Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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wird auf dem Rücken getragen, befestigt an einem 
breiten Bande, von Bambus geflochten, das über 
die Stirne geht. 
In Vorderindien wird der Bedarf der zahl- 
reichen großen Städte in der Gangesebene durch die 
Wälder von Dendrocalamus strictus gedeckt, die 
am Fuß des Himalayagebirges und in den ußeren 
Thälern desselben große Flächen bedecken. Diese 
Wälder liefern jährlich viele Millionen von Bambus- 
stämmen, die auf den großen Strömen Jumna und 
Ganges und ihren Nebenflüssen in die Ebene geflößt 
werden. Die Halme einer kleineren Art, als Ringal 
in Indien bekannt (Arundinaria spathiflora), bie 
in den höheren Lagen des nordwestlichen Himalaya 
das Unterholz in den Wäldern von Eichen und 
Nadelhölzern bilden, sind ein wichtiger Handels- 
artikel, werden als Pfeifenrohre, Angelruthen und zu 
vielen anderen Zwecken verwendet und in großen 
Mengen in die Ebene gebracht. In Niederbengalen 
und in anderen Gegenden, wo es keinen Wald giebt, 
liegen die Dörfer in kleinen Bambuswäldchen 
(Bambusa Tulda und Balcooa in Bengalen), die 
mit großer Sorgfalt gepflegt werden. 
Bambusen in Hülle und Fülle und von der 
größten Mannigfaltigkeit haben wesentlich dazu bei- 
getragen, die Existenz der 300 Millionen, die das 
Britisch -Indische Reich bewohnen, leichter und an- 
genehmer zu machen und die Entwickelung einer hohen 
Kultur in diesem Lande zu befördern. Ohne Bam- 
busen kann man sich das Leben der verschiedenen 
Volksstämme, die dies große Reich bewohnen, nicht 
denken. Nicht unberechtigt daher scheint der Ge- 
danke, den Eingeborenen der deutschen Schutzgebiete 
in Afrika durch den Anbau der Bambusen in großem 
Maßstabe eine Wohlthat zu erweisen, in der Hoff- 
nung, daß, wenn es sich durch Erfahrung heraus- 
gestellt hat, welches die geeigneten Spezies sind, die 
Neger selbst die Kultur dieser Arten in die Hand 
nehmen werden. 
Dies ist nicht ein Unternehmen, aus dem man 
erwarten kann, viel Geld herauszuschlagen. Aktien= 
gesellschaften kann man darauf nicht gründen. Der 
Einwurf liegt nahe, daß dies zu den Projekten gehört, 
welche im Humanitätsdusel und in einer sentimen- 
talen Zuneigung zu den Eingeborenen ihren Ursprung 
haben. Viel besser, den Teakbaum in großem Maß- 
stabe anzubauen, um für die Zukunft einen Ausfuhr= 
artikel mehr zu haben, und für die Entwickelung des 
Handels zu sorgen. Der Anbau der Bambusen 
kommt nur den Eingeborenen zu gut und bringt kein 
Geld ins Land. Indessen hat die Sache auch eine 
ernste praktische Seite. Als ich im Januar 1856 
meine Thätigkeit in den Teakwäldern von Pegu be- 
gann, wurde die Bevölkerung dieser Provinz auf 
700000 Seelen geschätzt. Unter der starken, gerechten, 
rücksichtsvollen und in jeder Hinsicht musterhaften 
Regierung von Major (später Sir Arthur) Phayre 
wuchs die Bevölkerung reißend und stetig, 1862 
war sie auf 1244000 gestiegen, und der letzte 
  
Zensus (1891) hat für die Bezirke, welche früher 
die Provinz Pegu ausmachten, 3 1710000 Seelen er- 
geben. Von allen Seiten, zu Lande und zur See, 
kamen Einwanderer, durch den Ruhm des mächtigen 
und allgemein beliebten Herrschers angezogen, den 
seine Unterthanen wie einen Halbgott verehrten. Durch 
ausgedehnte Gegenden, die 1856 noch mit Wald 
oder dichtem über mannshohem Savannahgrase be- 
stellt waren, fuhr ich im Januar 1880 auf der 
Eisenbahn, überall durch neugebaute wohlhabende 
Dörfer und ausgedehnte fruchtbare Feldfluren. 
Ohne Zweifel ist in den deutsch-afrikanischen 
Schutzgebieten die Regierung jetzt stark, gerecht, 
rücksichtsvoll und in jeder Hinsicht musterhaft, und 
infolgedessen vermehrt sich die Bevölkerung stetig 
durch natürlichen Zuwachs und durch Einwanderung. 
Sicherlich wird mit der Zeit noch viel mehr ge- 
schehen, um die Existenzbedingungen der Bevölkerung 
zu verbessern und Einwanderer in größerem Maß-= 
stabe anzuziehen. Man wird Straßen und Eisen- 
bahnen bauen, man wird, dem Beispiel der indischen 
Regierung folgend, auf den Bergen Cinchona- 
Plantagen in großem Maßstabe anlegen, das Chinin 
an Ort und Stelle herstellen, es im ganzen Lande 
in kleinen Packeten billig verkaufen und so dem 
Fieber Einhalt thun, in Afrika wie in Indien der 
größte Feind des Menschen, weit mehr verheerend 
als Cholera, die Pest, Schlangen und wilde Thiere. 
Eine Wohlthat anderer Art, aber ebenso wichtig, 
wird durch den Anbau der Bambusen in großem 
Maßstabe den Eingeborenen zu Theil werden, und 
diese Maßregel, falls in geeigneter Weise durch- 
geführt, kann viel dazu beitragen, das Leben der 
Eingeborenen leichter und angenehmer zu machen, das 
Wachsthum der Bevölkerung zu befördern und Ein- 
wanderer anzuziehen. Der Vortheil einer dichteren 
Bevölkerung aber, auch für den Anbau von Handels- 
gewächsen und andere Unternehmungen, liegt auf der 
Hand. In jedem Falle wird der Einfuhrhandel zu- 
nehmen. Ja es ist nicht unmöglich, daß mit der 
Zeit die Bambusfaser, wie dies seit uralter Zeit in 
China geschieht, zur Papierfabrikation im Großen ver- 
wendet werden wird. 
Was nun den Anbau der Bambusen betrifft, so 
wird es gut sein zur Orientierung einige Worte über 
ihre Lebensweise zu sagen. 
Bei den Riesengräsern unterscheidet man zwei 
Theile, den unterirdischen Wurzelstock (Rhizom), bei 
den meisten Arten aus kurzen, holzigen vielfach ver- 
zweigten und gewundenen Aesten bestehend, welche 
an ihrem Endpunkte die beblätterten und verzweigten 
Stämme hervorbringen. Diese oberirdischen Stämme 
sind ebenfalls holzig, haben auch eine vieljährige 
Dauer, sie sind hohl mit horizontalen Scheidewänden, 
unseren Getreidehalmen in größtem Maßstabe ver- 
gleichbar. Bei den kleineren Arten eines gemäßigten 
Klimas, die in außertropischen Ländern, wie in 
China, Japan und Nordamerika zu Hause find, 
sowie auf dem Himalaya und anderen Bergen
	        
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