes 
(vergl. Kol. Bl. S. 483 u. 567): 
„St. Antoniusstation in Mugera, den 21. März 1899. 
Abermals bin ich der erste Ueberbringer einer 
Hiobspost. 
am St. Josephsfeste, den 19. d. Mts., 6½ Uhr abends, 
also genau so wie am 14. August v. Is. die Mission 
des hl. Herzens in Muyoga, von Feindeshand ab- 
sichtlich angezündet worden und jetzt zum zweiten 
Male leergebrannt ist. Glücklicherweise ist nahezu 
sämmtliches Missionsmaterial gerettet worden. Allein 
dies ist noch nicht Alles: die Missionare haben es 
für nothwendig erachtet, einstweilen das Land zu ver- 
lassen; sie werden die von Kikuwbi angebotene Gast- 
freundschaft in Anspruch nehmen, bis sie die ange- 
fangene Mission wieder aufnehmen können. Möge 
dies schon bald geschehen. 
Doch der Arm der Gerechtigkeit macht sich schon 
bemerkbar; die deutschen Behörden befahlen, die um- 
wohnenden Uyogomachefs sollten ein neues Haus 
beschaffen, d. h. die erforderlichen Materialien und 
Arbeitskräfte ohne Vergütung zu unserer Verfügung 
stellen, und zudem noch eine kleine Entschädigung, 
z. B. einige Milchkühe, herausgeben für den von 
den Unsrigen ausgestandenen Schrecken. Muyemba, 
der Chef von Muyaga selber, scheint jedoch keine 
Mitschuld an dem Verbrechen zu haben. 
Unsere Mission hier auf dem Mugeraberge ge- 
deiht gut. Seit 14 Tagen wohnen wir in unseren 
zwölf runden Kirundihütten mit ihren Strohdächern. 
Der Kirchenbau schreitet schon gut voran. Wir legen 
uns, weil der Flächenraum es recht gut erlaubt, einen 
schönen Hof, eine Art Garten an, worin sogar einige 
Blumen, wie Sonnenblumen, Astern und Balsaminen, 
Aufnahme finden werden. 
Heute hatten wir 244 meistens jüngere Leute, 
Knaben und Mädchen, an der Arbeit, alle aus der 
Nachbarschaft. Man schließe daraus auf die Ge- 
sammtzahl der umwohnenden Bevölkerung. Die 
Kranken kommen massenweise, um sich pflegen zu 
lassen, und dies ist unbedingt ein Zeichen, daß wir 
ihr Zutrauen gewonnen haben.“ 
  
Das „Monatsblatt der Norddeutschen Missions- 
gesellschaft- in Bremen veröffentlicht den Jahres- 
bericht dieser Gesellschaft, welchem wir Folgendes 
entnehmen: 
Von den in Europa ausgebildeten afrikanischen 
Lehrern hören wir viel Gutes. Andreas Aku, der 
die Freude hatte, seinen bisher noch heidnisch ge- 
bliebenen Vater als getauften Christen sterben zu 
sehen, wirkt nicht ohne Segen in Lome, Albert 
Binder in Tove, wo Missionar Däuble die durch 
Bioder vorbereiteten Täuflinge taufen durfte; die 
Heute Abend wurde uns gemeldet, daß 
  
593 — 
Anderen stehen auf den verschiedenen Stationen in 
Schule und Gemeindearbeit. Mit Geschw. Oßwald 
konnten wieder zwei in Westheim ausgebildete Erhe- 
jünglinge, Gebhard Mensa und Teofil Asieni, in 
die Heimath zurückkehren. Gerade diese Beiden aber 
werden auch in besonderem Sinne als Kulturträger 
zu wirken im Stande sein, da der Eine die Buch- 
druckerei, der Andere die Buchbinderei erlernt hat. 
Es ist das ein Anfang, der als Versuch bezeichnet 
werden muß, ob wir nicht im Laufe der Zeit die 
Versorgung unseres Missionsgebietes mit Druckschriften 
von dem schwerfälligen und umständlichen Verkehr 
mit Europa unabhängiger machen können. In West- 
heim sind zur Zeit noch drei junge Eoheer. Sie 
werden die letzten sein, die dort ausgebildet werden, 
da Pfarrer Binder sich leider nicht mehr im Stande 
sieht, diese Arbeit fortzuführen. 
Auf unseren Stationen hat der innere wie äußere 
Ausbau im letzten Jahre nicht stille gestanden. In 
Amedschovhe konnte am ersten Adventssonntag unter 
überaus zahlreicher Theilnahme von Christen und 
Heiden das neue Gotteshaus eingeweiht werden, das 
mit seinem freundlichen Thürmchen nach Bruder 
Schossers Bericht wie ein deutsches Kirchlein nun 
hinausschaut in das Land. In Ho wurde das für 
die Mädchenschule neuerbaute Haus bezogen, dessen 
Bau uns durch das Vermächtniß des heimgegangenen 
Bruders Holzapfel ermöglicht ward, in Waya 
wurde unter Br. Freyburgers Leitung die alte 
baufällige Kapelle niedergelegt und der Bau einer 
neuen begonnen, in Tove das eingestürzte Schulhaus 
wieder aufgerichtet; Lome bekam ein neues Lehrer- 
haus, und auch von einigen anderen Außenstationen 
liesen Berichte über Bau und Einweihung von Schulen 
und Lehrerwohnungen ein. Es ist den Missions- 
freunden bekannt, daß wir nahe vor der Gründung 
einer neuen Hauptstation stehen. Die Gegend am 
Aguberge, etwa eine Tagereise nordöstlich über unsere 
bisher nördlichste Station Amedschovhe hinaus gelegen, 
ist wiederholt von den Missionaren bereist und als 
Stützpunkt für die weitere Ausdehnung der Arbeit 
geeignet gefunden worden. Bereits sind in. Nyogbo 
die ersten Anfänge gemacht, und wenn die Bevölkerung 
für den Anfang noch etwas zurückhaltender auftritt, 
so ist doch die Aufnahme der Kundschafter eine 
freundliche und ermuthigende gewesen, und auch 
Taufen haben dort schon stattfinden können. Auch 
von mehreren der neu erstandenen Außenstationen 
(Sadame, Sokode) werden die ersten Heidentaufen 
berichtet, und das Agotimegebiet, das vor 40 Jahren 
bereits durch den sel. Miss. Schlegel als Anfangs- 
feld ins Auge gefaßt, dann aber als unfruchtbar außer 
Acht geblieben war, ist neuerdings wieder durch Miss. 
Spieß durchwandert worden, der dort ein sehnliches 
Verlangen nach Lehrern fand und dem von Seiten 
der Häuptlinge weitgehende Anerbietungen in Bezug 
auf den Hausbau und andere Beisteuer gemacht 
wurden. Jetzt sind bereits zwei schöne Häuser (Lehrer- 
wohnhaus und Schulhaus) gebaut, und Br. Müller
	        
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