und ein oberes Stockwerk eingetheilt worden, um
Raum für die einzelnen Ausstellungen zu schaffen
und den Plan eines Freilichtpanoramas durchführen
zu können, wie es in Deutschlond kein zweites giebt.
In der großen Rotunde beginnen wir unten
unseren Rundgang auf der rechten Seite, an der
Lesehalle vorbei, neben der sich die Büste des
verstorbenen Direktors der Kolonial-Abtheilung
Dr. Kayser erhebt. Die Ausstellung der katho-
lischen Missionen ist bis jetzt nur von den weißen
Bätern beschickt worden, die eine Reihe von Büchern
und ethnogrophischen Gegenständen eingeliefert haben,
während die Sammlungen anderer Missionen noch
ausstehen.
Daneben ist die Nachbildung der Unteroffiziers-
messe in Kamerun ausgeführt, auf deren Veranda
einige der prächtigen, bunt bemalten und mit gro-
tesken Schnitzereien versehenen Kanus stehen.
Wir treten in die Messe hinein. Vor uns öffnet
sich der Durchblick auf ein Diorama, den kleinen
Kamerunberg darstellend. Der Standpunkt ist auf
einer der kleinen in der Ambasbai liegenden Inseln,
der sogenannten Pirateninseln, genommen, auf deren
einer, Mondoleh, eine Art Sanatorium neuerdings
eingerichtet ist. Aus der Masse des dichten, tropischen
Urwaldes, der die ganze Küste umsäumt und nur
durch die Häuser von Viktoria und den Kakao-
plantagen unterbrochen wird, ragen der große und
kleine Kamerunberg empor, in der Abendbeleuchtung
in röthlichem Glanze erstrahlend. An das Kamerun-
Diorama schließen sich die Kamerunhäuser, welche
aus echtem Material aufgeführt und mit den schönen
braunen Palmblättern gedeckt sind, die Togohütten
und die Sammlungen aus diesen Gegenden.
Das nächste Diorama, die Naukluft in Süd-
westafrika darstellend, ist die Nachbildung eines Forts
in Südwestafrika. Der Charakter der wilden Fels-
partien des Gebirges, des letzten Zufluchtsortes von
Hendrik Witbooi, aus dem er durch unsere tapfere
Schutztruppe vertrieben wurde, sowie die Beleuchtung
ist vorzüglich getroffen.
Von der Abtheilung der evangelischen Missio-
nen, welche von Herrn Missionssuperintendenten
Merensky zusammengebracht worden ist, ist der
Schwerpunkt auf die Ausstellung von Unterrichts-
mitteln und statistischen Darstellungen gelegt worden.
In sehr übersichtlicher Weise sind die einzelnen
Missionsgebiete voneinander geschieden, so daß der
Missionsfreund sich hier leicht orientiren kann.
Die chinesische Abtheilung ist seiner Zeit
von Herrn General v. Hanneken zusammengebracht,
welcher sich augenblicklich in China befindet. Es ist
uns unmöglich, in wenigen Zeilen die Sammlung
im Einzelnen zu schildern, nur das Charakteristische
der Ausstellung soll hervorgehoben werden. Von Anfang
an ging das Bestreben dahin, solche Gegenstände
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der Blick des Europäers fällt, beiseite zu lassen.
Dieser Grundsatz ist, wie schon früher bemerkt, auch
bei den anderen Sammlungen durchgeführt worden.
Wir finden hier die eigenthümlichen Wagen und
Karren, Reitzeuge, Geschirre, Sänften von ver-
schiedensten Formen und Abstufungen, nebst den
Kleidern, Gebrauchsgegenständen, Schmuck und der-
gleichen.
Daran schließt sich die Ausstellung des Reichs-
Marine-Amtes, welches Modelle von Kriegsschiffen
zur Verfügung gestellt hat, die zur Erweckung des
Interesses für unsere überseeischen Beziehungen bei-
tragen werden. Neben dem großen Linienschiff findet
sich auch der kleine Kreuzer vertreten, und es wäre
sehr erwünscht, wenn diese Sammlung weiter aus-
gebreitet werden würde. Die Direktion der Marine-=
schule in Kiel hat, wie wir noch zufügen wollen, die
Sammlung durch einige Trophäen von Kiautschou,
Geschütze und Handfeuerwaffen, vervollständigt.
Zuum Ersteigen des oberen Stockwerkes benutzen
wir die Treppe, welche, in die Felsen hineingebaut,
an dem lustig plätschernden Bächlein vorbeiführt, auf
das große Freilichtdiorama. Der Anublick, welcher
sich hier oben dem Auge darbietet, ist ein über-
raschend malerischer. Auf der einen Seite befindet
sich das Neu--Guineadorf neben einem Wohnhaus
der Europäer, während den Mittelpunkt der große
chinesische Tempel mit einer Straße von Kiautschou
einnimmt und der Rundblick durch das arabische
Haus mit dem Leuchtthurm von Ras Makatumbe
begrenzt wird. Zumal des Abends, im Schein des
Leuchtthurms, ist das Bild, das sich vor unserem
Auge enthüllt, ein geradezu märchenhaftes.
Die Neu-Guinea-Ausstellung wird beherrscht
durch ein großes Eingeborenenhaus von der Insel
Seleo, welches schon im Jahre 1896 in der deutschen
Kolonial-Ausstellung ein berechtigtes Aussehen er-
regte. Aus seinem Halbdunkel blickt man auf ein
Diorama von Stephansort und die Brandung auf
der Barre, durch welche gerade ein Kanu eines
Eingeborenen segelt. Daran schließen sich die Aus-
stellungen von Häusern vom Bismarck-Archipel mit
Auslegerbooten und dem Panorama, die bekannten
Bienenkörbe in der Blanche-Bai darstellend, im
Hintergrund, abschließend mit den Marshall-Inseln
und Karolinen.
Die Nachbildung des Tempels von Kiautschou in
ihrer reichen Farbentönung wird nicht verfehlen, einen
bleibenden Eindruck hervorzurusen. Der Ausblick auf
die Bucht von Kiautschou und auf eine Straße von
Kiautschon, in der fleißige Chinesen hantiren, wie
auch auf das Mandarinenhaus mit den Insignien
dienen dazu, die Illusion zu verstärken.
In der ostafrikanischen Ausstellung dominirt das
arabische Haus, welches das Diorama von Darz-es=
Saläm markirt und ein Zimmer mit Gebrauchs-
zusammenzubringen, welche mit dem gewöhnlichen gegenständen umschließt, und ein arabisches Cafsé,
Thun und Treiben der Chinesen in Beziehungen
stehen, und alle Kunstgegenstände, auf welche zuerst
welches von dem unternehmenden deutschen Kolonial-
hause Bruno Antelmann verwaltet wird und wo