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Das „Evang. lutherische Mifsiensblatt“ schreibt mitgekommenen Samoajungens legen sich von Zeit
Folgendes
zu Zeit, vom Tropenfieber besiegt, für 24 Stunden
In der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember aufs Ohr, um den trotz der ungeheuren Sonnen=
v. Is. wurde die Kaiserliche Militärstation Moschi
in Abwesenheit des nach der Küste gereisten Herrn,
Hauptmanns Johannes von den Kriegern aus
Aruscha jun am Mern, denselben, die seinerzeit auch
den Angriff auf die Militärexpedition am Meru ge-
macht hatten, dem unsere Brüder Ovir urd Sege-
brock zum Opfer fielen, angegriffen. Der Angriff
scheiterte kläglich. Doch scheint sich herausgestellt zu
haben, daß auch einige Dschaggahäuptlinge und Akiden,
namentlich in Kiboscho, in das Komplott verwickelt
sind. Auch Häuptling Lengaki von Sira soll zu
ihnen gehören, weshalb die Kaiserliche Station den
Brüdern v. Läny und v. Hopffgarten, die ohne-
hin Weihnachten in Rkarungo feierten, die Rückkehr
nach Sira eistweilen widerrathen hat.
auf den anderen Stationen fühlen sich sicher, da an
der Treue ihrer Häuptlinge kein Zweifel besteht.
30 Aruschaleute versuchten am 26. Dezember abends
auch in Madschame einzufallen, liefen aber vor dem
sich erhebenden Kriegslärm davon. Zu größerer
Sicherheit hat die Kaiserliche Station zwei Askaris
in Madschame stationirt.
Ueber die Versetzung des Missionars v. Lany
nach Sira berichtet dasselbe Blatt an anderer Stelle:
Die Station Mamba erfuhr während der letzten
Monate insofern eine sehr große Veränderung, als
zunächst Br. Fuchs und dann Br. v. Läüny durch
das hochwürdige Kollegium telegraphisch von hier
fortgerufen wurden, Ersterer um (bei seiner Versetzung
in unsere Dschaggamission) nach Madschame, Letzterer
um nach Schira zu gehen. Br. Fuchs brach am
11. Okt., Br. v. Lány am 1. Nov. von hier auf.
In Schwert-
„Krenz und Schwert“ lesen wir folgende
Briefe des Paters Englert von der Maristen-
mission in den deutschen Salomons-Inseln:
Porporag, 11. August 1899.7)
Vor zehn Tagen ist der hochw. Herr Bischof
Broyer nach vierzig Tagen Fahrt von Sydney
aus hier eingetroffen — zusammen mit sechs Samoa-
jungen. An Bord befand sich auch der hochw. Herr
Bischof Vidal mit Figianern, um sich nach den
englischen Salomonen zu begeben.
Wir glaubten schon, der Dampfer würde nicht
mehr kommen, denn er hatte vierzehn Tage Ver-
spätung, als er sich eines schönen Morgens am
Horizont zeigte. Es war höchste Zeit. Unsere
Nahrungsmittel waren tüchtig zusammengeschmolzen
und Wein hatten wir nur noch für einige Messen.
Der hochw. Herr Bischof Broyer hat sich gleich
daran gemacht, das europäische Holzhaus, welches
er von Sydney mitgebracht hat, aufzuschlagen. Die
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*, Porporag liegt auf einer der Inseln der an England
durch das Abkommen vom 14. Noveniber v. Is. Kol. Bl.
vom 1. Dezember v. Is.) abgetretenen Shortkandgrupve.
Unsere Brüder
bitze erkalteten Körper wieder warm zu bringen.
Je heißer die Sonne ist, desto kälter ist man bei
Fieberanfällen. Im Anfange hatte ich auch tüchtig
Fieber, jedoch waren daran viel unsere Wohnungen
Schuld, denn wir hausten in Blätterhütten.
Herrlich sind die Salomonen, darüber ist nicht
zu streiten, und an Menschen, die bekehrt werden
sollen, sehlt es nicht. Die große Schwierigkeit ist,
diesen armen Schwarzen die Ueberzeugung beizu-
bringen, daß ihre Götzen nur Stücke Holz sind.
Ueberall findet man diese geschnitzten Gottheiten, in
den Wäldern, auf den öffentlichen Pläten, am
Meeresufer. Ich denke, mit der Zeit werden wir
eine schöne Sammlung von allen Sorten von Göttern
zusammenbringen.
Die Waffen, deren sich die Eingeborenen hier
bedienen, sind furchtbar gefährlich. Ein eingedrun-
gener Speer und Pfeil kann nur dadurch entfernt
werden, daß man ihn durch den ganzen Körper
stößt. (2) Von Zurückziehen kann wegen der Wider-
haken keine Rede sein. Die Eingeborenen hier auf
den Shortland-Inseln sind uns sehr zugethan, und
wir haben für unser Leben nichts zu fürchten. So
lange wir hier sind, haben wir nie unsere Thüren
während der Nacht geschlossen. Jedoch kann man
für einige Zeit noch nicht von Bekehrungen sprechen.
Diese freien Naturkinder müssen gebändigt werden,
was vielleicht Monate und Jahre beansorucht.
Bis jetzt sind wir leider nur zwei Patres hier.
Bis jetzt haben wir 24 Jungen bei uns, von
denen einer aus Bugainville, zwei aus Choiseul, die
anderen sind Shortlandkinder.
Die Shortland-Inseln liegen zwischen Bugainville
und Choiseul, und auf einer kleinen Insel, die den
Namen Porporag trägt, haben wir unsere Station
aufgeschlagen und zwar auf einem Hügel. Die
Insel selbst ist eine gute halbe Stunde lang. Auf
den Karten sindet man gewöhnlich nur Fauro und
Alu, dagegen zählt man in Wirklichkeit bis 50 Jnseln.
Von hier bis zur ersten Bugainotllespitze haben wir
20 Seemeilen. Leider sind die Alu= oder Short-
landleute nur sehr wenig zahlreich, da sie sich unter
sich selbst vernichten, sei es, um dem Götendienste
zu huldigen, sei es auch, um Rache auszuüben.
Blut will wieder Blut, ist ihr Grundsatz.
Auf der Shortlandgruppe sprechen beinahe alle
Häuptlinge der Insel englisch, so daß man sich mit
ihnen verständigen kann. Sehr viele der Ein-
geborenen waren drel Jahre auf Samoa, Neu—
Pommern oder in Queensland als Arbeiter und
haben sich schon an die Weißen gewöhnt. Bugain-=
ville, die uns zunächst liegende große Insel, hat
zwei Reihen hoher Berge und zwischen den Bergen
große Thäler. Alle Berge haben Kegelform, sind
also erloschene Vulkane. An Erdbeben fehlt es nicht,
beinahe alle Tage fühlen wir solche. Kürzlich war
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