Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

wir uns Speise mitbringen könnten, aber wir haben 
nichts, und ohne Speise können wir nicht arbeiten.“ 
Das veranlaßte uns nun, die benachbarten Häuptlinge 
zu einer Berathung zusammenzurufen, deren Ergebniß 
war, daß wir versprachen, sämmtlichen Arbeitern, die 
da kommen wollten, die fertig zubereitete Haupt— 
(Mittags-)Mahlzeit zu geben, wofür dann dem ein— 
zelnen Arbciter 3 bis 4 Pesa vom Tageslohn ab- 
gezogen werden sollten. Daraufhin kamen sie denn 
in den folgenden Tagen in Scharen zur Arbeit, auch 
viele Frauen und Kinder, die für ein bis zwei Pfund 
Hirse arbeiten. Somit sind nun auch die Gesunden 
in der Lage, sich auf ehrliche und ordnungsmäßige 
Weise ihren Lebensunterhalt zu verschaffen. 
Die geregelte Arbeit aber hat, ganz abgesehen von 
der Linderung der augenblicklichen äußeren Noth, 
nicht nur einen erziehlichen Werth für die Eingebo- 
renen, sie dient auch andererseits zur Förderung der 
Kultur im Gebiete von Lutindi, wodurch der Werth 
desselben sich erhöht, und uns später die Gelegenheit 
zur Erhaltung und vielleicht auch zur Erweiterung 
und Vergrößerung dieser für die Eingeborenen so 
segensreichen Erziehungsanstalt gegeben wird. 
So sind wir denn, groß und klein, zur Zeit 
täglich ganz besonders damit beschäftigt, einzelne Theile 
des nahen Waldes niederzulegen, um für unsere Kaffee- 
pflanzungen mehr Raum zu gewinnen, dann aber 
auch die Felder zu erweitern, die uns zur Beschaffung 
des nöthigsten Lebensunterhaltes dienen. Das Fällen 
der Bäume ist namentlich bei den Knaben eine sehr 
belicbte Arbeit. Da hallt der Wald oftmals wieder 
von frohem Jubel und Hallohgeschrei, wenn am Tage 
20 bis 30 mehr oder weniger große Bäume durch 
Feuer, Axt oder Säge gestürzt werden. Da wird 
so mancher alte Riese, der vielleicht Jahrhunderte von 
Lutindis Höhe in die unermeßliche Ebene hinunter 
oder zu den Bergen und Thälern des sidlichen 
Usambara hinüber geschaut hat, ins Schwanken ge- 
bracht, bis er mit donnerndem Getöse seinen erhabenen 
Standpunkt verläßt und gebrochen thalabwärts stürzt. 
Einer von diesen Riesen, die wir kürzlich zu Falle 
brachten, hatte die stattliche Länge von 52 und einen 
Umfang von 5 m. 
Wird nun auch auf Lutindi zur Zeit mit ganz 
besonderem Fleiße im Freien gearbeitet, so wird doch 
dabei die Erziehung und Unterweisung im Christen- 
thum nicht verabsäumt. Solches geschicht täglich in 
der ersten Morgenstunde, während zu anderen Zeiten, 
da in Wald und Feld sich weniger Beschäftigung 
findet, dem Unterrichte mehr Zeit gewidmet wird. 
Hin und wieder gesellen sich zur Schar unserer 
Zöglinge von Neuem solche hinzu, die, infolge der 
Sklaverei heimath= und obdachlos geworden, sich selb- 
ständig zu ernähren noch nicht im Stande sind, nun 
aber auf Lutindi Zuflucht und eine neue Heimath 
finden. Denn, wie sehr auch die europäischen Mächte 
sich darum mühen, ausgerottet ist die Sklaverei in 
Afrika noch lange nicht, und wenn auch nicht mehr 
so offenkundig wie früher, so dauern doch immerhin 
  
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noch die Greuel des Sklavenhandels mehr oder 
weniger im Geheimen, namentlich im Innern des 
Landes, fort. 
Aus den letzten, soeben eingetroffenen kurzen Mit- 
theilungen vom 24. Juli entnehmen wir noch, daß 
mit dem Abholzen auf Lutindi noch etwas fortge- 
fahren werden, sodann die abgeholzten Flächen ab- 
gebrannt und der Boden zum Pflanzen von Kaffec- 
bäumen zugerichtet werden soll. Es besteht die 
Absicht, unter Anderem womöglich 1000 Bäumchen 
zu pflanzen. 
Die Nachrichten über den Gesundheitszustand 
lauten nach wie vor recht erfreulich. Da heißt es: 
„Trotz der nassen und kühlen Witterung, die seit 
einiger Zeit herrscht, sind doch Kinder und Erwachsene 
wohl und munter.“ Auch unter den Waschambaa 
schwinden die Folgen der Hungersnoth, Krankheit 
und Schwäche mehr und mehr. 
Wie die „Kirchlichen Mittheilungen“ melden, 
brachte die Julipost die Kunde von der ersten Tauf- 
anmeldung in Simbang. Die zwei Jungen, welche 
die h. Taufe begehrten, sind Kaboing und Kamung- 
sanga. Es ist Aussicht vorhanden, daß nach diesen 
wieder Andere kommen werden von Gingala, wo das 
Feld anscheinend zu reifen anfängt. Das haben auch 
neulich meine Tamileute gemerkt, daß die Gingala- 
leute mit mehr Ernst bei der Sache sind. Die Tami 
erzählten, wie sie mit ihrem Boot über Sonntag in 
Gingala lagen und dort dem Sonntagsgottesdienst 
beiwohnten; ein kleiner Junge hätte miti geredet, er 
hätte aber so gut gesprochen wie ein bumbum (weißer 
Missionar). Auch meinten diese Tami: Es wird jetzt 
in allen Jabimdörfern Sonntag gehalten bis hinunter 
nach Täminugett. Die Emgeborenen haben jetzt 
wieder ihre Felder bestellt. Ich fragte, ob der heid- 
nische Zug aufs Feld wieder unternommen werde. 
Die Antwort lautete von den Haupt-Jabimdörfern 
im Süden: Nein. Im vorigen Jahre unterblieb der 
Zug zuerst in Kwalasam; heuer weiß ich jetzt von 
fünf weiteren Orten, wo er unterbleiben soll, es 
werden aber noch mehr sein. Die Kwalasamer haben 
nämlich im vergangenen Jahre die beste Tarvernte 
gehabt, so daß ein Schüler auf meine Frage nach 
dem Zug antwortete: Wenn wir den Zug nach alter 
Sitte wieder thun, dann bekommen wir ja keine 
großen Taro. 
— 
Rus fremden Kolonien. 
Uganda-isenbabn. 
Hierzu eine Planskizze und ein Längenprofil. 
(Fortsetzung und Schluß.) 
dach diesen Grundsätzen sind die Arbeiten in 
Angriff genommen worden. Die Baufortschritte zeigt
	        
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