— 646
3. Notizblatt des Königlichen botanischen Gartens
und Museums zu Berlin.
Ganz besonders reich sind die eingelaufenen
Sammlungen aus Afrika, speziell aus Ostafrika,
welche von den sämmtlichen Beamten des Museums,
in erster Linie von Geheimrath Prof. Dr. Engler und
Dr. Gilg, bearbeitet werden. So sandte W. Goetze,
welcher mit Unterstützung der Wentzel-Heckmann-
stifung eine botanische Forschungsreise nach den Ge-
birgsländern am Nyassa ausführte, etwa 1500 Samm-
lungsnummern ein, welche sehr zahlreiche für die
Wissenschoaft neue Arten enthielten und viel für die
Pflanzengeographie wichtiges Material erbrachten.
Von Deutsch-Ostafrika gingen ferner Samm-
lungen ein von den Herren: Prof. Dr. Hans Meyer
(Kilimandjaro), Oekonomiedirektor Eick, Gouverne-
mentsgärtner Albers (Kwai, Usambara), Diakon
Liebusch (Lutindi, Usambara), Frau Dr. Kummer
(Derema); ganz besonders werthvolle vom Pflanzungs-
leiter Scheffler (Msituni, Usambara).
Die prächtigen, mit großem Verständniß gemachten
Kollektionen des letztgenannten Herren zeigten, daß
der Urwald von Derema in seiner Flora mehr, als
es nach den bisher gemachten Sammlungen den
Anschein hatte, dem westafrikanischen nahekommt und
eine Menge Typen enthält (z. B. Kickria), welche
Niemand in Ostafrika erwartet hätte.
Durch Herrn Kurt Hoffmann wurde von der
Hoffmannplantage in Deutsch-Ostafrika eine größere
Anzahl interessanter Pflanzen in Wardschen Kästen
übersandt, welche z. Th. gerade jetzt im hiesigen
botanischen Garten sehr schön blühen.
Reich bedacht wurde das Königliche botanische
Museum durch Sammlungen, welche soeben aus
Somaliland, Harar und dem Gallahochland ein-
gingen, gesammelt von Herrn Dr. Ellenbeck auf
der Expedition des Herrn Baron v. Erlanger.
Zusammen mit den Pflanzen des leider zu früh
verstorbenen Forschungsreisenden Hildebrandt und
den erst kürzlich zusammengebrachten, umfangreichen
Kollektionen von Ruspoli und Robecchi-Bricchetti
aus denselben Gebieten, welche letztere dem bota-
nischen Museum zu Rom gehören und nach Berlin
zur wissenschaftlichen Bearbeitung übersandt wurden,
ergeben sie ein gutes Bild von der Florenzusammen-
setzung jenes in pflanzengeographischer Hinsicht so hoch
interessanten Theiles von Afrika.
Aus Mozambique ging dem botanischen Museum
die große von Herrn Schlechter dort zusammen-
gebrachte Sammlung zu. Auch vorher schon war
die Flora dieses Landes dadurch gut vertreten, daß
dem Berliner Institut die werthvollen Materialien
aus diesem Gebiet zur wissenschaftlichen Bearbeitung
übersandt worden waren, welche das botanische
Mufeum zu Coimbra (Portugal) enthält.
Durch denselben Sammler wurde die Flora des
Kaplandes sehr genau erforscht, so daß dieselbe nun als
recht gut bekannt bezeichnet werden kann. Mcohr als
10 000 Nummern umfassen die von Schlechter zu-
sammengebrachten Sammlungen.
Auch die Flora Kameruns darf trotz ihres großen
Reichthums in den Hauptzügen als festgelegt gelten
dank der reichen Materialien, die dem Berliner
botanischen Museum von Seiten der Herren Dr. Preuß,
Deistel, Conrau und Zenker zugesandt wurden.
Wichtige Ergänzungen hierzu lieferte das große
Herbarium von M. Dinklage, welches vom botani-
schen Museum zu Hamburg hierher zur wissenschaft-
lichen Bearbeitung überwiesen wurde.
Weniger gut bekannt ist die Flora von Togo.
wo wir trotz der theilweise vorzüglichen Sammlungen
der Herren Graf Zech, Dr. Kersting, Schröder und
besonders von Warnecke von dem Pflanzenbestand
mancher Gebiete überhaupt noch garnichts kennen.
Gut vertreten ist dagegen die Flora von Sierra-
Leone und der Goldküste durch die außerordentlich
umfangreiche über 100 Jahre alte und doch noch
ganz vorzüglich erhaltene Sammlung von Afzelius,
welche im botanischen Museum in Upsala (Schweden
aufbewahrt und kürzlich nach Berlin zur Bearbeitung
übersandt wurde.
In ähnlicher Weise gelangten auch zahlreiche
Materialien aus dem Kongostaate nach Berlin,
welche, meist von belgischen Offizieren gesammelt, sich im
Besitze des botanischen Museums zu Brüssel be-
finden. Ueber die Flora des Kongobeckens sind
weitere wichtige Aufschlüsse aus den Sammlungen
von Schlechter zu erwarten, welche dieser auf
einer im Auftrage des Kolonialwirthschaftlichen
Komitees unternommenen Reise zusammenbrachte.
Prächtige Sammlungen von höchstem wissenschaft-
lichen Werthe gingen dem Berliner botanischen Mu-
seum ferner von Herrn Dekindt aus Huilla, dem
Gebirgslande Angolas zu, einem portugiesischen
Missionar, der für die Naturgeschichte seiner neuen
Heimath das größte Interesse besitzt und gewiß für
die Wissenschaft noch viel leisten wird.
Auffallend schwach sind in neuerer Zeit die bota-
nischen Eingänge aus Deutsch-Südwestafrika,
obgleich gerade die dortigen Pflanzen bei dem da-
selbst herrschenden Klima sehr leicht getrocknet werden
können. Es ist jedoch zu hoffen, daß Herr Baum,
welcher eine Expedition des Kolonialwirthschaftlichen
Komitees mitmacht, der hochinteressanten Flora jenes Ge-
biets in genügender Weise seine Aufmerksamkeit schenkt.
Daß am Königlichen botanischen Museum über
der Erforschung der Flora Afrikas die anderen
Erdtheile nicht vernachlässigt werden, kann leicht gezeigt
werden. So werden durch Prof. Dr. Warburg,
theilweise in Gemeinschaft mit den Beamten des
Museums, in feinem umfassend angelegten Publika-
tionswerk „Monsunia“ neben seiner eigenen, auf
einer vierjährigen Reise im indisch-malayischen
Gebiete zusammengebrachten Ausbeute auch die reichen
Materialien bearbeitet, welche die Gebrüder Sarasin
auf Celebes, Fedor Jagor auf Malacca, Zimmer-
mann in dem bisher botanisch fast ganz unbekannten
Siam, Fleischer auf Java sammelten, ferner auch die
kleineren von Java, Japan, China und den Südsee-Inseln
in den Besitz des Museums gelangten Kollektionen.