Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Aussagen des Häuptlings Ngambe war Sanserni 
vor drei Tagen von den Tibatileuten während der 
Nacht geräumt und sodann angezündet worden. Hoch- 
erfreut äußerte der Häuptling Ngambe seinen Dank 
für die Befreiung. Er wäre von uns aus dem 
Feuer gezogen. Seit elf Jahren sei er von Tibati 
belagert worden, und seine Widerstandskraft hatte 
bald ihr Ende erreicht. Er unterwürfe sich nun- 
mehr der deutschen Regierung und würde stets ihren 
Befehlen und Wünschen pünktlich nachkommen. 
Die Stadt Ngambe hat einen Umfang von bei- 
nahe 9 km mit einem Flächeninhalt von etwa 375 ha. 
Durch tiefe Gräben umgeben und in verschiedene 
Abschnitte getheilt, umfaßt sie gleichzeitig die Farmen 
und Felder der Einwohner. Die kleinen Häuser, 
nach Tikarart gebaut, waren ziemlich verwahrlost. 
Die Bevölkerung, durch den langen Krieg blutarm, 
war in erster Zeit sehr mißtrauisch. 
Die Gesellschaft „Kordwest- Ramerun“ 
hat nach uns zugehenden Mittheilungen die der Firma 
Westphal, Stavenow & Co. gehörigen Faktoreien 
in Kamerun käuflich erworben; sie wird in ihnen 
dieselben. Beamten belassen und den Betrieb der 
Faktoreien für ihre Rechnung in intensivem Maße 
weiter fortführen. Sie errichtet selbst Faktoreien in 
Rio del Rey, bei den Ndiangschnellen und am Croß-= 
Niver. Die für die Faktoreien erforderlichen Häuser 
und Magazine treffen Anfang Februar in Kamerun 
ein; bis dorthin gilt die von der Gesellschaft gekaufte 
Hulk in Rio del Rey als Depot. 
Den Verkehr innerhalb der Stationen der Ge- 
sellschaft auf dem Wasserwege vermitteln zwei von 
der Gesellschaft theils gekaufte theils in Arbeit ge- 
gebene Dampfbarkassen und zwei gleichfalls in Arbeit 
gegebene Leichter. 
Generalvertreter der Gesellschaft in Kamerun ist 
der bisherige Hauptmann der Schutztruppe, Ramsay, 
der mit den übrigen Europäern am 10. Januar 1900 
zur Uebernahme der Geschäfte nach Kamerunn reist. 
Der bisherige Händler und Reisende Conrau steht 
im Dienste der Gesellschaft und beginnt mit dem Bau 
der Faktorei am Croß-River. Die gesammte kauf- 
männische Leitung unter dem Generalvertreter ist 
Herrn Valdau, einem der Inhaber der bisherigen 
schwedischen Faktoreien, angeboten worden. 
Nach Uebertragung der Anlage der nördlichen I 
Faltoreien an die betreffenden Unterbeamten und 
Anlage einer Salzgewinnungsstation bei den Salz- 
quellen am Croß-River tritt Herr Hauptmann 
Ramsagy sofort eine Expedition in das Hinterland 
an zur Aufklärung und zur Anknüpfung von Han- 
delsverbindungen. 
Die Gesellschaft zieht den Bau einer Feldbahn 
im nördlichen Gebiete, z. B. von Ndiang nach Croß- 
849 
River, in Betracht und wird sofort mit den vor- 
bereitenden Untersuchungen beginnen. 
Die Erhöhung des Grundkapitals von vier auf 
zehn Millionen Mark ist projektirt. 
Die Bureaus der Gesellschaft befinden sich in 
Berlin, Behrenstr. 7a. Die Direktion liegt in den 
Händen des Dr. Max Schoeller, der gleichzeitig 
den Vorsitz im Verwaltungsrathe führt. Zur Zeich- 
nung der Gesellschaft ist als zweiter Direktor ferner 
1 berechtigt der Regierungsassessor Dr. Leist, Justitiar 
des A. Schaaffhausenschen Bankvereins zu Berlin. 
Der Verwaltungsrath besteht außer dem vorgenannten 
Dr. Max Schoeller als Vorsitzendem aus dem 
Rechtsanwalt und Notar Ferdinand Lobe als stell- 
vertretendem Vorsitzenden, dem Fürsten zu Hohen- 
lohe-Oehringen, dem Rittergutsbesitzer Max 
Hiller und dem Kommerzienrath Alexander Lucas, 
Direktor der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. 
  
  
Togo. 
Der DLandel des Schutzgebietes 
hat im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres 
einen bedeutenden Ausschwung erfahren. Es hatte 
die Einfuhr in der Zeit vom 1. April bis 30. Juni 
einen Werth von 825 649 Mk., im folgenden 
Vierteljahr sogar von 883 368 Mk. In den ent- 
sprechenden Quartalen des Vorjahres belief sie sich 
nur auf 668 488 und 730 674 Mk. Bezüglich der 
Ausfuhr liegt vor der Hand nur die Zahl für das 
OQuartal vom 1. Juli bis 30. September vor. Sie 
betrug 634 269 Mk. gegen 283 993 Mk. im ent- 
sprechenden Zeitraum des Vorjahres. 
Ueber einen Besuch #8. M. 3. „Pabicht“ im Derbst d. Js. 
wird Folgendes gemeldet: 
Lome entwickelt sich mehr und mehr. Es herrscht 
daselbst rege Bauthätigkeit. Der Bau von einer 
Reihe von Beamtenhäusern ist in Angriff genommen, 
gute Straßen werden gebaut, eine Feldbahn er- 
leichtert den Verkehr zwischen den von der eigent- 
lichen Niederlassung ziemlich entfernt liegenden Re- 
gierungsgebäuden; kurz, in zwei bis drei Jahren 
verspricht diese Ansiedelung einen großen Aufschwung 
zu nehmen, so daß der Ort überhaupt nicht mehr 
wiederzuerkennen sein wird. 
Hierzu wird ohne Zweifel auch die Landungs- 
brücke viel beitragen, zu der augenblicklich noch die 
Vorarbeiten gemacht werden und die bis zu diesem 
Zeitpunkt wohl fertiggestellt sein dürfte. Der Platz, 
wohin die Brücke kommen soll, war zur Zeit noch 
–. —„ — —— — — 
nicht genau bestimmt, doch wird sie wahrscheinlich 
in der Nähe der westlichsten Faktorei errichtet
	        
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