mit üppiger Vegetation, die von Zeit zu Zeit durch
meist einzeln liegende sorgfältig gebaute Hütten
unterbrochen wurde. Auf der anderen Seite be-
stiegen wir von dem großen Dorfe Pandekum aus
unsere Boote, und alsbald dampfte der „Seeadler“
nach der gegenüberliegenden Küste von Neu-Meck-
lenburg, Landschaft Kabien, weiter. Auf der Händler-
station gleichen Namens fühlte sich der Händler
Schneider seinen Angaben nach sicher. Mit den
Leuten der Sandwich-Inseln hatte er seit einiger
Zeit, um Streitereien zu vermeiden, alle Handels-
beziehungen abgebrochen.
Nach kurzem Aufenthalte fuhr ich von hier in
dem Dampfbeiboot des „Seeadler", durch den
Albatroskanal, während der „Seeadler“, da der Kanal
als Fahrwasser noch nicht genügend bekannt war,
Neu-Mecklenburg im Nordosten umfuhr. Die Fahrt
durch den Kanal war sehr reizvoll. Die Ufer
prangten im herrlichsten Baumschmuck, aus dem beson-
ders schöne hochstämmige Mangroven hervorleuchteten.
Das Fahrwasser, ein tiefes Korallenbett, genügt für
mittelgroße Schiffe. In der Nähe von Nusaum trafen
wir mit dem „Seeadler“ wieder zusammen und be-
suchten dann, während der „Seeadler“ nach Nusa
weiterfuhr, die auf Nusaum gelegene Station
des Händlers Ruge. Die Insel wurde Ruge,
der selbständiger Händler ist, vor einiger Zeit durch
das Gouvernement verkauft. Der Eigenthümer hat
es verstanden, nach Klärung der ganzen Insel diese
durch hübsche Gebäude, Wege und Gartenanlagen
zu einem wirklich reizenden Südseeidyll umzuschaffen.
Unter den Palmen, die ihm annähernd 20 Tons
Kopra im Jahre liefern, tummelt sich ein vorzüglich
aussehender Rindviehstamm und Geflügel aller Art.
Ruges jährlicher Umsatz ist auf 100 Tons Kopra
und 10 Tons Trepang zu schätzen. Von Nusaum
dampften wir an der Insel Kabotheron mit je einer
Station der Neu-Guinea-Kompagnie und der
Handels= und Plantagengesellschaft vorbei nach Nusa.
wo wir den südwärts Nusa ankernden „Seeadler“
wieder bestiegen.
Am nächsten Morgen ward zunächst die Central-
station von Hernsheim & Co. auf Nusa besucht.
Hier hat der Betrieb in letzterer Zeit insofern eine
sehr erfreuliche Ausdehnung erfahren, daß begonnen
ist, die Insel Nusa in eine richtige Kokospalmen-
plantage zu verwandeln. Nachdem eine nicht allzu-
große Arbeit geleistet ist, wird die Firma Herns-
heim hier jährlich 50 bis 60 Tons eigene Kopra
ernten können. Später soll auch die in der Nähe
liegende, der Firma gehörige Insel Nusolik plan-
tagenmäßig ausgebeutet werden. Alles Insel= und
Küstengebiet in dieser Gegend eignet sich vorzüglich
zur Anlage von Palmenpflanzungen. Die Pro-
duktion von Nusa und seinen Unterstationen be-
trägt zur Zeit etwa 300 Tons Kopra.
Von Nusa fuhren wir nach der gegenüber am
Festlande von Neu-Mecklenburg liegenden Station
Nowan (Händler Mac Shan), die der Firma
638
Forsayth gehört und etwa 80 Tons Kopra pro-
duzirt. Von dort wanderten wir der Küste entlang
nach dem Platze, den ich bei meiner ersten An-
wesenheit hier als Punkt für die Regierungsstation
ausgewählt hatte. Als besondere Annehmlichkeit be-
finden sich in der Nähe desselben eine immer fließende
Quelle und eine ausgedehnte Korallengrotte. Das
Hinterland des Platzes ist offenes Grasland, und
der Wind wird als Land= oder Seebrise fast das
ganze Jahr hindurch das Stationsgebäude bestreichen.
Da der Baugrund zudem aus Korallen besteht, so
wird die Station voraussichtlich gesund sein. Ich
beauftragte den dortigen Händler, nahe dem künf-
tigen Stationshaupthause eine größere Hütte nach
Eingeborenenart als provisorische Unterkunft für den
demnächst mit seinen Leuten eintreffenden Regierungs-
beamten zu errichten. Der größte Theil des an-
liegenden Landes gehört der Firma Hernsheim
& Co., die der Regierung im Eintausch gegen andere
Ländereien 500 bis 1000 ha abtreten will. Das
Hinterland wird zur Anlage einer Kokospalmen-
plantage und zur Viehzucht sich vorzüglich eignen,
und das Terrain wird es ermöglichen, die rechts
und links auf dem Festlande liegenden Handels-
stationen zu Pferde zu besuchen.
Von diesem Punkte erreichten wir in einer halben
Wegstunde die Station Bagail (Händler Koenen,
Firma Monton), deren Produktion auf 120 Tons
Kopra zu schätzen ist.
Eingefunden hatten sich auch die Händler Niel-
son (Station Bobsy, Firma Forsayth) und Lauser
(selbständiger Händler in Nowan). Die Händler
erzählen übereinstimmend, daß sie mit den Ein-
geborenen, die allerdings zum Theil immer noch
unter sich in Feindschaft ständen, keinerlei Schwierig-
keit hätten. Die allgemeine Klage war nur, daß
die Kopra durch die viele Konkurrenz der Händler
zu theuer geworden sei. Dem kann leider nicht ab-
geholfen werden, da es nicht möglich ist, unter den
Händlern über einen den Eingeborenen zu gewäh-
renden Maximalpreis eine haltbare Einigung zu
erzielen.
Nachmittags fuhr ich in Begleitung von Kapitän
Schack in der Dampfpinasse des „Seeadler“ nach
der Insel Kabotheron. Die Neu-Guinea-Kompagnie,
welche Eigenthümerin der Insel ist, hat daselbst
einen Japaner sitzen, der mit eingeführten Arbeitern
die Kopra der Insel, etwa 50 Tons im Jahre,
sammelt. Außerdem befindet sich auf der Insel eine
Station der Handels= und Plantagengesellschaft
(Händler Macpherson), die aber jährlich nur
etwa 20 Tons Kopra einhandelt. Beide Händler
hatten Klagen über die Eingeborenen nicht vorzu-
bringen. Die Neu-Guinea-Kompagnie wird in
nächster Zeit Kabotheron und eine naheliegende
kleinere Insel als Kokospalmenplantage einrichten.
Am 6. morgens fuhren wir nach Neu-Hannover
zu weiter und gingen mittags bei einer lleinen unbe-
wohnten Insel vor Anker, da dort zur Korrektur der