Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

wurde der Baumstamm verarbeitet. Ein Graben 
wurde unter ihm ausgehoben, damit die Säge Spiel- 
raum habe, und oben wurde mit scharfen Tessos 
(Queräxten) eine glatte Fläche wagerecht abgehauen, 
damit auch der obere Säger einen guten Stand ge- 
winne. Als diese Arbeiten fertig waren, kam der 
Missionar und schnürte die Schnittlinie oben und 
unten ab. Danach wurde eine Thür (ein Spalt) 
zum Einsetzen der Säge frei gehauen, und nun konnten 
die Säger ihre Thätigkeit beginnen. 
Schon dieses Bild zeigt deutlich, wie ungerecht 
die Vorwürfe sind, welche man vielfach der evange- 
lischen Mission macht, als unterrichteten wir unsere 
Zöglinge nur in Schulen. Es ist uns ein ebenso 
ernstes Anliegen, sie zu fleißigen und geschickten 
Arbeitern zu erziehen.“ 
Dem Missionsblatt der Brüdergemeinde entnehmen 
wir folgenden Bericht aus dem Nyassagebiet (Deutsch- 
Ostafrika): Hochwassergefahr und Pockenepidemie. 
Nach der „Deutsch-ostafrikanischen Zeitung“ 
haben die Pocken von den südlichen Küstendistrikten 
der Kolonie bis zum Nyassasee hin schon viele Opfer 
gefordert. In einer Landschaft sind die Einwohner 
bis auf einen Rest an den Pocken ausgestorben, so- 
daß die Getreidebestände durch Arbeiter der Regie- 
rungsstation abgeerntet werden mußten. In einer 
anderen Gegend haben die Eingeborenen ihre Dörfer 
verlassen und sich in die Wildniß zurückgezogen, weil 
ihre Hütten offenbar vom Teufel besessen seien. 
Um der Seuche Einhalt zu thun, hat die Regie- 
rung sofort eine allgemeine Impfung angeordnet. 
So auch im Langenburger Amtsbezirk. Unsere 
Missionare sind dabei behilflich. Wie schwer aber 
hält es, Leute zu finden, die willig sind, sich vom 
Langenburger Arzt impfen zu lassen, um als Ab- 
impfer zu dienen! Endlich waren die Rungue= und 
Ipianabewohner so weit, daß sie sich alle impfen 
ließen, auch eine Anzahl Kinder. Auch in Nungue 
hat es lange gedauert, bis alle Stationsleute sich zur 
Impfung herbeiließen. 
Und nun das Hochwasser. Das Nordende des 
Nyassa theilt ja nicht die Wasserarmuth des übrigen 
Erdtheils. In der Ipiangebene war es besonders 
gefährlich. Br. Richard stand eben in voller Arbeit 
und zwar im Kampf mit Insekten (um den Moskitos 
den Eingang zu wehren, zimmerte er Fliegenfenster, 
gegen die Holzkäfer und ihre verheerenden Angriffe 
bestrich er die Bambuslatten am Dach mit Karbo- 
lineum), als das Hochwasser gemeldet ward. Die 
Kibila trat noch nicht über, aber führte eine Menge 
braunen Wassers und Baumstämmec, Sand, Gras, 
Lehm, ja einmal eine ganze Hütte an den Stations- 
häusern vorbei. Alles lies, um die Fluthen in 
Augenschein zu nehmen und die Stämme zu fischen. 
An Brennholz ist in Ipiana Mangel, es ist daher 
ein sehr begehrter Artikel. 
In demselben Blatte lesen wir über die Gründung 
einer neuen Station zu Mbosi in Nika. Die in 
813 
  
Aussicht genommene Nikastation ist gegründet worden. 
Aus einem Brief des Bruders Meyer vom 13. Juli 
erfahren wir, daß er mit Br. Bachmann von 
Mwasaka, einem wohl zwischen Sukamabele und Gate- 
lale gelegenen Orte aus im Quellland des Nkana 
nach einem Stationsplatz gesucht hat und sich für 
Mbosi entschied. 
Was die Anzahl des umwohnenden Volkes be- 
trifft, so haben beide Orte, die in Betracht kommen, 
Namba und Mbosi, eine für das Nikaland zentrale 
Lage, um beide gruppiren sich Dörfer. Wald und 
Lebensmittel giebt es ebenfalls an beiden Plätzen, 
wenn auch vielleicht im Westen etwas mehr. Frost 
(in Mwasaka beobachtete Br. Meyer immer Frost, 
einmal — 4° C.) hindert in Mbosi zwar den Gemüse- 
und Kaffeebau; vielleicht aber findet sich auch im 
Westen Frost, und jedenfalls gedeihen im Osten 
Getreide und Kartoffeln. Zu Gunsten von Mbosi 
spricht auch, daß es dort große Grasflächen und 
Lehm giebt. Die Wasserfrage ist, wenn man nicht 
direkt an den Fluß baut, an beiden Orten nicht sehr 
günstig, d. h. Wasser giebt es genug, aber nicht in 
unmittelbarer Nähe, und eine Leitung läßt sich nur 
mit Darangabe guten Landes anlegen. Die Hitze 
wird im Westen größer sein, weil dort der Wind 
nicht so frei geht, die Station dort auch tiefer zu 
liegen kommt als am Mbosi. Vor Allem die ge- 
sundheitlich so günstige Lage, daneben auch die er- 
quickende Aussicht ließen für Mbosi entscheiden. Die 
Station soll zunächst nur die nöthigsten Bauten er- 
halten. Br. Bachmann treibt erst Sprachstudien, 
besucht die Leute, beobachtet die Wasser-, Witterungs- 
und Gesundheitsverhältnisse an beiden Orten. Seine 
Erfahrungen sollen dann am Anfang nächsten Jahres 
den Gegenstand weiterer Besprechungen und ent- 
gültiger Entscheidung bilden. „Montag, den 19. Juni 
siedelten wir“, so schließt Br. Meyer seinen Bericht, 
„mit vielen Trägern und Arbeitern von Mwasaka 
nach Mbosi über. Unter Bäumen schlugen wir 
unsere Zelte auf und begannen die erste Arbeit. 
Schenkt uns der Herr diesen Ort als dauernde 
Station, so ist der 19. Juni der Gründungstag.“ 
In Utengule wurden am 7. Mai drei, in Rungue 
am 2. Mai fünf Personen getauft. (Missionsblatt 
der Brüdergemeinde.) 
Aus fremden Kolonien. 
Englische Rechtspflege in Afrika. 
Die „London Gazette“ vom 17. Oktober d. Is. 
enthält zwei vom 7. Oktober datirte, auf die englische 
Rechtspflege in Afrika bezügliche Verordnungen: 
1. Die East Africa Order in Council 1899, 
wodurch die East Africa Order in Council 1897 
abgeändert wird, und 
2. die Somaliland Order in Counecil 1899. 
— — —— —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.