Deufsch-SHüdweltafrika.
Bericht über die Thätigkeit des Feldbahn-
Bankommandos in den Monaten November und
Dezember 1399.
Die Stärke des Kommandos betrug Ende De-
zember 1899: 3 Offiziere, 2 Kassenbeamte, 320 An-
gestellte und Arbeiter, 512 Eingeborene.
Der Gesundheitszustand unter den Weißen und
Eingeborenen war im Allgemeinen ein befriedigender.
Fiebererkrankungen kamen nur ganz vereinzelt. und
schnell vorübergehend vor.
Die Expedition zur Begutachtung der alten ab-
gesteckten Trace ist am 27. Dezember 1899 nach
Swakopmund zurückgekehrt und hat, wie bereits
früher mitgetheilt, von den zwischen Dorstrivier
Kilometer 130) und Okahandja (Kilometer 303)
anfangs in Betracht gezogenen Bahnlinien (eine süd-
liche über Okongava und eine nördliche über Karibib)
die nördliche gewählt. Der Umstand, daß diese gegen
die südliche weit geringere Geländeschwierigkeiten auf-
weist, die Wassergewinnung mehr begünstigt, den in
sener Gegend befindlichen Lagerstätten von Marmor
ud Kupfer näher kommt, endlich auch für die Mög-
lickeit einer besseren wirthschaftlichen Erschließung
des Nordgebietes den Vorzug verdient, ist für diese
Bahl entscheidend gewesen. Die Bahnulinie ist unge-
fähr bis Karibib im Detail abgesteckt, und darüber
dinaus bis Windhoek durch bestimmte Punkte in
#ößeren Abständen (etwa 20 bis 25 km) vorläufig
iengelegt worden. Hieran schließt sich die genauere
Tracirung unmittelbar an.
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Der Eisenbahnbau hat nunmehr über Dorstrivier
binaus diese Richtung eingeschlagen, ist mit seiner
Sritze im Dezember v. Is. bis etwa Kilometer 150
dorgeschritten und wird voraussichtlich zum Frühjahr
Kanbib (Kilometer 198, wie nunmehr sestgestellt)
erreichen. Von Kilometer 140 bis 147.2 sind 20
nößere und kleinere Durchlässe bezw. Brücken her-
gesellt worden, auch waren zahlreiche Einschnitte
md Dämme erforderlich.
Der Brunnenbau längs der Eisenbahn macht
keniedigende Fortschritte, insbesondere bei Kilometer
180 und bei Karibib.
Oberstleutnant Gerding hat Mitte Januar d. Is.
dos Schutzgebiet verlassen und die Reise nach Deutsch-
Tstafrika über Kapstadt angetreten. Seine Ankunft
in Dar-s-Salem wird vom 24. Februar d. Is.
gemeldet.
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Deutsch-Beu-Guinra.
bericht des stellvertretenden Gouverneurs Dr. Schnee
üder einen zug in die Bainingberge.
Der Kaiserliche Richter und Vertreter des Gouver-=
leurs zu Herbertshöhe, Dr. Schnee, berichtet unter
den 30. November v. Is. über einen Zug in die
Loiningberge, wie folgt:
Nach Mittheilung der Mission vom heiligen Herzen
Jesu hatten die auf den Bergen südlich von Massava
wohnenden Bainingeingeborenen neuerdings wiederholt
Einbruchsdiebstähle in die Missionsstation Vunamarita
(Massava) gemacht. Da ein Vorgehen gegen die
Bainingleute zur Verhütung weiterer Uebelthaten
nothwendig erschien, fuhr ich am 7. November in
dem von der Mission zur Verfügung gestellten kleinen
Missionsdampfer „Gabriel“ zusammen mit dem Bischof
Couppé, der sich in Missionsangelegenheiten nach
Vunamarita begab, sowie mit dem Sekretär Warnecke
und 13 Polizeisoldaten nach Massava. «
Unterwegs wurden verschiedene Punkte der Nord-
küste angelaufen. Gegen Abend kamen wir in Massava
an und übernachteten in der Missionsstation. Am
anderen Morgen wanderte ich mit Herrn Warnecke
und den Polizeisoldaten in Begleitung des der
Bainingsprache kundigen Paters Rascher in die
Bainingberge. Die nöthigen Führer und Träger
wurden von den Bewohnern der Insel Massikuna-
buka und des am Strande gelegenen Dorfes Navin
gestellt.
Wir folgten zunächst ein Ende dem breiten, nach
der Station der Neu-Guinea-Kompagnie führenden
Wege, dann einem links abzweigenden Kanakerpfad,
welcher im Wesentlichen dem Laufe des Karroflusses
folgte. Den Karro, einen an dieser Stelle etwa
20 m breiten, meist flachen Gebirgsbach von starkem
Gefälle, mußten wir im Ganzen sieben Mal durch-
waten bezw. auf Baumstämmen überklettern. Außer-
dem passirten wir auf halbem Wege den Palavat,
einen linken Nebenfluß des Karro. Das Flußthal
des Karro ist von mächtigem Urwald bedeckt. Etwa
8 bis 10 km flußaufwärts befinden sich auf beiden
Seiten des Flusses beträchtliche Eukalyptusbestände.
Sie nutzbar zu machen, dürfte bei dem dichten Ur-
wald und der geringen Tiefe des Karro Schwierig-
keiten bieten. .
Nach mehrstündigem Marsche verließen wir das
Thal des Karro und wanderten auf gut betretenem
Eingeborenenpfade bergauf. Um 1 Uor wurde die
erste Ansiedelung der Bainingleute, etwa 250 m
hoch, in der Landschaft Loan gelegen, erreicht. Die
Ansiedelung besteht, wie alle bisher von mir gesebenen
Bainingniederlassungen, aus wenigen niedriaen Hütten
inmitten ausgedehnter Taropflanzungen. Es wurden
zwei Männer bei den Hütten angetroffen, die bei
unserer Annäherung ruhig siehen blieben. Auf Be-
fragen des Paters Rascher gaben sie ihre Betheili-
gung an den Einbruchsdiebstählen ohne Umschweife
zu, worauf ihre Festnahme erfolgte. Aus einer
Hütte wurden einige gestohlene Gegenstände hervor-
geholt.
Nach weiterem Marsch abwechselnd durch Taro-
pflanzungen und Busch kamen wir zu einer in der
Landschaft Lassul gelegenen Niederlassung, wo ein
Mann und zwei Weiber mit einigen Kindern uns
erwarteten. Der Mann wurde, nachdem seine Theil-
,nnahme an den Diebstählen festgestellt war, verhaftet,