Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Hauptsperre, der Herstellung der Bekleidungsmauer 
und der Aufschüttung der ersten der erforderlichen 
Nebendämme gearbeitet. Es sind fünf Weiße und 
28 Eingeborene, Bastards, Hereros und Bergdamaras, 
in Thätigkeit. Zur Aufschüttung werden zwei Damm- 
schaufeln, eine größere, die etwa 8 chm und eine 
kleinere, die / chm Erde faßt, verwendet. Diese 
Schaufeln, ganz aus Eisen hergestellt, haben etwa die 
Gestalt eines an einer Seite offenen, niedrigen Kastens 
ohne Deckel. Sie hängen je an einer auf zwei eisernen 
Rädern laufenden Achse und werden, die größere 
durch acht, die kleinere durch vier Ochsen gezogen. 
Durch eine Hebelvorrichtung kann die Lage der 
Schaufel zu der Achse geregelt werden. Soll die 
Schaufel mit Erde gefüllt werden, so wird die dem 
Gespann zugekehrte offene Seite derselben dem Erd- 
boden genähert, die scharfen Ränder des Bodens und 
der beiden Seitenwände schneiden in den Erdboden 
ein und lösen eine Schicht des Bodens ab, die die 
Schaufel füllt. Ist die Füllung bewirkt, so wird 
durch den Hebel die Vorderseite der Schaufel gehoben, 
so daß ihr Boden nunmehr dem Erdboden parallel 
liegt. Ist man zu der Stelle gelangt, an der die 
Erde aufgeschüttet werden soll, wird die Schaufel nach 
vorne übergekippt und auf diese Weise entleert. 
So länft die Dammschaufel unausgesetzt dieselbe 
Bahn, in der Ebene am Fuße des Dammes die Erde 
aufscharrend und sie oben auf der Dammkrone ent- 
leerend. Ueber die entleerte Erde schreiten beim 
nächsten Uebergange die Ochsen hinweg, sie dadurch 
feststampfend. 
Der Anblick des Bauwerkes ist ein außerordentlich 
vortheilhafter. Die Frage ist nun, ob der von den 
Bergen eingeschlossene Kessel sich mit Wasser füllen 
wird. Das Zuflußgebiet ist ungemein groß und 
umfaßt gewaltige Höhen, von denen in der Regenzeit 
große Wassermassen thalwärts strömen müssen. Daß 
die Wasser im Laufe der Zeiten mit großer Heftig- 
keit aus dem Kessel in die davor liegende Ebene 
durch den Felsenspalt durchgebrochen sind, zeigen die 
Auswaschungen und Aushöhlungen in dem Felsen 
deutlich. Der Boden vor dem Absperrdamm ist 
augenscheinlich wenig durchlässig, denn es haben sich 
dort stets Wasserlachen gebildet, in denen seit langer 
Zeit die Eingeborenen viel Vich getränkt haben. 
Nichtsdestoweniger vermag man sich zur Zeit schwer 
eine Vorstellung davon zu machen, wie das ungeheure 
Becken, das durch die Anlagen abgesperrt wird, durch 
das herabkommende Regenwasser gefüllt werden soll. 
Wird es aber einmal gefüllt, so wird ein See ent- 
standen sein, der kaum Gefahr laufen dürfte, je wieder 
auszutrocknen. Dieser See wird zur Bewässerung 
großer Flächen hinreichen. Das Bewässerungsgebiet 
scheint vorzüglichen Boden zu besitzen. Mit Spannung 
wird man den nächsten Regenzeiten entgegensehen 
dürfen. 
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RAus dem Pereiche der Wissionen und 
der Ankishlaverei-Bewegung. 
Dem 84. Jahresbericht der Evangelischen 
Missionsgesellschaft zu Basel entnehmen wir 
Folgendes: 
Die Berichte aus Kamerun sind diesmal er- 
heblich tiefer gestimmt, als wir es in früheren Jahren 
gewohnt waren. Auf beiden Seiten, bei der Mission 
wie bei den Eingeborenen, ist etwas wie eine Ent- 
täuschung eingetreten. Die Mission, die gewöhnlich 
mit Freuden aufsgenommen wurde und sich zur Hoff- 
nung auf baldigen großen Erfolg berechtigt glaubte, 
findet die Leute im Grunde ihres Herzens unem- 
pfänglicher und gleichgültiger, als sie zuerst schienen. 
Demgemäß zeigt sich auch in den Gemeinden 
vielfach ein Rückschlag, der freilich nicht allein auf 
jene Enttäuschung zurückzuführen sein wird, sondern 
sich auch erklärt aus dem natürlichen Nachlassen 
einer anfänglichen Begeisterung, dem Wiederaufleben 
des alten heidnischen Sinnes und dem Ueberhand- 
nehmen schädlicher Einflüsse von Europa her. 
Am auffallendsten zeigt sich die Veränderung im 
Stationsgebiet Mangamba, das sich früher durch 
religiöse Empfänglichkeit auszeichnete. In vielen 
Dörfern dieses Gebietes erlahmt der Eifer, und die 
Christen fallen nach und nach ins Heidenthum zurück. 
Besonders gilt dies von den älteren Gemeinden. 
Die Bakwiri im Gebirge, unter denen von Buga 
aus gearbeitet wird, sind fast hoffnungslos gleichgültig 
und unempfindlich, obwohl sie den Misstonar nicht 
ungern haben; für seine Botschaft haben sie keine 
Ohren, und nur mit größter Mühe bringt er in 
seinem Dorfe wenige Zuhörer zusammen. Traurig 
sind die Zustände auch im Gebiet von Victoria am 
Fuß des Gebirges durch die schlaffe Gleichgültigkeit 
der Bewohner. Die schon viel mehr bFioilisirten 
Dualla am Kamerunfluß sind so weit, den Besuch 
des Gottesdienstes als zum guten Ton gehörig zu 
achten, aber damit scheinen sie sich genug gethan zu 
haben; mit dem Heidenthum zu brechen, entschließen 
sie sich nicht. Ein besonders ungutes Element sind 
diejenigen, die in einer europäischen Großstadt waren 
und nun als auspruchsvolle Großsprecher den Ton 
angeben möchten. Vom Sannagagebiet endlich wird 
auch der Stamm der Edie als wenig empfänglich 
geschildert. Bei anderen Stämmen findet sich noch 
alte Willigkeit zur Aufnahme der Predigt, so bei 
den Basa und Bakoko im Stationsgebiete von Bonaku 
bis nach Elungasi hinauf. 
Dic geschilderten Zuständc erklären es, daß die 
Zahl der Heidentaufen etwas zurückgegangen ist, und 
daß infolge vieler Ausschließungen und Rückfällc ins 
Heidenthum die Zahl der Gemeindeglieder in Kamerun 
nur um 143 gewachsen ist. Aber abgesehen von den 
Zuständen im Gebirge, die, wenn der begonnenen 
Entwickelung nicht noch rechtzeitig Einhalt geboten 
wird, wenig Hoffnung für Gründung lebensfähiger
	        
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