Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Kamerun. 
eue Rarte von Victoria und Umgegend. 
Nebenstehend bringen wir eine Karte des Geo- 
meters Scholze von Victoria und Umgegend, die 
auf der neuesten Aufnahme des Herrn Scholze be- 
ruht und deshalb das bisherige Kartenmaterial zu 
ergänzen und berichtigen geeignet sein dürfte. 
  
Gefangennabme des Lamido von cibati. 
Nach einer telegraphischen Meldung des Keiser- 
lichen Gouverneurs von Kamerun ist Hauptmann 
v. Kamptz mit der Schutztruppe auf seiner Expe- 
dition in Adamaug am 25. August zum zweiten Mal 
in Tibati einmarschirt und hat den Lamido von 
Tibati, das heißt den dortigen Gewalthaber, gefangen 
genommen. 
Einen Tag später traf ein zweites Telegramm 
des Gouverneurs ein, nach welchem aufständische 
Bulis in überraschender Weise Kribi angegriffen 
haben, jedoch unter Führung des kommissarischen 
Bezirksamtmanns Freiherrn v. Malsen in mehr- 
tägigen Gefechten abgeschlagen wurden. Freiherr 
v. Malsen wurde in diesen Kämpfen leicht ver- 
wundet. Aus den Schlußworten des Telegramms 
des Gouverneurs „Alles wohl“ gecht hervor, daß 
die Lage im Südbezirk zur Beunruhigung keine Ver- 
anlassung giebt. Da, wie bekannt, die Bulis in eine 
Reihe von Unterstimmen zerfallen, die in keinem oder 
nur sehr losen Zusammenhang stehen, so handelt es 
sich offenbar wieder um einen mit großer Kühnheit 
ausgeführten Raubzug einzelner Häuptlinge. Wie 
übrigens aus einem mit dem letzten Telegramm zu- 
sammen eingetroffenen Berichte des Gouverneurs 
hervorgeht, hatte derselbe sofort auf die ersten Nach- 
richten von den Räubereien der Bulis die nöthigen 
Schutzmaßregeln getroffen. Auf Regquisition des 
Gouverneurs ist S. M. S. „Habicht“ zum Schutze 
der Niederlassungen der Europäer nach Kribi und 
Groß-Batanga gegangen. Zugleich hat der Gouver- 
neur unter Führung des bewährten Polizeiinspektors 
Biernatzky ein Kommando von 30 Mann Polizei- 
truppe nach dem Süden geschickt, das für die nächste 
Zeit als Besatzung je nach Bedürfniß in Groß- 
Batanga oder dem nahegelegenen Kribi bleiben wird. 
–. 
Bericht des Gouvernementsgärtners Diestel über die in 
den Stationsanlagen von Buka kultivirten trvopischen, 
balbtropischen und europäischen Zutz= und Sierpflanzen. 
Klima und Boden von Buca sind von außer- 
ordentlicher Fruchtbarkeit. Die höhere Gebirgslage 
ermöglicht allerdings nicht den Anbau rein tropischer 
Kulturen, doch gedeihen die meisten subtropischen Ge- 
wächse vorzüglich. Auch verschiedene Kulturpflanzen 
des mittleren Europa werden seit einigen Jahren mit 
  
gutem Erfolg angebaut. Unter letzteren stehen an 
erster Stelle fast sämmtliche deutsche Gemüse, ein- 
schließlich Kartoffeln, Spargel 2c.; desgleichen liefern 
diverse europäische Getreidearten und Futtergräser 
gute Resultate. Auf der noch oberhalb der Station 
liegenden Sennerei ist in weitem Umkreis der dichte 
Wald geschlagen, der Boden gerodet und auf diesen 
ziemlich bergansteigenden Feldern Hafer und Gerste 
ausgesät sowie verschiedene Heugräser, Esparsette, 
Luzerne und einige Kleearten, die verschiedentlich in 
gutem Gedeihen stehen, oder deren aufgehende Säme- 
reien sich kräftig entwickeln. Die Trockenzeit ermög- 
licht auch eine reiche Heuernte des in den Parkanlagen 
ausgepflanzten Grases; alles Uebrige wird zu Grün- 
futter verbraucht. Während die Heugräser sich kräf- 
tiger entwickeln, bleibt Luzerne schwächlicher, doch ist 
zu erwarten, daß nach öfterem Schnitt dieselbe auch 
kräftiger kommen wird, zumal die Felder zum Theil 
mit gutem Kuhdünger bestreut sind. Besonders gut 
ist rother Kopfklee gewachsen, und von diesem sind 
zur Samenzucht einige Beete angelegt. 
Von eigenem Interesse ist die Anzucht deutschen 
Obstes, das vor Jahresfrist in jungen, der Baum- 
schule entnommenen Hochstamm= und Strauchformen 
aus Deutschland bezogen wurde. Die Bäumchen sind 
mit nur wenig Ausnahmen angewachsen und stehen 
zur Zeit mehr oder weniger gut im Trieb. Auch diese 
Obstanlage ist noch oberhalb der Station gelegen, und 
scheint der lehmige, humusreiche Boden den Bäumchen 
zu behagen, wie auch die gute Aussicht vorhanden 
ist, daß sie sich an das Klima von Bua gewöhnen. 
Auffallend ist dabei, daß gerade die Apfelsorten am 
besten anwuchsen und am kräftigsten im Trieb stehen; 
unter letzteren wieder die Sorte „Bismarckapfel“, der 
die kräftigsten Triebe entwickelte. Ein Bäumchen zei- 
tigte im Mai fast an jedem Trieb eine Dolde schöner 
Blüthen und hat nun reichlich Früchte angesetzt, die 
bereits eine hübsche Größe erreichten. Bekanntlich 
trägt der Bismarckapfel auch in Deutschland sehr früh. 
Den Apfelsorten folgen die Birnen, Pflaumen, Kirschen, 
Pfirsiche und Aprikosen. Während man von beiden 
letzteren Obstarten erwarten sollte, daß sie in diesem 
Klima sehr gut gedeihen, entwickeln sie sich nur lang- 
sam und bleiben im Trieb hinter den ersteren Arten 
zurück. Aus Samen gezogene Johannisbeeren haben 
sich in kurzer Zeit überraschend kräftig entwickelt und 
lassen ein gutes Gedeihen erwarten. Mit Wein 
sollen noch Versuche angestellt werden, doch würde 
es sich auch hier gewiß empfehlen, verschiedene Sorten 
aus Samen heranzuziehen, da Reben oder Stecklinge, 
wie überhaupt lebende Pflanzen, während des Trans- 
ports, in Ermangelung aufmerksamer Pflege, sehr leiden. 
Dasselbe bezieht sich auf Stachel-, Him= und Brom- 
beeren. Erdbeeren sind schon seit einigen Jahren in 
Kultur und liefern gute Erträgnisse. Rhabarber ist 
in diesem Jahre zum ersten Mal ausgesät, gut auf- 
gegangen, verpflanzt und steht bereits in kräftigstem 
Wachsthum. 
Mit tropischen und halbtropischen Kulturpflanzen
	        
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