wurde der Baumstamm verarbeitet. Ein Graben
wurde unter ihm ausgehoben, damit die Säge Spiel-
raum habe, und oben wurde mit scharfen Tessos
(Queräxten) eine glatte Fläche wagerecht abgehauen,
damit auch der obere Säger einen guten Stand ge-
winne. Als diese Arbeiten fertig waren, kam der
Missionar und schnürte die Schnittlinie oben und
unten ab. Danach wurde eine Thür (ein Spalt)
zum Einsetzen der Säge frei gehauen, und nun konnten
die Säger ihre Thätigkeit beginnen.
Schon dieses Bild zeigt deutlich, wie ungerecht
die Vorwürfe sind, welche man vielfach der evange-
lischen Mission macht, als unterrichteten wir unsere
Zöglinge nur in Schulen. Es ist uns ein ebenso
ernstes Anliegen, sie zu fleißigen und geschickten
Arbeitern zu erziehen.“
Dem Missionsblatt der Brüdergemeinde entnehmen
wir folgenden Bericht aus dem Nyassagebiet (Deutsch-
Ostafrika): Hochwassergefahr und Pockenepidemie.
Nach der „Deutsch-ostafrikanischen Zeitung“
haben die Pocken von den südlichen Küstendistrikten
der Kolonie bis zum Nyassasee hin schon viele Opfer
gefordert. In einer Landschaft sind die Einwohner
bis auf einen Rest an den Pocken ausgestorben, so-
daß die Getreidebestände durch Arbeiter der Regie-
rungsstation abgeerntet werden mußten. In einer
anderen Gegend haben die Eingeborenen ihre Dörfer
verlassen und sich in die Wildniß zurückgezogen, weil
ihre Hütten offenbar vom Teufel besessen seien.
Um der Seuche Einhalt zu thun, hat die Regie-
rung sofort eine allgemeine Impfung angeordnet.
So auch im Langenburger Amtsbezirk. Unsere
Missionare sind dabei behilflich. Wie schwer aber
hält es, Leute zu finden, die willig sind, sich vom
Langenburger Arzt impfen zu lassen, um als Ab-
impfer zu dienen! Endlich waren die Rungue= und
Ipianabewohner so weit, daß sie sich alle impfen
ließen, auch eine Anzahl Kinder. Auch in Nungue
hat es lange gedauert, bis alle Stationsleute sich zur
Impfung herbeiließen.
Und nun das Hochwasser. Das Nordende des
Nyassa theilt ja nicht die Wasserarmuth des übrigen
Erdtheils. In der Ipiangebene war es besonders
gefährlich. Br. Richard stand eben in voller Arbeit
und zwar im Kampf mit Insekten (um den Moskitos
den Eingang zu wehren, zimmerte er Fliegenfenster,
gegen die Holzkäfer und ihre verheerenden Angriffe
bestrich er die Bambuslatten am Dach mit Karbo-
lineum), als das Hochwasser gemeldet ward. Die
Kibila trat noch nicht über, aber führte eine Menge
braunen Wassers und Baumstämmec, Sand, Gras,
Lehm, ja einmal eine ganze Hütte an den Stations-
häusern vorbei. Alles lies, um die Fluthen in
Augenschein zu nehmen und die Stämme zu fischen.
An Brennholz ist in Ipiana Mangel, es ist daher
ein sehr begehrter Artikel.
In demselben Blatte lesen wir über die Gründung
einer neuen Station zu Mbosi in Nika. Die in
813
Aussicht genommene Nikastation ist gegründet worden.
Aus einem Brief des Bruders Meyer vom 13. Juli
erfahren wir, daß er mit Br. Bachmann von
Mwasaka, einem wohl zwischen Sukamabele und Gate-
lale gelegenen Orte aus im Quellland des Nkana
nach einem Stationsplatz gesucht hat und sich für
Mbosi entschied.
Was die Anzahl des umwohnenden Volkes be-
trifft, so haben beide Orte, die in Betracht kommen,
Namba und Mbosi, eine für das Nikaland zentrale
Lage, um beide gruppiren sich Dörfer. Wald und
Lebensmittel giebt es ebenfalls an beiden Plätzen,
wenn auch vielleicht im Westen etwas mehr. Frost
(in Mwasaka beobachtete Br. Meyer immer Frost,
einmal — 4° C.) hindert in Mbosi zwar den Gemüse-
und Kaffeebau; vielleicht aber findet sich auch im
Westen Frost, und jedenfalls gedeihen im Osten
Getreide und Kartoffeln. Zu Gunsten von Mbosi
spricht auch, daß es dort große Grasflächen und
Lehm giebt. Die Wasserfrage ist, wenn man nicht
direkt an den Fluß baut, an beiden Orten nicht sehr
günstig, d. h. Wasser giebt es genug, aber nicht in
unmittelbarer Nähe, und eine Leitung läßt sich nur
mit Darangabe guten Landes anlegen. Die Hitze
wird im Westen größer sein, weil dort der Wind
nicht so frei geht, die Station dort auch tiefer zu
liegen kommt als am Mbosi. Vor Allem die ge-
sundheitlich so günstige Lage, daneben auch die er-
quickende Aussicht ließen für Mbosi entscheiden. Die
Station soll zunächst nur die nöthigsten Bauten er-
halten. Br. Bachmann treibt erst Sprachstudien,
besucht die Leute, beobachtet die Wasser-, Witterungs-
und Gesundheitsverhältnisse an beiden Orten. Seine
Erfahrungen sollen dann am Anfang nächsten Jahres
den Gegenstand weiterer Besprechungen und ent-
gültiger Entscheidung bilden. „Montag, den 19. Juni
siedelten wir“, so schließt Br. Meyer seinen Bericht,
„mit vielen Trägern und Arbeitern von Mwasaka
nach Mbosi über. Unter Bäumen schlugen wir
unsere Zelte auf und begannen die erste Arbeit.
Schenkt uns der Herr diesen Ort als dauernde
Station, so ist der 19. Juni der Gründungstag.“
In Utengule wurden am 7. Mai drei, in Rungue
am 2. Mai fünf Personen getauft. (Missionsblatt
der Brüdergemeinde.)
Aus fremden Kolonien.
Englische Rechtspflege in Afrika.
Die „London Gazette“ vom 17. Oktober d. Is.
enthält zwei vom 7. Oktober datirte, auf die englische
Rechtspflege in Afrika bezügliche Verordnungen:
1. Die East Africa Order in Council 1899,
wodurch die East Africa Order in Council 1897
abgeändert wird, und
2. die Somaliland Order in Counecil 1899.
— — —— —