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kündigen. Wohl die Wenigsten, an deren Ohr jene
meist ersehnten Klänge dringen, kennen die historische
Vergangenheit und das Alter jener Glocke, welche
das 16. Jahrhundert vielleicht schon auf afrikanischem
Boden gesehen hat. Araber waren es einst, die jene
Glocke aus den Trümmern einer gescheiterten norwe-
gischen Bark hervorgeholt und Jahrhunderte lang
mit einer gewissen Pietät von Generation zu Gene-
ration aufbewahrt haben. Erst Ende der achtziger
Jahre, als Wissmann zum ersten Mal den afrika-
nischen Boden betrat, entdeckte er durch Zufall jene
Glocke, nahm sie den Arabern ab und führte sie ihrer
eigentlichen Bestimmung zu, und zwar dorthin, wo
sie auch heute noch ihres Amtes waltet. Das Erz
der Glocke ist bereits sehr verwittert und an mehreren
Stellen geborsten. Eine noch deutlich zu lesende, in
altdeutschen Lettern gesetzte Inschrift lautet: "10H
BIN IN GOTTES NAMEN DURCHS FEUER
GEFLOSSEN, HANS OLEMAN VON MAGDE-
BURG HAT MICH GEGOSSEN — A. 1583.6
(Aus der „Deutsch-ostafrik. Zeit.“ Nr. 23.)
–— – —
Patentspritze „Sophonia“.
Die Maschinenfabrik Ph. Mayfarth & Co.
in Frankfurt a. M., Berlin N. und Wien II ver-
sendet einen illustrirten Spezial-Prospekt über die
neue selbstthätige Patentspritze „Syphonia“ zur
Vertilgung des wilden Senfs und Hederichs. Die
Fabrik verfertigt auch selbstthätige Spritzen zur Ver-
tilgung von Parasiten der Reben, Bäume, Kar-
toffeln rc.
VVV VWv ' V
Tikkerakur.
Dr. A. Widenmann: Die Kilimandscharo-Bevöl-
kerung. Anthropologisches und Ethnographisches
aus dem Dschaggalande. Ergänzungsheft 129 zu
Petermanns Mittheilungen. Gotha 1899. Justus
Perthes.
Der Verfasser, welcher als Stationsarzt in
Moschi thätig war, bietet in der dankenswerthen
Arbeit die Früchte seiner am Kilimandscharo aus-
geführten Studien. Je größere Bedentung dem
dichtbevölkerten, fruchtbaren Kilimandscharoberglande
zukommt, um so werthvoller ist eine Arbeit wie die
vorliegende, welche mit liebevoller Sorgfalt die
Natur, Lebensgewohnheiten und Gedankenwelt des
wichtigsten dort wohnenden Stammes vorführt. Zahl=
reiche Abbildungen erläutern die anschauliche Schil-
derung. Es wäre sehr wünschenswerth, daß alle
Stämme unserer Kolonien in ährnlich tüchtiger und
sorgsamer Weise beobachtet und geschildert würden.
H. Berthold: Bado mosa.
Deutsch-Ostafrika. Bielefeld. A. Helmich.
Der Verfasser, welcher der ostafrikanischen
Schutztruppe als Hauptmann angehört hat, bietet in
der kleinen Schrift eine längere und fünf kürzere
Erzählungen aus Deutsch-Ostafrika. Wenn auch
unverkennbar die Arbeiten der Freiin Frida v. Bülow,
der das Büchlein zugeeignet ist, dem Verfasser als
Vorbild gedient haben, so ist es ihm doch gelungen,
für seine Erinnerungen und Beobachtungen eine eigene
und ansprechende Form zu finden. Nicht nur der
mit Ostafrika durch eigenen Aufenthalt vertraute,
sondern auch jeder im Binnenlande lebende Deutsche
wird die humorvollen Schilderungen mit Genuß lesen.
Erzählungen aus
H. Seidel (Berlin) schildert im „Globus“,
Band LXXVI, Nr. 7, in einem fleißigen und dan-
kenswerthen Aufsatze die Entwickelung Kameruns im
Jahre 1897/98.
Das Heft IV des von Dr. C. Mense heraus-
gegebenen „Archivs für Schiffs= und Tropenhygiene“
(Leipzig 1899, J. A. Barth) bietet folgende Original-
abhandlungen:
Dr. W. Spliedt: Eine Beri--Beri-Epidemie an Bord.
Aus einer Umfrage über das Schwarzwasserfieber:
5. Berichte aus Afrika und Amerika, zusammen-
gestellt von Dr. C. Mense; 6. Dr. Plehn: Er-
gebnisse einer Umfrage über das Schwarzwasser-
fieber.
N. Unterberg: Ueber die sanitären Verhältnisse
Portoricos.
J. A. Portengen: Zur vergleichenden Sanitäts-
statistik der wichtigsten Kriegsmarinen der Erde.
Geographischer Anzeiger, herausgegeben von
Justus Perthes in Gotha. August 1899.
Das vorliegende Heft enthält einen Aufsatz von
H. Wichmann über das Besitzrecht am Kiwusee,
eine Schilderung der Anfänge der Kruppschen Fabrik
und vielfache Anzeigen über neue Erscheinungen auf
dem Gebiete der geographischen Litteratur.
Adolf Tromnan: Kulturgeographie des Deutschen
Reiches und seine Beziehungen zur Fremde. Zweite
Auflage. Halle a. S. 1899. H. Schrödel.
Die kleine Schrift ist in erster Linie für Unter-
richtszwecke in Seminaren, Handels= und Gewerbe-
schulen bestimmt. In kurzer, leichtverständlicher und
klarer Weise werden darin die wichtigsten Thatsachen
hinsichtlich der Weltstellung, Geographie, Ethnographie,
Industrie, Kultur sowie des Handels Deutschlands
vorgeführt. Daran schließen sich ein ausführliches
Kapitel über die Geschichte, Größe und Bedeutung
der deutschen Auswanderung sowie ein weiteres über
die deutsche Kolonialpolitik.