Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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Nachrichten aus den deutschen Schuhgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit O 
Deutsch-HDltafrika. 
Unruhen in Deutsch-Ostafrika. 
Nach Berichten aus Deutsch-Ostafrika haben im 
Kilimandjarobezirk die Aruschaleute eine bewaffnete 
Erhebung gemacht. Der Bezirkschef, Hauptmann 
Johannes, hat sich mit seiner Kompagnie in ihr 
am Meruberge gelegenes Gebiet begeben, um die Bericht des Leutnants v. Krosigk über seine Reise 
Unbotmäßigkeit zu unterdrücken und die Schuldigen 
zu bestrafen. Ueber das Ergebniß der Expedition 
liegen Meldungen noch nicht vor und werden auch 
vielleicht, da telegraphische Verbindung nach dem 
Kilimandjarobezirk nicht besteht, erst in einigen 
Wochen zu erwarten sein. Eine ernstere Bedeutung 
ist dem Vorfalle aber nicht beizumessen. 
vielmehr darauf gerechnet werden, daß es dem be- 
währten und die Verhältnisse genau kennenden Bezirks- 
chef ohne Schwierigkeit gelingen wird, die Ordnung 
wieder herzustellen. 
Wißsenschaftliche Lammlungen. 
Museums für Naturkunde zu Berlin sind folgende 
kleine Naturaliensendungen aus Deutsch-Afrika 
zugegangen. 
Oberleutnant Glauning sandte eine Anzahl gut 
erhaltener Käfer, die in thiergeographischer Beziehung früh in das Haus von Conrau und fand die 
von Werth sind. 
Hauptmann Kannenberg sandte 13 Arten 
Käfer, eine neue Neuropterenart, eine Raupe, drei 
Orthopteren, eine Rhynchote, zwei Hymenopteren. 
Diese Sammlung ist dadurch sehr interessant, 
weil die Benennungen der Arten durch die Emge- 
borenen angegeben sind und Mittheilungen über die 
Lebensweise der Thiere gemacht wurden. 
Oberleutnant von der Marwitz sandte ein 
Säugethiersell und 220 Vogelbälge. Das Säuge- 
thier, Scinrus pauli Mtsch., ist ein Eichhörnchen, 
welches bis jetzt nur aus Usambara bekannt war. rechten Seite blutend, zusammen, hatte aber noch die 
Seine Auffindung im südwestlichen Uhehe ist für die 
Kenntniß seiner Verbreitung von Wichtigkeit. Die 
Vogelbälge sind gut zubereitet und bilden eine werth- 
volle Ergänzung der von den Herren DDr. Fülle- 
born und Stierling gemachten Sammlungen aus 
dem Süden des Schutzgebietes. Näheres wird sich 
LRamerun. 
Ueber die Ermordung des Faktoristen Tonrau 
ist folgender weiterer Bericht des Kaiserlichen Gonver- 
neurs in Kamernn eingegangen: 
6 
Es kann 
uellenangabe gestatiet.) 
Der von mir zur Erkundigung über das Schicksal 
des G. Conrau nach Johann Albrechtshöhe ent- 
sandte Arbeiterkommissar v. Krosigk hat mir ab- 
schriftlich anliegenden Bericht vom gestrigen Tage 
eingereicht. Hiernach ist an dem tragischen Ende 
Conraus nicht mehr zu zweifeln. 
Buea, den 3. Januar 1900. 
nach Johann Albrechtshöhe. 
Am 27. Dezember 1899 trat ich mit einem 
Kommando von einem schwarzen Unteroffizier und 
20 Mann der Polizeitruppe den Marsch von Buea 
über Mojuka—Bakundu—Mdili nach Johann Albrechts- 
höhe an. Dort traf ich am 30. ein. Unterwegs in 
Mojuka erhielt ich durch einen Balimann die Nach- 
richt, daß der sich im Bangwalande aufhaltende 
G. Conrau von den dortigen Eingeborenen getödtet 
worden sei. Da dieser Balimann nicht Augenzeuge 
des Vorfalles war, sondern der Betreffende sich in 
Johann Albrechtshöhe aufhalten sollte, marschirte ich 
dorthin. Die mir durch besagten Bali gemachten 
Aussagen lauteten folgendermaßen: „Drei Tage nach 
Der zoologischen Sammlung des Königlichen Abmarsch des Weyjungen William, des langjährigen 
schwarzen Dieners Conraus, von dem Hauptorte der 
Bangwas, dessen Häuptling nach Meldung des 
Conrau denselben so lange gefangen halten wollte, 
bis die an der Küste befindlichen Bangwa-Arbeiter 
in ihre Heimath entlassen wären, kam ich morgens 
Hütte leer. Ich schloß daraus, daß Conrau ver- 
sucht hatte, zu entkommen, und versuchte, ihn zu er- 
reichen. Kaum hatte ich das Dorf verlassen, so 
hörte ich in der Richtung nach Banjang Schüsse 
und traf vor mir auf eine stärkere Kolonne Bangwa- 
leute. Inmitten dieser Leute sah ich Conrau stehen, 
Rücken an Rücken mit einem seiner Leute, beide auf 
die fortwährend angreifende Truppe feuernd. Mehrere 
der Angreifer sah ich fallen, dann sah ich den Be- 
gleiter Conraus getroffen zu Boden sinken. Un- 
mittelbar darauf brach Conrau, stark aus der 
Kraft, sich mit der Mauserpistole einige Zeit zu ver- 
theidigen, bis er einen Speerwurf in den linken 
Arm erhielt, worauf er sich selbst durch den Kopf 
schoß. Ich hatte mich während der ganzen Zeit 
abseits etwa 50 Schritt davon im Busch gehalten 
erst nach genauer Bestimmung der Objekte sagen lassen. und bin dann über Banjang nach Mundame geflohen. 
Togo. 
Die Bibliotbek des verstorbenen Oberstabsarztes 
A. Wicke in Togo 
ist dem Nachtigal-Krankenhause zu Klein-Popo 
seitens der Erben in dankenswerther Weise als Ge- 
schenk überwiesen worden.
	        
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