Im Einzelnen setzen sich die Einnahmen, wie
folgt, zusammen:
Direkte Steuern
Indirekte Steuern. 900 114,78 =
Berschiedener Art 274 837,73 =
Zusammen 1 769 086,21 Fres.
Die Kopfsteuer allein ergab 515 293.70 Frcs.
Die Ausfuhrzölle, welche mit 7 Prozent vom
Werthe der ausgeführten Gegenstände bezahlt werden,
540 115,58 Frcs.
Die Ausgaben vertheilen sich, wie folgt:
Verwaltug 619 172,32 Frcs.
Oeffentliche Arbeiten 470 897,89 --
Ausgaben anderer Art 255 064,50
Zusammen 1 345 134,71 Frcs.
Importirt wurden Waaren im Werthe von
91019 871 Frcs. Exportirt für 7 799 968 Frocs.
An der Einfuhr ist das Deutsche Reich mit
1141 646 Mék. an dritter Stelle betheiligt, während
England mit 5 187 169 an erster Stelle steht und
das Mutterland selbst mit 1 453 392 Mk. sich ge-
rade noch über dem Deutschen Reiche hält. Bei der
Ausfuhr dagegen ist das Deutsche Reich an die zweite
Stelle gerückt. Sie beträgt für England 4921618 Mk.,
für das Deutsche Reich 1 119 339 Mk., für Frank-
reich 420 690 Mk.
Der Verbrauch der Alkoholika hat gegen die
früheren Jahre abgenommen, so daß der Werth der
emgeführten geistigen Getränke mit 531 641 Mk.
auf 3 pCt. des Gesammteinfuhrwerthes zurückgegangen
ist. Ein wichtiger Einfuhrgegenstand ist das gemünzte
Gold= und Silbergeld, dessen Werth mit 805 236 Mk.
in der Tabelle figurirt. Es entspricht dies dem ge-
steigerten Uebergang vom Tausch= zum Kaufhandel.
594 133.70 Frocs.
Hauptausfuhrartikel ist der Kautschuk, der mit
4 407 628 Mk. nach England, mit 877 153 Mk.
nach Deutschland und mit 159 465 Mk. nach Frank-
reich ging und mit einem Gesammtwerthe von
5939 186 Mk. acht Zehntel des Exports darstellte.
Die Flotte der Kolonie umfaßt 359 Fahrzeuge
mit einem Raumgehalt von 2507 Tonnen. Es liefen
in den Häsen 3736 Schiffe ein und luden 17 408
Tonnen aus, es liefen 3646 Schiffe aus und luden
6439 Tonnen ein. Die Zahl der unter deutscher
Flagge ein= und auslaufenden Schiffe betrug 44.
Die Telegraphenlinien sind durch Aulage einer
neuen Strecke Conakry — Boké von 478 km auf
765 km verlängert worden. Die für das Jahr 1899
geplante Strecke Boké—Kadé— Kankilisa würde dem
vorhandenen Netze weitere 250 km hinzufügen.
Die Schutztruppe umfaßt 4 Sergeanten, 14 Kor-
porale und 122 Gemeine. Sie besteht aus Einge-
borenen und wird von zwei Europäern befehligt.
An richterlichen Beamten hat die Kolonie nur
einen Friedensrichter mit erweiterter Zuständigkeit,
dem ein Polizeikommissar und ein Gerichtsschreiber
zur Seite stehen.
Schulen befinden sich in Conakry (für Knaben
255
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l
und Mädchen), in Boffa, Sangha, Sobané, Taboriah,
Boké und Bentz (nur für Knaben); sie werden von
14 Lehrern geleitet und von 363 Schülern und
Schülerinnen besucht.
Die Gesundheitsverhältnisse unter den etwa
300 Europäern der Kolonie waren befriedigend;
gestorben sind nur drei, darunter ein deutscher Kauf-
mann in Conakry.
Es wurden auf der Insel von Conakry zehn
endgültige Landkonzessionen ertheilt, gegen neun im
Vorjahre. Auf dem Festlande werden Konzessionen
nicht ertheilt, vielmehr wird an dem Grundsatz fest-
gehalten, daß das volle Eigenthum an Grund und
Boden den Eingeborenen gehört, von denen zum
Zweck der Anlage von Plantagen in der Regel durch
langjährige Pachtverträge, die der Genehmigung des
Gouvernements unterliegen, die Ländereien erworben
werden.
—
VWo7d07V TV
Titterakur.
Prof. Dr. E. Oehlmann: Die deutschen Kolonien.
Mit 5 Karten und 33 Abbildungen. Zweite
Auflage. Breslau 1900. Ferd. Hirt.
Die kleine Schrift bietet zum Preise von
60 Pfennig dem großen Publikum eine erschöpfende
und belehrende Schilderung des deutschen Uebersee-
besitzes. Sie ist besonders für Schulen und Familien
von Werth.
v. Frangois (Major a. D., früher Landeshauptmann
von Deutsch= Südwestafrika): Lehren aus dem
Südafrikanischen Kriege für das deutsche Heer.
Mit acht Skizzen. Berlin 1900. Königliche Hof-
buchhandlung von E. S. Mittler & Sohn.
Die Schrift verdient allgemeine Beachtung ins-
besondere auch in militärischen Kreisen, weil sie die
Lehren, die dieser Krieg auch für europäische Ver-
hältnisse und für unsere Kolonialmacht darbietet, klar
erkennen läßt und die Ansicht widerlegt, daß man
aus diesem neuesten Kriege keine Lehren für euro-
päische Kriege ziehen könne, weil die Wehrverfassung
beider kriegführenden Parteien von der stehender Heere
verschieden sei und das Klima Südafrikas eine be-
sondere südafrikanische Taktik erfordere. Der Verfasser
hebt hervor, daß freilich unter dem Einfluß der durch
das Klima geschaffenen schwierigen Wasser= und Ver-
pflegungsverhältnisse Manches anders gemacht werden
muß wie bei uns, namentlich auf dem Gebiete der
Truppenbewegung, aber sobald die beiderseitigen
Parteien vor dem Kampfakte stehen, sobald der Führer
zu entscheiden hat, ob er angreifen oder sich ver-
theidigen und wie er es thun soll, sobald endlich die
Unterführer zu zeigen haben, ob sie im Rahmen des
Gesechtszwecks richtig zu handeln verstehen, bleibt
Taktik eben Takuk. Auch die Wehrverfassung und
die Folgerung, daß von Söldner= und Miliztruppen