wobei er einen vergeblichen Fluchtversuch machte.
Die beiden Weiber blieben bei diesem Vorgang ruhig
zugegen und gaben, als der Baining abgeführt wurde,
kein Zeichen von Aufregung oder Erstaunen kund.
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Abend das Dorf Vanderam, etwa 500 m hoch ge-
legen. Hier wurden noch zwei Diebe festgenommen.
In Banderam, welches aus fünf elenden kleinen
das Tabu (Muschelgeld) gewonnen wird,
Hütten besteht, in denen ein Mensch nur in zusammen-
ganze Anzahl von europäischen Booten, welche Händler
gekauertem Zustande sich aufhalten kann, wurde über-
nachtet. Zur Sicherung und Bewachung der ge-
fangenen Bainingeingeborenen wurden Nachtposten
ausgestellt. Es war übrigens interessant, zu beob-
achten, wie sämmtliche Polizeisoldaten, gleichgültig,
ob Neumecklenburger, Buka oder Neupommern, auf
die schmutzigen Baining mit tiefer Verachtung herab-
blickten und in ihrer Unterhaltung über die dummen
Menschen, die sich so leicht hatten fangen lassen,
spotteten.
Am anderen Morgen wanderten wir weiter durch
Taropflanzungen und Busch. Unterwegs glückte es
einem der gefangenen Baining, sich seiner Fesseln zu
entledigen und zu entkommen. Die nächsten Ansie-
delungen (in der Landschaft Navin) waren von den
Bainingleuten verlassen, die wohl inzwischen gewarnt
worden waren. Nur eine alte Frau wurde in einer
Küstensprache kundigen Baining als Dolmetscher ergab,
Niederlassung angetroffen. Ich ließ die Hütten, so-
weit eine Betheiligung der Eigenthümer an den
Embruchsdiebstählen festgestellt wurde, zerstören.
In der letzten, weiter abliegenden Bainingansie-
delung, die wir berührten, trafen wir drei Männer
an, die bei unserer Annäherung ruhig in der Hütte
sitzen blieben. Zwei davon wurden als an den
Diebstählen betheiligt gleichfalls festgenommen.
Es begann nun der stelle Abstieg zum Karro,
wobei wir den Manor, einen die Felsen hinab-
schäumenden Gießbach, mehrfach kreuzten. Der Karro
wurde einige Kilometer flußaufwärts von dem Punkte
erreicht, von welchem aus wir am Tage vorher den
Aufftleg auf die Berge angetreten hatten. Am Nach-
mittag wurde Vunamarita wieder erreicht.
Unterwegs hatte der Häuptling Tombola von
Navin, der seitens der Verwaltung als solcher be-
stätigt ist, dem Pater Rascher die Namen einer
Anzahl von Bainingeingeborenen genannt, welche noch
bei den umwohnenden Stämmen als Sklaven ge-
halten werden sollten. Ich sandte alsbald Tombola
mit einigen Polizeisoldaten nach dem nächstgelegenen
Ort Navin, in dem sich noch fünf Sklaven befinden
sollten. Es wurden mir alsbald auch die fünf
Sklaven ohne Widerstand ausgeliefert.
Am folgenden Morgen, dem 10. November, traten
wir in dem Missionsdampfer mit Herrn Bischof
Couppé zusammen die Rückfahrt an. Unterwegs
wurden Vunatalis und Ramandu angelaufen, wo
noch Sklaven sein sollten. Die Einwohner waren
alle geflüchtet. Ich beschränkte mich darauf, ihnen
den Befehl zur Auslieferung der Sklaven unter An-
drohung eventuellen Vorgehens übermitteln zu lassen.
–— — —— — —— —
Während unserer weiteren Fahrt hielten wir ein
Boot und mehrere Kanus an, die auf der Fahrt von
Watom nach Nakanai (Nordküste von Neupommern)
begriffen waren, und nahmen den Eingeborenen zwei
Wir kletterten weiter bergauf und erreichten gegen darin befindliche Bainingsklaven ab. Es ist bemerkens-
werth, daß die Fahrten der Eingeborenen von der
Nordküste der Gazelle = Halbinsel nach Nakanai, wo
einen
größeren Umfang erreicht haben, als je vorher. Eine
für Muschelgeld an die Eingeborenen verkauft haben,
befindet sich im Besitz der letzteren. Die Nakanai-
fahrten erstrecken sich bis weit nach dem Westen von
Neupommern.
Es wurde weiterhin die Jusel Urara angelaufen,
wo fünf Sklaven sein sollten. Drei davon wurden
sofort ausgeliefert, die beiden Fehlenden, die nach
Angabe der Eingeborenen auf einer Fahrt begriffen
waren, sind inzwischen nachgeliefert worden.
Die Sklaven waren sämmtlich der Küstensprache
kundig und erklärten ohne Ausnahme auf Befragen,
nicht bei ihren Herren bleiben zu wollen.
Weiterhin wurde die Händlerstation Nonga an-
gelaufen, wohin sechs Bainingsklaven verbracht sein
sollten. Wie sich bei Vernehmung der sechs dort
befindlichen Bainingeingeborenen durch einen der
waren dieselben ursprünglich als Sklaven geraubt und
verhandelt worden. Bei dem Händler, dem sie als
Arbeiter von einem in seinem Dienst stehenden Ein-
geborenen zugeführt waren, wurden sie als freie
Arbeiter gleich den anderen farbigen Arbeitern be-
handelt und bezahlt. Da sie auf Befragen erklärten,
auf eine bestimmte Zeit im Dienst des Händlers
bleiben zu wollen, wurden sie dort belassen.
Am Abend wurde Herbertshöhe erreicht. Die
befreiten Sklaven, elf an der Zahl, zum Theil noch
jugendlichen Alters, wurden der Mission vom heiligen
Herzen Jesu übergeben. Die sechs verhafteten Bai-
ning sind durch gerichtliches Urtheil zu Gefängniß
mit Zwangsarbeit verurtheilt worden.
Ich darf noch einige Bemerkungen über die
Bainingeingeborenen anschließen:
Der Baining hat seine Niederlassungen aus-
schließlich auf den Bergen, wo er umfangreiche Pflan-
zungen, besonders von Taro, anlegt. Er kennt die
Seefahrt nicht und kommt zum Ufer nur des Fisch-
fanges wegen herunter. Die von mir gesehenen
Batningleute waren sämmtlich mit einer Schmutzkruste
bedeckt — die übrigen Eingeborenen des Archipels
sind im Allgemeinen als reinlich zu bezeichnen;
Muschel= oder sonstiges Geld ist den Baining unbe-
kannt. Das Verhalten der Baining bei unserer
Annäherung und bei der Festnahme war total ab-
weichend von dem Benehmen aller sonst von mir
gesehenen Eingeborenen bei ähnlicher Veranlassung.
Auch Sprache und Sitten der Bainingleute sind
nach den Angaben des Paters Rascher, welcher als
erster und bisher einziger Europäer die Baining-