Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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3. Notizblatt des Königlichen botanischen Gartens 
und Museums zu Berlin. 
Ganz besonders reich sind die eingelaufenen 
Sammlungen aus Afrika, speziell aus Ostafrika, 
welche von den sämmtlichen Beamten des Museums, 
in erster Linie von Geheimrath Prof. Dr. Engler und 
Dr. Gilg, bearbeitet werden. So sandte W. Goetze, 
welcher mit Unterstützung der Wentzel-Heckmann- 
stifung eine botanische Forschungsreise nach den Ge- 
birgsländern am Nyassa ausführte, etwa 1500 Samm- 
lungsnummern ein, welche sehr zahlreiche für die 
Wissenschoaft neue Arten enthielten und viel für die 
Pflanzengeographie wichtiges Material erbrachten. 
Von Deutsch-Ostafrika gingen ferner Samm- 
lungen ein von den Herren: Prof. Dr. Hans Meyer 
(Kilimandjaro), Oekonomiedirektor Eick, Gouverne- 
mentsgärtner Albers (Kwai, Usambara), Diakon 
Liebusch (Lutindi, Usambara), Frau Dr. Kummer 
(Derema); ganz besonders werthvolle vom Pflanzungs- 
leiter Scheffler (Msituni, Usambara). 
Die prächtigen, mit großem Verständniß gemachten 
Kollektionen des letztgenannten Herren zeigten, daß 
der Urwald von Derema in seiner Flora mehr, als 
es nach den bisher gemachten Sammlungen den 
Anschein hatte, dem westafrikanischen nahekommt und 
eine Menge Typen enthält (z. B. Kickria), welche 
Niemand in Ostafrika erwartet hätte. 
Durch Herrn Kurt Hoffmann wurde von der 
Hoffmannplantage in Deutsch-Ostafrika eine größere 
Anzahl interessanter Pflanzen in Wardschen Kästen 
übersandt, welche z. Th. gerade jetzt im hiesigen 
botanischen Garten sehr schön blühen. 
Reich bedacht wurde das Königliche botanische 
Museum durch Sammlungen, welche soeben aus 
Somaliland, Harar und dem Gallahochland ein- 
gingen, gesammelt von Herrn Dr. Ellenbeck auf 
der Expedition des Herrn Baron v. Erlanger. 
Zusammen mit den Pflanzen des leider zu früh 
verstorbenen Forschungsreisenden Hildebrandt und 
den erst kürzlich zusammengebrachten, umfangreichen 
Kollektionen von Ruspoli und Robecchi-Bricchetti 
aus denselben Gebieten, welche letztere dem bota- 
nischen Museum zu Rom gehören und nach Berlin 
zur wissenschaftlichen Bearbeitung übersandt wurden, 
ergeben sie ein gutes Bild von der Florenzusammen- 
setzung jenes in pflanzengeographischer Hinsicht so hoch 
interessanten Theiles von Afrika. 
Aus Mozambique ging dem botanischen Museum 
die große von Herrn Schlechter dort zusammen- 
gebrachte Sammlung zu. Auch vorher schon war 
die Flora dieses Landes dadurch gut vertreten, daß 
dem Berliner Institut die werthvollen Materialien 
aus diesem Gebiet zur wissenschaftlichen Bearbeitung 
übersandt worden waren, welche das botanische 
Mufeum zu Coimbra (Portugal) enthält. 
Durch denselben Sammler wurde die Flora des 
Kaplandes sehr genau erforscht, so daß dieselbe nun als 
recht gut bekannt bezeichnet werden kann. Mcohr als 
10 000 Nummern umfassen die von Schlechter zu- 
sammengebrachten Sammlungen. 
  
Auch die Flora Kameruns darf trotz ihres großen 
Reichthums in den Hauptzügen als festgelegt gelten 
dank der reichen Materialien, die dem Berliner 
botanischen Museum von Seiten der Herren Dr. Preuß, 
Deistel, Conrau und Zenker zugesandt wurden. 
Wichtige Ergänzungen hierzu lieferte das große 
Herbarium von M. Dinklage, welches vom botani- 
schen Museum zu Hamburg hierher zur wissenschaft- 
lichen Bearbeitung überwiesen wurde. 
Weniger gut bekannt ist die Flora von Togo. 
wo wir trotz der theilweise vorzüglichen Sammlungen 
der Herren Graf Zech, Dr. Kersting, Schröder und 
besonders von Warnecke von dem Pflanzenbestand 
mancher Gebiete überhaupt noch garnichts kennen. 
Gut vertreten ist dagegen die Flora von Sierra- 
Leone und der Goldküste durch die außerordentlich 
umfangreiche über 100 Jahre alte und doch noch 
ganz vorzüglich erhaltene Sammlung von Afzelius, 
welche im botanischen Museum in Upsala (Schweden 
aufbewahrt und kürzlich nach Berlin zur Bearbeitung 
übersandt wurde. 
In ähnlicher Weise gelangten auch zahlreiche 
Materialien aus dem Kongostaate nach Berlin, 
welche, meist von belgischen Offizieren gesammelt, sich im 
Besitze des botanischen Museums zu Brüssel be- 
finden. Ueber die Flora des Kongobeckens sind 
weitere wichtige Aufschlüsse aus den Sammlungen 
von Schlechter zu erwarten, welche dieser auf 
einer im Auftrage des Kolonialwirthschaftlichen 
Komitees unternommenen Reise zusammenbrachte. 
Prächtige Sammlungen von höchstem wissenschaft- 
lichen Werthe gingen dem Berliner botanischen Mu- 
seum ferner von Herrn Dekindt aus Huilla, dem 
Gebirgslande Angolas zu, einem portugiesischen 
Missionar, der für die Naturgeschichte seiner neuen 
Heimath das größte Interesse besitzt und gewiß für 
die Wissenschaft noch viel leisten wird. 
Auffallend schwach sind in neuerer Zeit die bota- 
nischen Eingänge aus Deutsch-Südwestafrika, 
obgleich gerade die dortigen Pflanzen bei dem da- 
selbst herrschenden Klima sehr leicht getrocknet werden 
können. Es ist jedoch zu hoffen, daß Herr Baum, 
welcher eine Expedition des Kolonialwirthschaftlichen 
Komitees mitmacht, der hochinteressanten Flora jenes Ge- 
biets in genügender Weise seine Aufmerksamkeit schenkt. 
Daß am Königlichen botanischen Museum über 
der Erforschung der Flora Afrikas die anderen 
Erdtheile nicht vernachlässigt werden, kann leicht gezeigt 
werden. So werden durch Prof. Dr. Warburg, 
theilweise in Gemeinschaft mit den Beamten des 
Museums, in feinem umfassend angelegten Publika- 
tionswerk „Monsunia“ neben seiner eigenen, auf 
einer vierjährigen Reise im indisch-malayischen 
Gebiete zusammengebrachten Ausbeute auch die reichen 
Materialien bearbeitet, welche die Gebrüder Sarasin 
auf Celebes, Fedor Jagor auf Malacca, Zimmer- 
mann in dem bisher botanisch fast ganz unbekannten 
Siam, Fleischer auf Java sammelten, ferner auch die 
kleineren von Java, Japan, China und den Südsee-Inseln 
in den Besitz des Museums gelangten Kollektionen.
	        
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