Der Rest der Einnahme vertheilt sich auf die
Bisthümer Mainz, Culm, Hildesheim, Bamberg,
München, Augsburg, Regensburg, Prag (preußischer
Antheil).
Die Ausgaben pro 1899/1901 beliefen sich auf
90 946 Mk. für die Missionen und auf 28.000 Mk.
für Missionshäuser in Deutschland. Die letztere
Summe wurde aus einem zurückgezahlten Guthaben
des Afrikavereins bestritten.
Sodann berichtete Herr Oberlandesgerichtsrath
Pünder über die von ihm vorgenommene Kassen-
revision und beantragte, dem Herrn Schatzmeister
Decharge zu ertheilen. Der hochwürdigste Herr
Erzbischof spricht dem Herrn Schatzmeister und dem
Herrn Revisor in herzlichen Worten den Dank des
Vereins aus für die eifrige und mühevolle Thätigkeit.
Herr Domkapitular Hespers gab hierauf einen
ausführlichen Bericht über die katholischen Missionen
in den deutschen Schutzgebieten, über welche der
Redner unter Mitwirkung aller Missionsgesellschaften,
die in unseren Kolonien thätig sind, eine Uebersicht
zusammengestellt hatte.
Gegenwärtig giebt es in den deutschen Schutz-
gebieten sechs apostolische Vikariate mit sechs Bischöfen
als apostolischen Vikaren und acht apostolische Prä-
fekturen mit ebenso vielen apostolischen Präfekten.
In denselben sind zwölf Missionsgesellschaften thätig,
und zwar in Deutsch-Ostafrika die Väter vom
hl. Geist, die Weißen Väter, die Benediktiner und
die Trappisten; in Togo die Steyler Missionare;
in Kamerun die Pallottiner; in Deutsch-Süd-
westafrika die Oblaten von der hl. Maria und
die Oblaten vom hl. Franz von Sales; in Neu-
Guinea die Steyler Missionare; im Bismarck-
Archipel und auf den Marschall-Inseln die
Missionare vom hl. Herzen Jesu; auf den Samoa-
und Salomons-Inseln die Maristen; auf den
Karolinen die Kapuziner und auf den Marianen
die Augustiner. Zehn Missionshäuser in Deutsch-
land beschäftigen sich mit der Heranbildung von
Missionspriestern, Brüdern und Schwestern für
die genannten Missionsgebiete: Knechtsteden und
Zabern (Väter vom hl. Geist), Trier (Weiße
Väter), St. Ottilien (Benediktiner), Neuland bei
Neiße und St. Wendel (Steyler Missionare),
Limburg (Pallottiner), Hünfeld bei Fulda (Oblaten
von der hl. Maria), Hiltrup bei Münster (Missionare
vom hl. Herzen Jefu), Meppen (Maristen für Samoa
und Salomons-Inseln). Die Trappisten rekrutiren
sich aus dem deutschen Missionskloster Mariannhill
in Natal und die Oblaten vom hl. Franz von Sales
aus dem deutschen Missionshause in Wien.
An der Hand der ausführlichen Mittheilungen
der Missionsvorsteher, die in der Zeitschrift des
Vereins, „Gott will es“, veröffentlicht werden sollen,
schilderte Herr Domkapitular Hespers die Fort-
schritte, die Hindernisse und die Schwierigkeiten der
genannten Missionen.
Im Anschluß an diesen Bericht beschloß der
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Centralvorstand, unter Berücksichtigung der Anzahl
der Stationen und Missionare sowie der besonderen
Verhältnisse der einzelnen Missionen die Summe von
70 000 Mk. an die Missionsgesellschaften zu ver-
theilen.
Zum Schlusse gab der hochwürdigste Herr Erz-
bischof seinen herzlichen Wünschen für das Gedeihen
des Vereins und der von ihm unterstützten Missionen
lebhaften Ausdruck.
Die „Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission“
(Organ der Mission Berlin III) schreiben:
„Von großer Bedeutung für die Mission in
Usambara wird voraussichtlich die Taufe des Häupt-
lings Kinyassi von Mlalo werden. Br. Johanssen
schreibt in seinem Märzbericht: Die innere Ent-
scheidung Kinyassis entspringt, soviel wir erkennen
können, nicht verstandesmäßigen Ueberlegungen,
sondern sie ist wohl eine Frucht jahrelanger innerer
Kämpfe. Jedenfalls versicherte er uns, schon vor
sechs Jahren, zu Lebzeiten seines Vaters, sei es sein
großer Wunsch gewesen, Christ zu werden. Der
Widerstand des Vaters habe ihn davon zurück-
gehalten, und nach dem Tode desselben sei die
Uebernahme der Häuptlingswürde das große Hinderniß
für ihn gewesen, seinen Wunsch auszuführen. Er
erwähnte, daß ein Gespräch mit einem von uns aus
der ersten Zeit unserer Bekanntschaft und Lebens-
erfahrungen, die den Inhalt desselben bestätigten, für
seine Hinwendung zu Gottes Wort von Bedeutung
geworden sei. „Unsere Art von Gottesdienst hat
keinen Sinne, sagte er. Es war ihm wichtig, seine
Bereitwilligkeit auszusprechen, die Häuptlingsschaft
niederzulegen, da ihm, wie er fürchte, zu viel Zeit
und Ruhe durch seine Obliegenheiten als Beamter
der Regierung genommen würde, um regelmäßig den
Unterricht besuchen zu können. Wir machten ihn
natürlich darauf aufmerksam, wie er dies wichtige
Amt von Gott überkommen habe und als Chriist
jetzt darin Gott dienen solle. Jetzt theilt uns Kinyassi
mit, daß er nach Beendigung einer Wegearbeit in
den Taufunterricht ausgenommen zu werden bitte.
Es läßt sich voraussehen, daß diese Hinwendung des
angesehensten Häuptlings unserer Landschaft zum
Evangelium im ganzen Lande einen großen Eindruck
machen wird. Bleibt er fest, so bricht wohl in nicht
allzu ferner Zukunft eine neue Zeit für die großen
Dörfer unserer Landschaft an, aus denen bisher sich
doch nur einzelne der Gemeinde anschließen.“
Dem Jahresbericht der Leipziger Evangelisch-
Lutherischen Missionsgesellschaft enmmnehmen wir Fol-
gendes:
„Am Kilimandjaro mußte der Bau der vierten
Station in Schira zeitweise eingestellt werden, weil
ein Aufruhr der Aruschaleute und die Verschwörung
emiger Dschaggahäuptlinge und Großen die Verhält-
nisse unsicher machten. Gottlob, hat unseren Brüdern
keme unmittelbare Gefahr gedroht, und die Hin-