Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

treten. Nach 20 Minuten ist der erste Ort der Mok- 
Mandrianleute erreicht. Diese müssen trotz all unserer 
Vorsicht schon aufmerksam geworden sein. Lärm 
und Getümmel erhebt sich, und die großen Kriegs- 
trommeln (Garamut) werden geschlagen. Die Polizei- 
truppe eröffnet in aufgelöster Reihe auf das feindliche 
Dorf Schnellfeuer. Ein Hagel von Steinen und 
Steinspeeren begrüßt uns, der mit Einzelfeuer erwidert 
wird. Ob der Feind auch von Feuerwaffen Gebrauch 
macht, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. 
Eine kurze Zeit haben wir Mühe, unsere Leute, denen 
der Obsidianspeer als besonders gefährliche Waffe 
gilt, zum Vorrücken zu bringen. Doch der Wider- 
stand der Eingeborenen erlahmt, in langsamem Vor- 
dringen besetzen wir die drei hintereinander liegenden 
Niederlassungen derselben und senden dem nach allen 
Richtungen unter einzelnen Stein= und Speerwürfen 
sich zerstreuenden Feinde kleinere Trupps unserer 
bewährten alten Polizeijungen zur Verfolgung nach. 
In den besetzten Dörfern werden die Hütten durch- 
sucht und hierbei alle möglichen in Komuli geraubten 
Gegenstände gefunden. Die bei den Hütten sich 
umhertreibenden Schweine werden als willkommener 
Frischproviant für „Seeadler" und „Masscotte“ zur 
Strecke gebracht und an den Strand geschleppt. 
Eine zweite Niederlassung der Mok-Mandrian- 
leute, die zu Lande nicht erreichbar war, wurde 
mittags auf 2000 bis 3000 m von den großen 
Geschützen des „Seeadler“ beschossen. Vorher 
waren die gesammte Polizeitruppe und einige 
der befreundeten Admiralitäts-Insulaner an Bord 
genommen, damit die Schwarzen sich von der Fern- 
wirkung der Kanonen überzeugen könnten. In der 
beschossenen Niederlassung sollten sich der größere Theil 
der geraubten Gewehre und viel Munition befinden. 
Die Geschosse des „Seeadler“ schlugen in das in die 
See hinaus auf Pfahlrosten gebaute Dorf ein. Als- 
dann wurde wiederum mit Hülfe der Dampfpinasse 
die gesammte Polizeitruppe unter Führung von 
Dr. Schnee und mir gelandet. Kurz vor der Lan- 
dung ward von Bord der Pinasse aus der Strand 
und das nächste Hinterland mit einem Maximgeschütz 
unter Feuer genommen, um den Eingeborenen die 
ihnen noch unbekannte Wirkung eines Schnellfeuer- 
geschützes zu zeigen und für unsere kleine Truppe die 
Landung gefahrloser zu machen. Die Ortsbewohner 
hatten sich nach dem Innern zu geflüchtet. Wir 
verfolgten dieselben zunächst bis zu einem größeren 
im Busch gelegenen Dorfe und nahmen dort mit 
dem Gros der Truppe Aufnahmestellung, während 
einzelne bewährte Polizeisoldaten weiter zur Verfol- 
gung vorstießen. Dieselben schossen sich im Einzel- 
kampfe mit den Insulanern, die von den geraubten 
Gewehren Gebrauch machten, herum. Die gefundenen 
Hütten wurden nach Absuchung zerstört. Unsere 
Freunde, die Seppessaleute, die auf großen Kanus 
zahlreich in der Zwischenzeit eingetroffen waren, 
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sorgten eifrigst dafür, sich an der Habe ihrer Tod- 
feinde für die durch dieselben gehabten großen Ver- 
luste schadlos zu halten. 
Gegen 3 Uhr ward die Reise nach der großen 
Admiralitäts-Insel, die in Zukunft nach der Ein- 
geborenenbezeichnung am besten „Manus“ zu nennen 
ist, fortgesetzt, und abends ward an der Südküste der 
Insel, innerhalb der großen Bucht, welche das kleine 
Eiland Rubiu (Bird-Insel) einschließt, geankert. 
Gegen 10 Uhr morgens dampften wir in die große 
an der Nordostseite von Manus gelegene Bucht ein, 
die Einfahrt zwischen den Inseln Drillo (Los Negros) 
und Hauvei (Amey) benutzend. Beide Inseln sind 
unbewohnt, aber mit dichtem Hochwalde, aus dem 
einzelne Palmen hervorlugen, bestanden. Etwa 500 m 
vor der Südostecke der Insel Pitilu ging der „See- 
adler“ vor Anker. Auf Pitilu wohnt der Stamm, 
welcher zusammen mit den in Papitalai, an dem 
südöstlichen Ausläufer auf einer Spitze der Haupt- 
insel gelegen, angesiedelten Leuten den Schuner 
„Nukumanu“, der Firma Forsayth gehörig, genommen 
und die weiße und schwarze Mannschaft derselben 
ermordet hatte. Die in Papitalai wohnenden Manus- 
leute hatten außerdem einige Zeit später den die 
Kriekausläufe der Bucht befahrenden Herrn Forsayth 
mit den erbeuteten Gewehren beschossen und hierbei 
einen Engländer, namens Bullok, schwer verwundet, 
während die Pitiluleute kurz darauf den Versuch 
gemacht hatten, auch den Kutter des mit ihnen han- 
delnden Molde zu nehmen. Dieser war nur durch 
seine besondere Kenntniß des Charakters der Einge- 
borenen vor schwerem Unglück bewahrt worden. Die 
Bewohner von Pitilu hatten das Nahen des Kriegs- 
schiffes nicht früh genug bemerkt und waren auf ihrer 
Insel sitzen geblieben. Man sah sie am Strande 
hin= und herlaufen und auch Versuche machen, Kanus 
ins Wasser zu schieben. Um ihre gründliche Be- 
strafung sicherzustellen, hatte Herr Korvettenkapitän 
Schack die „Mascotte“ mit einem Osfizier und 
einigen Leuten bemannt und derselben den Auftrag 
ertheilt, an der Nordseite von Pitilu zu kreuzen. 
Der „Seeadler“ beschoß alsdann zunächst die Süd- 
spitze der Insel, an der Eingeborene und Häuser 
sichtbar waren. Ich fuhr mit der Pinasse, die ein 
Boot mit 12 Polizeijungen in Schlepp hatte und 
mit einem Maximgeschütz armirt war, langsam die 
Süd= und Ostseite der Insel entlang, um abfahren 
wollende Kanus zu beobachten und von Zeit zu Zeit 
nach geschehener Landung kleinere Vorstöße zu machen 
und die Kanus und die Niederlassungen der Einge- 
borenen zu vernichten. Die Polizeitruppe unter Lei- 
tung Dr. Schnees in Begleitung der Herren Molde, 
Schlehan und des Bootsmanns Fuhrhop landete 
an der Westseite der Insel, um von Westen nach 
Osten möglichst weit ausgreifend die Insel abzustreifen. 
Ich landete mit meinen Leuten an verschiedenen 
Stellen, nachdem die die Kriegstrommeln schlagenden 
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