Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

und gemauerten Durchlässe von dem theuern Bruch- 
steinmauerwerk absehen zu können, wurden Versuche 
mit Ziegelbrennen gemacht. 
Dieselben haben ein befriedigendes Resultat er- 
geben, so daß jetzt dicht an der Station Muhesa 
eine Ziegelei eingerichtet und ein doppelter Kasseler 
Flammofen erbaut wird, in welchem monatlich 60 
bis 90 Tausend Ziegelsteine gebrannt werden können. 
  
Ramerun. 
Unbegründete Meldungen über neue Unruhen. 
Nach einer telegraphischen Meldung des Kaiser- 
lichen Gouverneurs von Kamerun sind die über 
London hierher gelangten und in der Presse ver- 
breiteten Nachrichten über neue Angriffe der Bulis 
auf Batanga und über Zerstörung von Faktoreien an 
der Küste völlig unbegründet. Der Kommandeur der 
Schutztruppe befindet sich bereits wieder an der Küste, 
während Hauptmann v. Dannenberg sich bereits 
mit zwei Kompagnien zur Bestrafung der Aufstän= 
dischen im Bulilande befindet. 
Diebzucht. 
Der Senner Haff ist am 4. Oktober d. Is. mit 
zehn Allgäuer Kühen, fünf Schweinen (ein Eber, 
ein Mutterschwein, drei Zuchtschweine), einem Ziegen- 
bock und zwei Ziegen in Victoria angekommen. Das 
Vieh traf am 8. Oktober in Busa ein und befindet 
sich in vorzüglichem Zustande. 
— 
Dreutsch-Südwestafrika. 
Expedition gegen die Tietioleute in Gobabis. 
Im Mai d. Is. drohten, wie bereits berichtet 
wurde, im Osten unseres Schutzgebietes Südwestafrika 
ernstere Unruhen auszubrechen. Der Hererohäuptling 
Tietjo und dessen Sohn Traugott in Gobabis zeigten 
sich namentlich dem dortigen Distriktschef Leutnant 
Reiß gegenüber durchaus widerspenstig. Es gelang 
jedoch Herrn Leutnant Reiß, bis zum Eintreffen 
des Herrn Gouverneurs Blutvergießen zu vermeiden. 
Anfang September erschien Herr Gouverneur 
Leutwein mit einer Feldkompagnie und einer Feld- 
batterie in Gobabis. Außerdem hatte sich der Ober- 
häuptling Samuel, ein alter Feind Tjetjos, mit 
40 Reitern angeschlossen. 
Als diese Truppe am 13. September vor der 
Werft des Häuptlings Tjetjo anlangte, unterwarf 
sich derselbe sofort und gelobte, für die Zukunft 
Frieden zu halten. 
Da es sich herausstellte, daß er nur unter dem 
Einflusse seines thatkräftigen und freiheitsliebenden 
Sohnes Traugott gehandelt habe, und da bei seiner 
notorischen Bequemlichkeit und Feigheit wohl ange- 
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nommen werden konnte, daß er in Zukunft auch 
wirklich Frieden halten werde, so kam er mit einer 
Strafpredigt davon. 
Gegen Traugott, der als die Seele der Unruhen 
im Osten unseres Gebietes sich darstellte, wurde 
energischer vorgegangen. 
Nachdem die Expedition am 15. September die 
Werft Traugotts erreicht und Gesechtsstellung ein- 
genommen hatte, wurde Traugott ausgesordert, seine 
Gewehre auszuliefern und angewiesen, mit seinen 
Leuten in Okahandja unter der Aufsicht des Ober- 
häuptlings Samuel sich niederzulassen. 
Nach einer halben Stunde lieferte er 55 Gewehre, 
darunter 38 tadellose Hinterlader, aus. Bei der 
Durchsuchung der Werft wurden noch fünf Vorder- 
lader gesunden. 
Die Uebersiedelung nach Okahandja fand unter 
Aussicht des Oberhäuptlings Samuel statt. 
Dank der Umsicht und Thatkraft des Herrn 
Gouverneurs und dem geschickten Verhalten des 
Leutnants Reiß war so die Expedition durchaus 
friedlich verlaufen, und es ist nach der Entfernung 
des Unruhestifters Traugott zu erwarten, daß auch 
im Osten unseres Schutzgebietes der Frieden in Zu- 
kunft gewahrt bleibt. 
Reise des Gouverneurs. 
Der Kaiserliche Gouverneur Leutwein, welcher 
eine Expedition nach dem Osten des Schutzgebietes 
unternommen hatte, ist nach Besuch des Gebietes 
des Häuptlings Tjetio und von Gobabis nach Wind- 
hoek Ende September zurückgekehrt. 
Regenfall. 
Nach Berichten aus Windhoek hat es dort und 
in der Umgegend zu sehr ungewöhnlicher Zeit, näm- 
lich schon Ende Juli, so stark geregnet, daß der sonst 
trockene Schaffluß Wasser zu führen begann. Die 
ältesten Ansiedler wissen sich nicht zu erinnern, daß 
es um jene Jahreszeit im Nama= und Hererolande 
je geregnet habe. 
Eisenbabnbau. 
Nach einem Bericht vom 23. Oktober d. Is. be- 
findet sich die Bauspitze jetzt aus Kilometer 130 der 
Eisenbahnlinie Swakopmund —Windhoek. 
Die Bauleitung ist gegenwärtig sonach in der 
tiefeingeschnittenen Schlucht des Dorstreviers thätig. 
Letztere wird ohne nennenswerthe Kunstbauten durch- 
schritten werden. 
Auf der Thalsohle des Khan werden Vorkeh- 
rungen getroffen, um die Bahnanlagen gegen den 
Angriff von Hochwasser einigermaßen zu schützen. 
Die Maßnahmen zur Gewinnung von Wasser an 
den verschiedenen Stationen sind im Allgemeinen 
von gutem Erfolg.
	        
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