Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

verschiedenen Lagen. Von ersterem kann in dem 
vorliegenden Falle abgesehen werden, da außer einem 
Komplex bei Mangia auf Upolu kaum nennenswerthe 
Kulturländereien als verkäuflich in Betracht kommen 
dürften. 
Für unkultivirtes Kulturland schwanken die An- 
gaben des „Experten“ zwischen 1 und 20 Dollar 
für den Acre (40 Ar); der Verfasser des Artikels 
reduzirt diese Variation bei seiner Berechnung auf 
4 bis 26 Mk. und nimmt als Durchschnittspreis 
20 Mk. an. Obwohl dieses Mittel bereits hoch er- 
scheinen muß, so ist es doch zweifellos viel zu niedrig 
gegriffen; gutes Pflanzungsland dürfte in geeigneter 
Lage dafür überhaupt kaum zu haben sein; es sei 
denn in großen Komplexen. 
Die Landkommission hatte den Minimalpreis für 
Landerwerb von den Eingeborenen bei ihren Ent- 
scheidungen auf 1 Dollar pro Acre festgesetzt, wenn 
auch dieser Satz später gelegentlich reduzirt worden 
ist, so kann er doch formell als Norm erachtet werden. 
Hierbei ist zu berücksichtigen, daß sich die dabei be- 
wertheten Ländereien auf große Gebiete erstreckten, 
von denen ein erheblicher Theil für Kulturen werthlos 
und unbrauchbar ist. Da nun aber nach den bis- 
herigen Bestimmungen Land von Eingeborenen nicht 
gekauft werden kann, so kommt für Ansiedler — 
vorausgesetzt, daß diese zweckdienliche Einschränkung 
auch für die Folge bis auf Weiteres in entsprechender 
Form erhalten bleibt — nur Land in Betracht, das 
bereits durch die Landkommission als fremdes Besitz- 
thum — im Gegensatz zum Land der Eingeborenen — 
anerkannt ist. Da nun hiervon weiter nach des Ver- 
fassers Prinzipien kaum 10 pCt. zum Erwerb geeignet 
sind, würden diese Flächen mit dem zehnfachen Kaufs- 
werth zu berechnen sein, das wären 40 Mk. für den 
Acre. Indessen sind die Preise, die bisher für solche 
Kulturländereien bezahlt worden sind, noch erheblich 
höher. In mir bekannten Fällen betrugen sie 60 
bis 140 Mk. Durch die Ordnung der Verhältnisse 
und günstige Umgestaltung der politischen Lage wird 
aller Wahrscheinlichkeit die Nachfrage nach Kulturland 
bald wachsen und demgemäß auch der Verkaufswerth 
desselben, der im Durchschnitt mit 80 Mk. noch zu 
niedrig bemessen sein dürfte. Somit würde die erste 
Position in dem Kostenanschlage (S.291 d., Kol. Bl.“) 
von 2000 auf 8000 Mk. (100 Acres) zu erhöhen sein. 
Auch die weiteren Anschläge in der Berechnung 
dürften sich in der Praxis als zu niedrig erweisen 
und selbst für sehr anspruchslose Bedürfnisse nicht 
ausreichen. Es ist außerordentlich gewagt, eine Norm 
für erforderliches und ausreichendes Betriebskapital 
anzugeben; denn die Ansprüche und die Leistungs- 
fähigkeit des Unternehmers können allein dabei als 
Basis dienen, deren relative Größe jedoch von vorn- 
herein unberechenbar ist. 
Eine Unternehmung, wie sie Herr v. Bülow 
„für eines Mannes Kraft“ erörtert und berechnet, 
dürfte die Leistungsfähigkeit eines Ansiedlers er- 
heblich übersteigen, wenn ihm nicht genügende Arbeits- 
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hülse zu Gebote steht, und das ist ein Faktor, der 
zunächst noch schwerer in die Wagschale fällt und 
mehr Vorsicht gebietet als die Kapitalsfrage. Es 
ist absolut ausgeschlossen, daß ein Ansiedler 50 engl. 
Acres, also etwa 75 Morgen Kulturen, selbst anlegen 
und bearbeiten kann. Andererseits aber haben die 
Erfahrungen bereits gelehrt, daß fleißige, anspruchs- 
lose Kolonisten mit relativ geringen Mitteln dem 
außerordentlich fruchtbaren Boden Samoas ihre Kräfte 
nicht erfolglos opfern, wenn sie mit den Verhältnissen 
vertraut sind. Dr. Reinecke, Breslau. 
Aus dem Bereiche der Wissionen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Der früher in Amedschove (Togo) thätig gewesene 
Missionar Matthias Seeger (Norddeutsche Missions- 
gesellschaft) ift in Calw (Württemberg) gestorben. 
  
Der Laienbruder Andreas Nörtinger von der 
Benediktusmission ist auf der Reise nach Uhehe ge- 
storben. (Heidenkind.) 
Im „Church Missionary Intelligencer“ be- 
richtet Rev. J. D. Rees von dem Einsturz der 
Valleykirche in Mamboid (Bezirk Mpapua), dem 
fünf Erwachsene und zwei Kinder zum Opfer fielen. 
Das Unglück ereignete sich am 31. Dezember, als 
man sich eben zur Abhaltung der Sonntagsschule in 
derselben versammelt hatte. Es erhob sich ein 
heftiger Sturm, die meisten Anwesenden eilten von 
Schrecken erfüllt zum Gotteshaus hinaus; nach kurzer 
Pause erhob sich ein zweiter Windstoß, der den Zu- 
sammenfall des Gebäudes verursachte. Der Haupt- 
grund des Einsturzes war, daß die Kirche von weißen 
Ameisen untergraben war, die Eingeborenen gaben 
der Zauberkraft der Weißen Schuld. Rees selbst wurde 
unbedeutend verletzt, Frl. Spriggs von der Church 
Missionary Society erlitt einige ebenfalls nicht ge- 
fährliche Verletzungen. " 
Dem „Leipziger evangelisch-lutherischen Missions- 
blatt“ entnehmen wir, daß in Moshi (Kilimandjaro) 
die sonntäglichen Gottesdienste jetzt von 100 bis 
150 Personen besucht werden. 50 Kinder oder 
junge Leute kommen zur Schule. Auf der Station 
befinden sich die Missionare Faßmann und Raum. 
— Dasselbe Blatt bringt Berichte der Missionare 
v. Hopffgarten und v. Läny über die fort- 
schreitende Bauarbeit auf der neuen Station Schira. 
Bei der Feststellung der Eigenthumsverhältnisse des 
Platzes war Hauptmann Johannes mitthätig. 
Ueber den gegenwärtigen Stand der Mission der 
St. Benediktus-Genossenschaft in Deutsch-Ostafrika 
schreibt die katholische Zeitschrift „Gott will es“: 
In Dar-es-Saläm befindet sich das Missions- 
klösterchen St. Joseph mit einem Kirchlein. Hier sind
	        
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