Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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16 346,40 Mark ausmachte, richtete sich ausschließ- 
lich nach Auckland, wohin einmal im Monat eine 
schnelle Beförderungsgelegenheit (5 Tage) sich bot. 
Neben dem eigentlichen Handel von Samoa, auf 
den allein sich die vorstehenden Zahlen beziehen, be- 
wegt sich noch ein nicht unbedeutender Durchfuhr- 
handel nach und von anderen Südseeinseln. Außer- 
dem wurden Bedarfsartikel für Schifffahrt, insbesondere 
Kohlen, im Werth von 163 993,20 in Apia ge- 
landet, jedoch, ohne als Einfuhrgut behandelt zu 
werden, an im Hafen liegende Schisse abgegeben. 
  
Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Im „Monatsblatt der Norddeutschen Missions- 
Gesellschaft“ berichtet der Leiter der Station Tove 
über die Erfolge des Jahres 1899: Die Zahl der 
Schüler betrug um Weihnachten 36, darunter 
6 Mädchen. Am 10. Dezember konnte das kleine 
Schulhaus, das zugleich zu gottesdienstlichen Zwecken 
verwandt wird, eingeweiht werden, nachdem der 
Bau bereits vor zwei Jahren in Angriff genommen 
war. Die meisten Gemeindeglieder haben fleißig 
mitgewirkt. Der größte Theil der Arbeit hat trotz- 
dem auf den Schultern des Herrn Bin der gelegen, 
da die Christen Maurer= und Schreinerarbeit nicht 
konnten. Sie haben jetzt gute Kenntnisse erlangt, 
die sie schon beim Bau der eigenen Häuser ver- 
werthen. 
Die Einweihung der Schulkapelle, die von dem 
Missionar Oswald aus Bonn vorgenommen wurde, 
gestoltete sich zu einer erhebenden kirchlichen Feier. 
Zahlreiche Freunde der Mission hatten sich von Nah 
und Fern eingefunden. Die Feierlichkeit fand einen 
schönen Abschluß in der Taufe von sieben Erwachsenen 
und vier Kindern aus dem Nachbardorf Kpogonu, 
wo die Missionsgehülfen Petro und Salomo 
wohnen. 
  
Ueber Anlage eines Gehülfenseminars in Deutsch- 
Ostafrika lesen wir in der Zeitschrist „Der Missions- 
freund“ Folgendes: 
Am 21. Januar ist durch unseren Missions- 
superintendenten Nauhaus das Gehülfenseminar in 
Wangemannshöh eröffnet worden. Es ist dies das 
erste evangelische Gehülsenseminar in Deutsch-Ostafrika, 
deshalb hat seine Eröffnung eine besondere Bedeu- 
lung. Die Eröffnung trug einen ernsten Charakter, 
denn sie wurde eingeleitet durch die Feier des hei- 
ligen Abendmahls an dem oben genannten Tage, der 
ein Sonntag war. Am Montag darauf fand der 
erste Unterricht mit vier Zöglingen statt. 
Dem „Afrikaboten“ schreibt aus Moyaga in 
Urundi P. Goarnisson von den Weißen Bätern 
unter Anderem: 
  
  
Uns wurde bereits zweimal das Haus über dem 
Kopfe niedergebrannt. Wir hoffen, daß die Strafe, 
welche Herr v. Grawert den übelgesinnten Brand- 
stistern, den Watussi, angedeihen ließ (der größere 
Theil der Bevölkerung, die Warundi, sind uns 
wohlgesinnt) auf einige Zeit Ruhe geschaffen hat. 
Der König Muzazye, welcher uns durch Feuer aus 
seinem Lande hinausräuchern wollte, sah dafür seine 
eigenen Hütten in Flammen aufgehen, viele seiner 
Unterthanen unter dem Feuer der deutschen Straf- 
expedition fallen und viel Vieh als Kriegsbeute 
hinwegtreiben. 
Was dem König aber wohl am schwersten fallen 
mochte, das waren die Friedensbedingungen, in denen 
Herr v. Grawert von Muzazye auch verlangte, 
innerhalb dreier Monate zur Mission zu kommen, 
zur Sühne seiner Brandthat. Schon war der 
Schlußtermin, der 1. November, vorüber, und wir 
hatten noch keinen Muzazye zu sehen bekommen. 
Da machten uns am 26. November die Kinder plötz- 
lich auf eine Schaar Barundi aufmerksam, die im 
Gänsemarsch einen nahen Berg herunterkamen und 
sich unserem Hause näherten. Es war endlich 
Muzazye, welcher mit großer Begleitung an- 
gerückt kam. 
Beim Anzug befand sich Muzazye am Ende 
seiner Begleitung; er stützte sich beim Gehen auf 
seine Nyampara und war außerdem von mehreren 
Unterhäuptlingen begleitet. 
Anfangs zeigte sich Muzazye sehr verlegen, er 
sprach leise und hielt seinen rechten Arm vor den 
Mund. Um nicht zu sehr zu erschrecken, grüßten 
wir ihn nach Landessitte und legten nach den ein- 
leitenden Worten die von Herrn v. Grawert 
niedergeschriebenen Friedensbedingungen vor. Sie 
lauteten: 
1. Muzazye kommt persönlich zur Mission. 
2. Er zahlt 40 Kühe, wovon 20 der Mission 
und 20 der Militärstation Usumbura abzuliefern sind. 
3. Er zahlt 80 Ziegen, 40 an die geschädigte 
Mission und 40 an die Militärstation. 
4. Er bringt 800 Bäume zur Mission. 
Die Lieferung der Kühe anzunehmen, fiel ihm 
schwer; denn alle Watussi (Hirtenstamm) sind große 
Liebhaber von Milch; aber es blieb ihm nichts 
übrig, als sich darin zu finden, wollte er nicht neue 
Geschichten mit der Obrigkeit haben. 
Wir hoffen, nunmehr in Frieden leben und mit 
großem Erfolg an der Bekehrung der zugänglichen 
Warundi arbeiten zu können. Die Ernte hier zu 
Lande kann eine reiche werden; denn Urundi ist 
dicht bevölkert, sticht also in dieser Hinsicht stark 
von den Ländern ab, welche man von der Küste 
her durchzicht. Es fehlt hier nicht wie anderswo 
an Wasser, die Flüsse führen das ganze Jahr hin- 
durch Wasser, so daß das Land keine Aehnlichkeit 
mit einem öden Pori hat. Die Berghänge sind mit 
zahlreichen Dörfern bedeckt, welche von Bananen- 
hainen und bestellten Feldern umgeben sind. Mais, 
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