Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Asphaltirung oder Cementirung der Fußböden vom 
hygienischen Gesichtspunkte zu empfehlen, was aller- 
dings Kosten erfordern wird, welche aber den Pflau- 
zungsgesellschaften großen Nutzen bringen werden. 
Durch die zahlreichen Todesfälle, welche bei den 
Leuten vom Hinterlande infolge der Dysenterie vor- 
kamen, find die verschiedenen Hinterlandsstämme ge- 
ängstigt, und deren Häuptlinge senden keine Arbeiter 
mehr zur Küste. Bei der heutigen Arbeiternoth liegt 
aber darin eine große Gefahr, da die anderen Ar- 
beiterquellen versagen, weil Lagos und Liberia keine 
Leute mehr aus dem Lande herauslassen, die Pflan- 
zungen daher für die Folge auf die Eingeborenen — 
dieselben sind aber schwer zur Arbeit heranzuziehen 
und verdienen das Geld lieber als Träger, wo sie 
ungebundener sind — und die Leute aus dem Hinter- 
lande angewiesen sind. Da von den Héuptlingen 
des Hinterlandes das schlechteste Arbeitermaterial, 
kranke sowie schlecht genährte und schlasse Leute, wie 
mir die Herren Pflanzungsleiter mittheilten, zur Küste 
gesandt werden, so ist ein Grund mehr für die rasche 
Erkrankung derselben vorhanden, und es wird sich 
naturgemäß eine Verbesserung in der Ernährungs- 
frage lohnen. 
Die Aufstellung einer Teigmischmaschine und eines 
Backofens zur Herstellung eines leichtverdaulichen gut 
durchgebackenen Brotes aus Reis, Mais oder Erd- 
nußmehl mit Roggen für die Schwarzen wird sich 
sicher lohnen, um so mehr, als die Bäckereieinrichtung 
zur Herstellung eines gut durchgebackenen Roggen= oder 
Weizenbrotes oder Mischbrotes für die Weißen aus- 
genützt werden kann, denn, wie ich gesehen, ist das 
von den schwarzen Köchen im Kochherd gebackene 
Roggen= und Weizenbrot meist klitschig, nicht genü- 
gend durchgebacken und daher ungesund, eine Quelle 
für Verdauungsstörungen, welche hier in den Tropen 
doppelt gefährlich sind. Die Kosten der Einrichtung 
einer Bäckerei sind im Verhältniß zu den Vortheilen, 
welche erreicht werden, geringe. Die Lieferung der 
fertig zubereiteten Reisnahrung und eines gesunden 
Brotes an die Arbeiter wird den Pflanzungsgesell- 
schaften nach meiner Meinung großen Nutzen bringen. 
Gleichfalls wird es sich nach den Beobachtungen, 
welche ich hier bei den Schwarzen gemacht habe, 
dringend empfehlen, der Trinkwasserfrage besondere 
Beachtung zu schenken. Ueber meine Trinkwasser- 
untersuchungen spreche ich später. 
Mein seit Jahren gehegter Wunsch, frische Kola- 
nüsse zu meinen Versuchen, ob das Koffein in der 
frischen Kolanuß frei oder gebunden enthalten, unter 
meinen Augen vom Baum pflücken zu lassen, da ich 
nur so die Garantie unbedingter Frische haben konnie, 
wurde in der Weihnachtswoche erfüllt. Der Leiter 
der Westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft „Victoria“, 
Herr Stolzenburg, der mich in jeder Hinsicht that- 
kräftigst unterstützte, hatte die Liebenswürdigkeit, mich 
in das Fischerdorf Bota zu führen, wo wir nach 
längeren Palavern Führer erhielten, welche den Stand- 
ort des Kolabaumes kannten. Da mein Kodak Nr. 4 
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mir zum Photographiren der Kolabäume zu llein 
erschien, engagirte ich mir den Photographen aus 
Victoria, Frederic Lutterodt, einen Mulatten, 
welcher die Technik des Photographirens in Madeira 
erlernt und im Besitz eines großen Apparates mit 
vorzüglichen Linsen war; mir war dieses sehr an- 
genehm, da mir daran lag, gute Bilder zu erhalten, 
welche den Baum, die Früchte, Zweige und Blätter rc. 
besser veranschaulichen. Ueber den Ausflug in das 
Kolagebiet und die weiteren Ergebnisse meiner Ar- 
beiten folgen später weitere Mittheilungen. 
Wir sind heute am letzten Tage des Jahrhun- 
derts sehr traurig und niedergeschlagen infolge des 
Gerüchtes über die Ermordung des braven Herrn 
Conrau, der erst vor einigen Wochen uns verlassen, 
um im Balilande Arbeiter zu werben, und nun von 
den Bangweleuten niedergemetzelt sein soll. In einem 
Briefe, den Herr Conrau dem Herrn Stein hausen 
schrieb, theilte C. mit, daß er in die Falle gerathen 
und von dem Bangwestamme festgehalten würde, 
weil Bangweleute an der Küste gestorben sein sollten. 
C., welcher in diesem letzten Briefe, den sein treuer 
Balimann beförderte, sein Testament macht, in der 
Ahnung, daß seine letzte Stunde geschlagen, weil die 
unheilvollen Fetischmänner, diese schwarzen Gauner, 
mit im Spiel sind, schreibt noch in richtiger Er- 
kenntniß der gegenwärtigen Lage vorahnend die 
Worte: „Ja, ja, die Arbeiterfrage?“ 
Togo. 
Ueber den Stand der Arbeiten für die zu erdanende 
Landungsbrücke im Cogogebiet 
erfahren wir von dem im vorigen Monat zurück- 
gekehrten Regierungsbaumeister Schmidt Folgendes: 
Schon seit mehreren Jahren war man bemüht, 
für die als nothwendig allgemein anerkannte Besserung 
der Landungsverhältnisse im Togogebiet die nöthigen 
technischen Unterlagen zu schaffen, und zuletzt im 
Jahre 1897 war eine Expediton unter den Regierungs- 
Baumeistern Skalwest und Kloke zu diesem Zwecke 
ins Schutzgebiet entsandt. Dieselben nahmen einen 
Peilplan des vor dem aufblühenden Orte Lome 
liegenden Seestrandes auf, um auf diese Weise einem 
Projekte, ähnlich dem in der französischen Nachbar- 
kolonie bei Cotonou ausgeführten Landungsstege auf 
Schraubenpfählen, die nöthige Basis zu schaffen. Da 
man annahm, daß der Strand bei Lome nur Sand- 
boden führe, war zur Untersuchung desselben auch 
nur leichtes Bohrgeräth von der Expedition mit- 
genommen worden. Mit diesem gerieth man aber 
in Tiefen von rund 5 m unter Terrain fest, und die 
Expedition nahm an, daß hier Sandsteinfels anstehe, 
wie solcher in Klein-Popo in der Lagune bei niedrigem 
Wasser zu Tage tritt. Da nun Fels unter allen 
Umständen ein Schraubenpfahlwerk unausführbar 
machte, ferner für jede andere Gründungsart die 
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