Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Passage in die Bucht von Baobeltoab, welche der 
Alingol-Passage gegenüber liegt. Als Führer zum 
Kohlenfundplatze hatten wir einen Tagalen, der schon 
ftit Jahrzehnten auf Korror lebt, und als Lootsen 
den Schotten Sim an Bord. Der Tagale erwies 
ich als unzuverlässig. Er führte uns zu einer 
Nößeren Ortschaft, deren Einwohner sehr zutraulich 
waren, konnte uns aber schließlich nicht zu den 
Kohlen hinbringen. Entweder wußte er selbst nicht 
Ssscheid, oder er scheute sich der Eingeborenen wegen, 
uns als Führer zu dienen. Endlich bewog der 
Bindler Sim den Häuptling der Ortschaft dazu, 
selest die Führung nach der Fundstelle zu über- 
zehmen. Wir kehrten zunächst zur Küste zurück, 
fuhren alsdann im Boot über den Hafen und an 
der anderen Seite desselben einen engen Mangroven- 
krel hinauf. Ehe wir aber unser Ziel erreichen 
lomten, mußten wir leider aus Mangel an Zeit um- 
kehren, da der „Jaguar“ des gefährlichen, von Riffen 
umgebenen Ankerplatzes wegen spätestens um 5 Uhr 
wieder weiter in See dampfen wollte, und bis dahin 
die Boote zurück sein sollten. Glücklicherweise trafen 
vir noch im letzten Augenblick oben im Kreek einen 
Engeborenen, der von dem der Sicherheit wegen 
don uns zurückgehaltenen Häuptling den Auftrag 
#bernahm, noch heute eine Kohlenprobe an Bord des 
Joguar“- zu bringen. Gegend Abend traf der 
Rann ein und übergab das mittels eingeschriebenen 
Palets*) gleichzeitig mit diesem Berichte von mir 
#bersandte Kohlenstück. Dasselbe ist an der Ober- 
#sche unter einer grauen Lehmschicht noch innerhalb 
des Mangrovengürtels gefunden worden. Es handelt 
sch bei dieser Probe scheinbar um Braunkohle oder 
im Steinkohle ganz junger Formation. Das Kohlen= 
vurkommen soll sich aber nach den Angaben der Ein- 
seberenen meilenweit erstrecken und in die höherrn 
Sgen der Insel hinaufgehen, woselbst die Kohle 
mel glänzender und härter sein soll. Der Häupt- 
ing wurde entlassen, nachdem er für seine Dienste 
kelobt und belohnt war und er das Versprechen ab- 
Tgeben hatte, eine größere Quantität Kohlen auch 
m den höheren Lagen der Insel sammeln und dem 
Sezirksamt Yap mit nächster Gelegenheit zur Ver- 
U#egung stellen zu wollen. 
Für die Entwickelung der Karolinen würde — 
daran konu kein Zweifel sein — das Auffinden 
leauwürdiger Kohlenlager auf den Palaus von bahn- 
brechender Bedcutung sein. 
Das zur Zeit über die Palauinseln vorliegende 
Kerienmaterial ist gänzlich unzuverlässig, und bei der 
Sichtigkeit der Inseln ist eine baldige nautische Neu- 
dermessung desselben dringend wünschenswerth. Bei 
genauer Vermessung wird sich in der Gruppe jeden- 
sels eine Anzahl guter Häfen mit nicht besonders 
scwieriger Einfahrt finden. Augenblicklich ist die 
Navigation innerhalb der Gruppe für größere Schiffe 
weisellos mit erheblicher Gefahr verbunden. 
Ist noch nicht eingegangen. 
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Am 1. November wurde die Fahrt nach Nap 
sortgesetzt. Am 2. mittags liesen „Jaguar“ und 
„Kudat“ in den weiten, schönen Hafen von Yap ein. 
Daselbst lagen schon dic spanischen Kriegsschiffe 
„General Alawa“, „Villa Lobos“, „Quiros“ und 
das Transportschiff „Uranus“. „Villa Lobos“ und 
„Quiros“ sind kleine Kanonenboote, die sich aber 
ihrer Bauart nach wenig für die Südsee cignen 
und daher auch für das Gonvernement nicht brauch- 
bar sind. 
Nachdem die gegenscitigen Besuche erledigt und 
die nöthigen Verabredungen getroffen waren, wurde 
am 3. morgens im schönsten Sonnenschein die 
Hissung der deutschen Flagge in ähnlich seierlicher 
Weise wie in Ponape vorgenommen. Dem Alkte 
wohnten als zuschauer dic auf Nap anwesenden 
Europäer, auch die Franziskaner, sowic eine erheb- 
liche Anzahl von Eingeborenen bei. 
Im Gegensatze zu Ponape besinden sich die 
spanischen Regierungsgebäude in Yap in einem sehr 
guten baulichen Zustande. Das Wohnhaus des 
Gouverneurs ist geräumig und tadellos gebaut. Für 
Anlegeplätze und Brücken sowie für befestigte Wege 
bis weit in das Innere ist viel geschehen, 
und von der ganzen Insel ist eine kartographische 
Aufnahme gemacht worden. Der abgehende spanische 
Gonverneur, Don Salvador Cortez y Samit, ist 
wegen seiner Gewissenhaftigkeit und seines Fleißes 
bekannt, und ihm ist es hauptsächlich zu verdanken, 
daß in der Insel Yap die deutsche Verwaltung ein 
gut vorbereitetes Feld findet. Die Eingeborenen 
sind durch Don Salvador, den sie troß seiner 
Strenge geachtet und geliebt haben, zur Arbeit er- 
zogen. Selbst eine Art von Schulpflicht war durch 
geführt, indem durch Bestrafung der Bäter der 
säumigen Kinder Letztere zum Besuche der Franzis 
kanerschulen, die über die Insel zerstreut liegen und 
insgesammt 500 bis 600 Besucher haben sollen, 
angehalten wurden. 
Seitens der spanischen Regierung wurde in Yap 
eine ziemlich starke Garnison, bis zu 200 Mann, 
unterhalten, dic aber für die deutsche Verwaltung 
der Insel durchaus überflüssig ist. Die Eingebo- 
renen sind außerordentlich friedlich und gutmüthig, 
dabei, wie sich gelegentlich des Entladens und 
Kohlennehmens zeigte, gute Arbeiter. Die Zahl der 
Eingeborenen wird durch die Franziskaner, die eine 
Art von Zählung vorgenommen haben, mit ziemlicher 
Sicherheit auf rund 8000 angegeben. Es soll die 
Zahl in den letzten Jahren etwas abgenommen haben, 
angeblich wegen des übermäßigen Genusses schlechten 
Alkohols (Gin). Es ist zu hoffen, daß die bezüglich 
des Alkohols von mir erlassene Verordnung auf Yap, 
wo nur wenige Händler vorhanden sind, sich leicht 
wird durchführen lassen. Der letzte spanische Gou- 
verneur hatte übrigens auch bereits mit guter Wirk- 
samkeit ein Verbot des Verkaufs von Alkohol an 
Eingeborene erlassen.
	        
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