wir uns Speise mitbringen könnten, aber wir haben
nichts, und ohne Speise können wir nicht arbeiten.“
Das veranlaßte uns nun, die benachbarten Häuptlinge
zu einer Berathung zusammenzurufen, deren Ergebniß
war, daß wir versprachen, sämmtlichen Arbeitern, die
da kommen wollten, die fertig zubereitete Haupt—
(Mittags-)Mahlzeit zu geben, wofür dann dem ein—
zelnen Arbciter 3 bis 4 Pesa vom Tageslohn ab-
gezogen werden sollten. Daraufhin kamen sie denn
in den folgenden Tagen in Scharen zur Arbeit, auch
viele Frauen und Kinder, die für ein bis zwei Pfund
Hirse arbeiten. Somit sind nun auch die Gesunden
in der Lage, sich auf ehrliche und ordnungsmäßige
Weise ihren Lebensunterhalt zu verschaffen.
Die geregelte Arbeit aber hat, ganz abgesehen von
der Linderung der augenblicklichen äußeren Noth,
nicht nur einen erziehlichen Werth für die Eingebo-
renen, sie dient auch andererseits zur Förderung der
Kultur im Gebiete von Lutindi, wodurch der Werth
desselben sich erhöht, und uns später die Gelegenheit
zur Erhaltung und vielleicht auch zur Erweiterung
und Vergrößerung dieser für die Eingeborenen so
segensreichen Erziehungsanstalt gegeben wird.
So sind wir denn, groß und klein, zur Zeit
täglich ganz besonders damit beschäftigt, einzelne Theile
des nahen Waldes niederzulegen, um für unsere Kaffee-
pflanzungen mehr Raum zu gewinnen, dann aber
auch die Felder zu erweitern, die uns zur Beschaffung
des nöthigsten Lebensunterhaltes dienen. Das Fällen
der Bäume ist namentlich bei den Knaben eine sehr
belicbte Arbeit. Da hallt der Wald oftmals wieder
von frohem Jubel und Hallohgeschrei, wenn am Tage
20 bis 30 mehr oder weniger große Bäume durch
Feuer, Axt oder Säge gestürzt werden. Da wird
so mancher alte Riese, der vielleicht Jahrhunderte von
Lutindis Höhe in die unermeßliche Ebene hinunter
oder zu den Bergen und Thälern des sidlichen
Usambara hinüber geschaut hat, ins Schwanken ge-
bracht, bis er mit donnerndem Getöse seinen erhabenen
Standpunkt verläßt und gebrochen thalabwärts stürzt.
Einer von diesen Riesen, die wir kürzlich zu Falle
brachten, hatte die stattliche Länge von 52 und einen
Umfang von 5 m.
Wird nun auch auf Lutindi zur Zeit mit ganz
besonderem Fleiße im Freien gearbeitet, so wird doch
dabei die Erziehung und Unterweisung im Christen-
thum nicht verabsäumt. Solches geschicht täglich in
der ersten Morgenstunde, während zu anderen Zeiten,
da in Wald und Feld sich weniger Beschäftigung
findet, dem Unterrichte mehr Zeit gewidmet wird.
Hin und wieder gesellen sich zur Schar unserer
Zöglinge von Neuem solche hinzu, die, infolge der
Sklaverei heimath= und obdachlos geworden, sich selb-
ständig zu ernähren noch nicht im Stande sind, nun
aber auf Lutindi Zuflucht und eine neue Heimath
finden. Denn, wie sehr auch die europäischen Mächte
sich darum mühen, ausgerottet ist die Sklaverei in
Afrika noch lange nicht, und wenn auch nicht mehr
so offenkundig wie früher, so dauern doch immerhin
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noch die Greuel des Sklavenhandels mehr oder
weniger im Geheimen, namentlich im Innern des
Landes, fort.
Aus den letzten, soeben eingetroffenen kurzen Mit-
theilungen vom 24. Juli entnehmen wir noch, daß
mit dem Abholzen auf Lutindi noch etwas fortge-
fahren werden, sodann die abgeholzten Flächen ab-
gebrannt und der Boden zum Pflanzen von Kaffec-
bäumen zugerichtet werden soll. Es besteht die
Absicht, unter Anderem womöglich 1000 Bäumchen
zu pflanzen.
Die Nachrichten über den Gesundheitszustand
lauten nach wie vor recht erfreulich. Da heißt es:
„Trotz der nassen und kühlen Witterung, die seit
einiger Zeit herrscht, sind doch Kinder und Erwachsene
wohl und munter.“ Auch unter den Waschambaa
schwinden die Folgen der Hungersnoth, Krankheit
und Schwäche mehr und mehr.
Wie die „Kirchlichen Mittheilungen“ melden,
brachte die Julipost die Kunde von der ersten Tauf-
anmeldung in Simbang. Die zwei Jungen, welche
die h. Taufe begehrten, sind Kaboing und Kamung-
sanga. Es ist Aussicht vorhanden, daß nach diesen
wieder Andere kommen werden von Gingala, wo das
Feld anscheinend zu reifen anfängt. Das haben auch
neulich meine Tamileute gemerkt, daß die Gingala-
leute mit mehr Ernst bei der Sache sind. Die Tami
erzählten, wie sie mit ihrem Boot über Sonntag in
Gingala lagen und dort dem Sonntagsgottesdienst
beiwohnten; ein kleiner Junge hätte miti geredet, er
hätte aber so gut gesprochen wie ein bumbum (weißer
Missionar). Auch meinten diese Tami: Es wird jetzt
in allen Jabimdörfern Sonntag gehalten bis hinunter
nach Täminugett. Die Emgeborenen haben jetzt
wieder ihre Felder bestellt. Ich fragte, ob der heid-
nische Zug aufs Feld wieder unternommen werde.
Die Antwort lautete von den Haupt-Jabimdörfern
im Süden: Nein. Im vorigen Jahre unterblieb der
Zug zuerst in Kwalasam; heuer weiß ich jetzt von
fünf weiteren Orten, wo er unterbleiben soll, es
werden aber noch mehr sein. Die Kwalasamer haben
nämlich im vergangenen Jahre die beste Tarvernte
gehabt, so daß ein Schüler auf meine Frage nach
dem Zug antwortete: Wenn wir den Zug nach alter
Sitte wieder thun, dann bekommen wir ja keine
großen Taro.
—
Rus fremden Kolonien.
Uganda-isenbabn.
Hierzu eine Planskizze und ein Längenprofil.
(Fortsetzung und Schluß.)
dach diesen Grundsätzen sind die Arbeiten in
Angriff genommen worden. Die Baufortschritte zeigt