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Der Lehrer Herlyn wird demnächst mit seiner
Frau die Ausreise nach Südwestafrika antreten, um
in den Dienst des Gouvernements zu treten.
Der Königl. bayerische Eisenbahnadjunkt Eisen-
berger ist nach Swakopmund abgereist.
Der Sergeant Wohlfarth, die Unteroffiziere
Biersohn, Klose, Schmeer und Paulke, Ge-
freiter Heitmann und die Reiter Köster, Stricker,
Spenker und Thier sind mit Heimathsurlaub be-
ziehungsweise behufs Entlassung in Deutschland ein-
getroffen.
Nachrichten aus den deutschen Schungebieken.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Pllafrika.
Dandwerkerschule.
Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch-Ostafrika
hat nach einem Bericht in Dar-es-Saläm eine kon-
fessionslose Schule zur Heranbildung von Hand-
werkern eingerichtet. Sie ist als Internat gestaltet,
damit die Disziplin aufrecht erhalten werden kann.
Sobald die nöthigen Gebäude fertiggestellt sind,
werden die Bezirksämter und Stationen aufgefordert
werden, geeignete Zöglinge hinzusenden, die nach
Ausbildung den Bezirksämtern bezw. Stationen
wieder zugehen sollen. Diese sollen dafür aus ihren
Kommunalmitteln auch zum Unterhalt der Schulen
beitragen. Außerdem sollen einige junge Leute aus-
gebildet werden, die später in die Schutztruppe ein-
gereiht werden.
Bei der Beschränktheit der Mittel konnte nur
allmählich an die Herstellung der nöthigen Gebäude
gedacht werden. Im vorigen Etatsjahre ist eine
große Tischlerei mit einer Wohnung für einen euro-
päischen Handwerker gebaut und eingerichtet. Sie
wird einstweilen, so lange die anderen nothwendigen.
Räume zur Unterbringung von Schülern noch nicht
vorhanden sind, zur Herstellung und Instandsetzung
der Gouvernementsmobilien benutzt. Es ist darauf
Bedacht genommen, daß ein paar in der Benediktiner-
mission vorgebildete Fundis eingestellt sind, während
eine geringere Anzahl von schwarzen Lehrlingen in
dieser Werkstatt bereits an die systematische Erlernung
des Tischlerhandwerks sich gewöhnt, soweit es die
bisherige Zwanglosigkeit ermöglichen läßt. In Tanga,
Bagamoyo, Kilwa und Lindi ist bereits in Anlehnung
an die Gouvernementsschulen, theilweise schon mit
guten Erfolgen, ebenfalls begonnen, die Ausbildung
im Handwerk gründlich durchzuführen.
Um auch in Dar-es-Saläm endlich den schul-
mäßigen Handwerksbetrieb ins Leben zu setzen, ist
es nöthig geworden, bestehende bauliche Anlagen zu
benutzen, die sich für die Einrichtung der geplanten
Unstalt ohne großen Auswand durch Umbau geeignet
machen lassen.
Hierzu bot willkommene Gelegenheit der Umstand,
daß durch Verlegung der Viehzuchtstation von der
Küste ihre Gebäude frei wurden.
in der Nähe des Platzes, der für die Handwerker-
Diese liegen ganz
schule gewählt ist, so daß die bereits fertige Werkstatt
mit ihnen in Verbindung gebracht werden kann. Es
sind darin die erforderlichen Werkstätten und Schlaf-
räume für die Zöglinge ohne Weiteres vorhanden
oder leicht einrichtbar und durch Bade= und Wasch-
plätze wie durch Abortanlagen so zu ergänzen, daß
auf einem ausreichend großen Platze eine geräumige
und abgeschlossene Gesammtanlage entsteht.
Die Hauptsache, worauf die in dem laufenden
Jahre verfügbaren Mittel verwandt werden sollen,
ist der Neubau eines Schulgebäudes mit der Woh-
nung des Anstaltleiters inmitten des nach allen Seiten
zu übersehenden Internats. Es genügen zunächst
zwei Klassen, von denen die eine die Stadtschüler
aufzunehmen bestimmt sein soll.
Dieses Gebäude wird jetzt in Angriff genommen
und gegen Ende des Jahres vollendet sein, so daß
mit dem neuen Jahre der Unterricht in der Schule
und den Werkstätten in vollem Umfange aufgenommen
werden kann.
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Ueber Hülfeleistung 8. M. 8. „Ichwalbe“ bei einem
Unfall des Postdampfers „Letos“
wird unter dem 7. September d. Is. berichtet:
Am 5. September d. Is., nachmittags 1 Uhr, kam
ein Schiffsoffizier des Postdampfers „Setos“ mit dem
Agenten der Linie an Bord S. M. S. „Schwalbe“
im Hafen von Dar-es-Salc#m, um zu berichten, daß
dem genannten Schiff um 7 Uhr vormittags östlich
vom Makatumbe-Leuchtthurm die Schraubenwelle ge-
brochen sei und es hülflos draußen herumtreibe.
Die Lage des Schiffes war sehr ernst, da der
nördlich setzende Strom mit großer Wahrscheinlichkeit
dasselbe während der Nacht bei Ras Kizimkasi an
der Südspitze Sansibars antreiben mußte. Bei der
dort stehenden sehr schweren Dünung wäre eine
Rettung durch Ankern wohl aussichtslos gewesen.
Da es darauf ankam, so schnell wie möglich aus-
zulaufen, so entschloß sich S. M. S. „Schwalbe“,
selbst den „Setos“ einzuschleppen. Es gelang dem
Marineingenieur Reimann nach um 1 Uhr 10 Min.
nachmittags erhaltenem Befehl, um 3¾4 Uhr, trotzdem
gerade Reinigungsarbeiten im Gange waren, Dampf
auf zu haben in allen vier Kesseln.