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in Erfahrung bringen konnten. Um 2 Uhr wird
unweit der großen Insel geankert und mit einem
Eingeborenen-Kanu, das alsbald längsseit kommt
und dessen Insassen zeitweilig das Schiff betreten,
Verkehr begonnen. Diese Insulaner scheinen in noch
roherem Naturzustande zu sein wie die der vorher
besuchten Inseln. Als Lendenschurz dienen ihnen
nur Blätter, und ihre Waffen sind sehr roh ge-
arbeitet; die Speere zum Theil ohne Obsidianspitzen
nur aus Holz. Bogen und Pfeile werden bei ihnen,
wie übrigens auch bei den vorher angetroffenen
Admiralitäts-Inselbewohnern, nicht gesehen. Zunächst
wird mit der Polizeitruppe auf einer schmalen Land-
zunge der großen Insel gelandet und dann noch
eine der kleineren vorgelagerten Inseln besucht.
Ueberall finden wir eine herrliche urwaldartige
Vegetation mit Lianen, Orchideen, Baumfarnen
und geradezu riesigen Calophyllum ilophyllum-
Stämmen.
Soweit man sehen kann, haben hier alle Inseln
die üppige Vegetation und werden einmal, da gute
Häfen vorhanden zu sein scheinen, ein aussichtsreiches
Gebiet für tropische Agrikultur bilden. Die Ein-
geborenen waren hier noch sehr scheu und zurück-
haltend. Nur noch ein zweites kleines Kanu kam
längsseits der „Möwe“, und einige andere wurden
in weiter Ferne sichtbar. Vergebens ward nach dem
Australier, Kapitän Hamilton, der an den Admi-
ralitäts-Inseln mit einigen kleinen Fahrzeugen mit
Genehmigung des Gouvernements Perlmuscheln fischt,
ausgesehen. Nach Aussage der Eingeborenen hatte
er die Gegend vor sechs Tagen verlassen, nachdem
er angeblich eine gute Ausbeute an Muscheln ge-
habt hatte.
Die Tätowirungen der Admiralitäts-Insulaner
sind unregelmäßig, zum Theil dick aufliegende Brand-
narben. Irgendwelche besondere Bedeutung dieser
Tätowirungen konnte durch Befragen der Leute nicht
festgestellt werden. Es hieß immer nur, die Täto-
wirungen dienten zur Zierde. Ich glaube nicht, daß
hier irgendwie „Totenismus“ als zu Grunde liegend
angenommen werden kann. Den jetzt lebenden Leuten
scheint jedenfalls jedes Wissen in dieser Richtung
verloren gegangen zu sein. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß diese Rundfahrt eines deutschen Kriegs-
schiffes an der Admiralitäts-Inselgruppe, das Zeigen
der Polizeitruppe und der stattgehabte friedliche Ver-
kehr eine gute Wirkung auf die Eingeborenen haben,
weiteren Ausschreitungen derselben vorbeugen und
den Handel mit ihnen erheblich fördern wird. Da
die Admiralitäts-Gruppe nicht weit ab von Her-
bertshöhe liegt, wird es möglich sein, diese Inseln
häufiger zu besuchen und so Verkehr und Handel
mit den Eingeborenen in friedlicher Weise weiter
zu entwickeln.
Durch den Händler Maetzke hatte ich erfahren,
daß auf der Insel St. Gabriel zwei Hinterlader
mit Patronen vorhanden seien, die den im Jahre 1893
daselbst ermordeten Händlern Möller und Andersen
nebst anderen Sachen geraubt wurden. Wenn auch
eine Bestrafung für die in der Vergangenheit liegende
Mordthat, für welche die Insel auch im Jahre 1898
durch S. M. S. „Bussard“ auf Veranlassung des
Kaiserlichen Richters Dr. Hahl mit Granaten be-
worfen ward, von vornherein nicht in Aussicht zu
nehmen war, so sollte jedenfalls die Herausgabe der
geraubten Gewehre, deren Fortbesitz dem Prestige
der Europäer zum Schaden gereichte und für die
benachbarten Insulaner aufregend wirkte, versucht
werden. Es ward daher bei der Weiterfahrt nach
Neumecklenburg am 2. August mittags unweit der
Insel St. Gabriel geankert.
Zunächst wurden, da sich kein Kanu sehen ließ,
in einem kleinen Boote die beiden Dolmetscher, die
auf dieser Insel gefangen gewesen waren, an Land
geschickt, um wegen der friedlichen Uebergabe der
Waffen nebst Munition zu verhandeln. Es kam die
Nachricht zurück, daß die Insulaner zur Herausgabe
der Hinterlader bereit und zu friedlichen Verhand-
lungen geneigt seien. Daraufhin ging ich in Be-
gleitung des Herrn Dr. Schnee, des Kapitänleutnants
v. Abeken, Herrn Schulz und Herrn Thiel mit
der ganzen Polizeitruppe in zwei Booten an Land.
An dieser Seite der mit Korallenriffen umsäumten
Insel war nur eine schmale Booteinfahrt aufzufinden.
Ein Gewehr nebst Patronen wird am Strande über-
geben und dann mit der Truppe in das 10 Minuten
weiter gelegene Hauptdorf unter Führung der zu-
traulich thuenden Eingeborenen eingerückt. Hier wird
noch ein Revolver nebst Patronen abgeliefert und
seitens der Eingeborenen die sehr unwahrscheinlich
klingende Erklärung abgegeben, daß das zweite Ge-
wehr nach einer Nachbarinsel verschenkt sei. Ein
oberflächliches Durchsuchen der Dorfhütten fördert
einige andere geraubte europäische Gegenstände zu
Tage. Währenddessen verschwinden die Eingeborenen,
und der ihnen nachgeschickte Dolmetscher bringt sie
weder zurück noch kehrt er selbst trotz einstündigen
Wartens und Rufens wieder. Ein von mir mit
einigen Polizeijungen aufgesuchtes benachbartes Dorf
wird ganz verlassen angetroffen. Am Eingange des-
selben stecken schräg mit der Spitze nach vorn zwei
Speere. Die Polizeisoldaten erklären das nach Ein-
geborenenbrauch für eine Kriegsdrohung und ver-
treten auch die Ansicht, daß unser Dolmetscher von
den Eingeborenen jedenfalls erschlagen sei und ge-
fressen werden werde.
Vorsichtshalber beschloß ich aber, da auf Seiten
der Eingeborenen vielleicht ein Mißverständniß, das
ihre plötzliche Entfernung veranlaßte, vorhanden sein
konnte, zunächst noch nicht feindlich vorzugehen, son-
dern an den Strand zurückzukehren und dort mit
vom Kriegsschiff herbeigeholten Nahrungsmitteln für
die Europäer und Farbigen der Expedition ein
Mittagsmahl einzunehmen, um gleichzeitig abzuwarten,
ob die Eingeborenen und unser Dolmetscher zurück-
kehren würden. Hiermit wurden etwa drei Stunden
verbracht, aber weder Eingeborene noch Dolmetscher,