Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Der Missionsdirektor der Gesellschaft zur Be- 
förderung der evangelischen Mission unter den Heiden 
(Berlin 1), Gensichen, ist im September zur In- 
spektion des afrikanischen Missionsgebietes dieser 
Gesellschaft abgereist. 
„Unter dem rothen Kreuz“ entnehmen wir das 
Folgende: Schwester Auguste Fenner ist in Togo 
verstorben, Schwester Klara Wagner in Tanga 
eingetroffen, Schwester Luise Kaminski zum Ersatz 
der ausscheidenden Schwester Anna Diesner nach 
Tanga abgereist, Schwester Auguste Hertzer in 
Stephansort hat eine Erholungsreise nach Singapore 
gemacht. 
In Rutenganio und Manow, Bezirksamt 
Langenburg, sind neue Regierungsstationen angelegt 
worden. 
  
Der Missionar Arno Krause von der Leipziger 
ev.-lutherischen Missionsgesellschaft wird sich über 
Mombasa nach Mamba am Kilimandjaro begeben. 
Dem „Leipziger Evang.-lutherischen Missionsblatt" 
zufolge hat Miss. Althaus in Mamba von dem 
Stabsarzt Dr. Gallus Lymphe erhalten, die frisch 
über Tanga aus Deutschland gekommen war, und 
sich das Impfen zeigen lassen. Erfreulicherweise er- 
reichte er seinen Zweck und konnte am 30. Juni auf 
der Station Weiße und Schwarze, im Ganzen 30 
bis 40 Leute, impfen. 
  
RAus fremden Rolonien. 
Instruktionsreise des landwirtbschaftlichen Beiratbs 
für Deutsch-Südwestafrika durch die Rapkolonie. 
Dem neuen landwirthschaftlichen Beirath des 
Kaiserlichen Gouvernements für Deutsch-Südwestafrika, 
Herrn J. C. Watermeyer, der zuvor im Kap- 
ministerium beschäftigt war, war seitens des Gou- 
vernements der Auftrag geworden, bevor er das 
Kapland verließe, noch eine Instruktionsreise durch 
die Kapkolonie zu machen und besonders neuere 
Wasseranlagen und Bohrungen einer eingehenden 
Besichtigung zu unterziehen. Derselbe berichtet hier- 
über, wie folgt: 
Ich reiste zuerst nach Sir Lowrys Paß bei 
Millenbosch, wo auf dem Plateau der Sir Lowrys 
Paßberge Vorarbeiten für eine Stauanlage gemacht 
werden, welche derjenigen auf dem Table Monntain 
ähnlich sein wird. Es geschicht dies aus dem Grunde, 
weil die Vorstadt Kapstadts sich in letzter Zeit sehr 
weit ausdehnt, und die Wahrscheinlichkeit vorliegt, 
daß in nächster Zeit die zur Zeit noch vergrößerte 
Table Monntain-Stauanlage nicht genügend Wasser 
für Kapstadt und Vorstadt wird liefern können. Das 
Wasser soll in eisernen Röhren zur östlichen und 
südlichen Vorstadt Kapstadts, eine Entfernung von 
etwa 50 km, geleitet werden. 
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Dann reiste ich nach Ceres, um dort einige 
Bohrungen zu besichtigen. Bei dieser Gelegenheit 
besuchte ich auch die kleine etwa 2 km entfernte 
Stauanlage zur Wasserversorgung der Stadt. Das 
Wasser wird in einem offenen Graben zur Stadt 
geleitet. Wo es über den Breede Niver geführt 
werden muß, geschieht dies vermittelst einer hölzernen 
Schleuse, die auf Stangen gestützt ist. 
Von Ceres reiste ich nach Robertson und Bezirk 
Swellendam, um eine Bewässerungsanlage, die durch 
die Herren Dieterlé und de West gemeinschaftlich 
hergestellt wird, zu sehen. Die Anlage war zur Zeit 
meines Besuches nicht ganz fertig, stand aber kurz 
vor der Vollendung. Ungefähr 13 km von Robertson, 
da wo der Cogmanskloof Niver in den Breede River 
einmündet, haben diese Herren sich von ihren Nach- 
barn das Recht erworben, das nöthige Wasser vom 
Fluß abzuleiten. Die Leitung besteht aus einem 
offenen Graben, anfangs 2 m und nachher 1½ m 
breit, welcher 2½ km weit längs des linken Ufers 
des Flusses im weichen Alluvialboden gemacht ist. 
Dann kommt eine Felewand am Flusse, und hier 
wird das Wasser durch eine 1500 m lange hölzerne 
Schleuse geleitet, welche auf Drahtseil an stählernen 
Stiften, die in dem oberen Felsen befestigt sind, hängt. 
Von hier wird das Wasser weiter im Graben ge- 
leitet, welcher theilweise durch Felsen gesprengt ist, 
und auch an einzelnen Stellen durch hölzerne Schleusen 
über Schluchten geführt. Die Farmen der betreffen- 
den Herren liegen im Bezirk Swellendam. Die 
ganze Wasserleitung bis zur Farm des Herrn 
Dieterlé ist 16,5 km lang, bis zur Farm des 
Herrn de West etwa noch 1½ km. Der größte 
Theil der ganzen Länge ist durch Felsen, die gesprengt 
werden mußten, — theilweise in einer Tiefe bis zu 
4 m — geführt. Die gesammte Länge der hölzernen 
Schleusen ist 4000 m. Die Anlage kostet 140 000 
Mark. Etwa 2000 ha können hierdurch bewässert 
werden. Beide Farmer machen außerdem Erddämme, 
um das Wasser zu stauen, da sie auf das Fließen 
des Wassers nur im Winter rechnen können. 
Von Robertson reiste ich nach Maticsfontein, wo“ 
ich drei Bohrlöcher in der Tiefe von 500, 250 und 
140 m gesehen habe. Diese sind mit einem mit 
Dampf betriebenen größeren Bohrer, mit einer Bohr- 
krone von 15 cm Durchmesser, gebohrt worden. Aus 
dem letzteren Bohrloche sieigt das Wasser 4 m über 
die Erdfläche. 
Von hier fuhr ich weiter nach Prince Albert 
Rood, wo ich den großen Bohrer im Betrieb sah, und 
wo einige kleinere Löcher schon früher gebohrt waren. 
Von Prince Albert Rood reiste ich nach Beanfort 
West. Den Damm von Beanfort West kannte ich 
schon, wollte aber den erneuerten Stolshock-Damm, 
welcher für Eisenbahnzwecke gemacht wurde, besichtigen. 
Von Beanfort West setzte ich die Reise nach 
Britstown fort, um auf einer Farm eine eben fertig- 
gestellte Stauanlage in großem Maßstabe zu besich- 
tigen. Diese Anlage ist von dem Smartt Syndikate 
auf der Farm Herswater hergestellt worden. Es
	        
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