Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

und ein oberes Stockwerk eingetheilt worden, um 
Raum für die einzelnen Ausstellungen zu schaffen 
und den Plan eines Freilichtpanoramas durchführen 
zu können, wie es in Deutschlond kein zweites giebt. 
In der großen Rotunde beginnen wir unten 
unseren Rundgang auf der rechten Seite, an der 
Lesehalle vorbei, neben der sich die Büste des 
verstorbenen Direktors der Kolonial-Abtheilung 
Dr. Kayser erhebt. Die Ausstellung der katho- 
lischen Missionen ist bis jetzt nur von den weißen 
Bätern beschickt worden, die eine Reihe von Büchern 
und ethnogrophischen Gegenständen eingeliefert haben, 
während die Sammlungen anderer Missionen noch 
ausstehen. 
Daneben ist die Nachbildung der Unteroffiziers- 
messe in Kamerun ausgeführt, auf deren Veranda 
einige der prächtigen, bunt bemalten und mit gro- 
tesken Schnitzereien versehenen Kanus stehen. 
Wir treten in die Messe hinein. Vor uns öffnet 
sich der Durchblick auf ein Diorama, den kleinen 
Kamerunberg darstellend. Der Standpunkt ist auf 
einer der kleinen in der Ambasbai liegenden Inseln, 
der sogenannten Pirateninseln, genommen, auf deren 
einer, Mondoleh, eine Art Sanatorium neuerdings 
eingerichtet ist. Aus der Masse des dichten, tropischen 
Urwaldes, der die ganze Küste umsäumt und nur 
durch die Häuser von Viktoria und den Kakao- 
plantagen unterbrochen wird, ragen der große und 
kleine Kamerunberg empor, in der Abendbeleuchtung 
in röthlichem Glanze erstrahlend. An das Kamerun- 
Diorama schließen sich die Kamerunhäuser, welche 
aus echtem Material aufgeführt und mit den schönen 
braunen Palmblättern gedeckt sind, die Togohütten 
und die Sammlungen aus diesen Gegenden. 
Das nächste Diorama, die Naukluft in Süd- 
westafrika darstellend, ist die Nachbildung eines Forts 
in Südwestafrika. Der Charakter der wilden Fels- 
partien des Gebirges, des letzten Zufluchtsortes von 
Hendrik Witbooi, aus dem er durch unsere tapfere 
Schutztruppe vertrieben wurde, sowie die Beleuchtung 
ist vorzüglich getroffen. 
Von der Abtheilung der evangelischen Missio- 
nen, welche von Herrn Missionssuperintendenten 
Merensky zusammengebracht worden ist, ist der 
Schwerpunkt auf die Ausstellung von Unterrichts- 
mitteln und statistischen Darstellungen gelegt worden. 
In sehr übersichtlicher Weise sind die einzelnen 
Missionsgebiete voneinander geschieden, so daß der 
Missionsfreund sich hier leicht orientiren kann. 
Die chinesische Abtheilung ist seiner Zeit 
von Herrn General v. Hanneken zusammengebracht, 
welcher sich augenblicklich in China befindet. Es ist 
uns unmöglich, in wenigen Zeilen die Sammlung 
im Einzelnen zu schildern, nur das Charakteristische 
der Ausstellung soll hervorgehoben werden. Von Anfang 
an ging das Bestreben dahin, solche Gegenstände 
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der Blick des Europäers fällt, beiseite zu lassen. 
Dieser Grundsatz ist, wie schon früher bemerkt, auch 
bei den anderen Sammlungen durchgeführt worden. 
Wir finden hier die eigenthümlichen Wagen und 
Karren, Reitzeuge, Geschirre, Sänften von ver- 
schiedensten Formen und Abstufungen, nebst den 
Kleidern, Gebrauchsgegenständen, Schmuck und der- 
gleichen. 
Daran schließt sich die Ausstellung des Reichs- 
Marine-Amtes, welches Modelle von Kriegsschiffen 
zur Verfügung gestellt hat, die zur Erweckung des 
Interesses für unsere überseeischen Beziehungen bei- 
tragen werden. Neben dem großen Linienschiff findet 
sich auch der kleine Kreuzer vertreten, und es wäre 
sehr erwünscht, wenn diese Sammlung weiter aus- 
gebreitet werden würde. Die Direktion der Marine-= 
schule in Kiel hat, wie wir noch zufügen wollen, die 
Sammlung durch einige Trophäen von Kiautschou, 
Geschütze und Handfeuerwaffen, vervollständigt. 
Zuum Ersteigen des oberen Stockwerkes benutzen 
wir die Treppe, welche, in die Felsen hineingebaut, 
an dem lustig plätschernden Bächlein vorbeiführt, auf 
das große Freilichtdiorama. Der Anublick, welcher 
sich hier oben dem Auge darbietet, ist ein über- 
raschend malerischer. Auf der einen Seite befindet 
sich das Neu--Guineadorf neben einem Wohnhaus 
der Europäer, während den Mittelpunkt der große 
chinesische Tempel mit einer Straße von Kiautschou 
einnimmt und der Rundblick durch das arabische 
Haus mit dem Leuchtthurm von Ras Makatumbe 
begrenzt wird. Zumal des Abends, im Schein des 
Leuchtthurms, ist das Bild, das sich vor unserem 
Auge enthüllt, ein geradezu märchenhaftes. 
Die Neu-Guinea-Ausstellung wird beherrscht 
durch ein großes Eingeborenenhaus von der Insel 
Seleo, welches schon im Jahre 1896 in der deutschen 
Kolonial-Ausstellung ein berechtigtes Aussehen er- 
regte. Aus seinem Halbdunkel blickt man auf ein 
Diorama von Stephansort und die Brandung auf 
der Barre, durch welche gerade ein Kanu eines 
Eingeborenen segelt. Daran schließen sich die Aus- 
stellungen von Häusern vom Bismarck-Archipel mit 
Auslegerbooten und dem Panorama, die bekannten 
Bienenkörbe in der Blanche-Bai darstellend, im 
Hintergrund, abschließend mit den Marshall-Inseln 
und Karolinen. 
Die Nachbildung des Tempels von Kiautschou in 
ihrer reichen Farbentönung wird nicht verfehlen, einen 
bleibenden Eindruck hervorzurusen. Der Ausblick auf 
die Bucht von Kiautschou und auf eine Straße von 
Kiautschon, in der fleißige Chinesen hantiren, wie 
auch auf das Mandarinenhaus mit den Insignien 
dienen dazu, die Illusion zu verstärken. 
In der ostafrikanischen Ausstellung dominirt das 
arabische Haus, welches das Diorama von Darz-es= 
Saläm markirt und ein Zimmer mit Gebrauchs- 
zusammenzubringen, welche mit dem gewöhnlichen gegenständen umschließt, und ein arabisches Cafsé, 
Thun und Treiben der Chinesen in Beziehungen 
stehen, und alle Kunstgegenstände, auf welche zuerst 
welches von dem unternehmenden deutschen Kolonial- 
hause Bruno Antelmann verwaltet wird und wo
	        
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