Stellen hervortretenden heißen Quellen mit 950 C.
Wärme und ein Geiser mit breitem, schönem Becken,
der starke Wassermassen aussprudelt, welche kas-
kadenartig über Kalksinter nach dem Meere abfließen.
Bei unserem Besuche stieg der Geiser nicht hoch.
Er kann aber nach den Beobachtungen Hansens
eine Höhe von 20 bis 30 m erreichen. Das von
den Quellen ausgeworsene Wasser scheint Seewasser
ohne Nebenbestandtheile zu sein. Schwefel war in
der Nähe der Quellen nirgends auskrystallisirt.
Zwei der kleineren am Strande aus dem Seesande
hervorbrodelnde Quellen werden von den Ein-
geborenen zum Kochen benutzt, indem sie Blätter
und Gesträuch über denselben ausbreiten und auf
diese die zum Kochen bestimmten Lebensmittel legen.
Nachmittags ward die Rückreise nach Herberts-
höhe angetreten, wobei die „Möve“ unter Benutzung
der von ihr gesetzten Seezeichen nochmals in den
inneren Peterhafen zur Absetzung des Händlers
Hansen einlief. Unterwegs wurde noch der, an
der Talilibucht liegenden Katholischen Missionsstation
Vlavolo, welche in umsichtiger, ausgezeichneter
Weise von Pater Bley geleitet wird, ein Besuch ab-
gestattet. Hier in dieser Gegend ist, trotzdem
Herr Geheimrath Koch durch die Untersuchung der
Missionskinder die allgemein endemische Malaria,
an der, wie Pater Bley glaubt, fast ein Drittel
der Kinder zu Grunde gehen, unzwelifelhaft feststellte,
eine erhebliche Bevölkerungszunahme bemerklich.
RAus dem Perriche der Missionen und
der Kntfisklaverei-Bewegung.
Das Missionsblatt „Gott will es“ bringt folgende
Mittheilungen aus der Trappisten-Mission in West-
usambara (Deutsch-Ostafrika):
Allmählich, langsam und stetig gestalten sich die
Verhältnisse günstig und besser; Station und Mission
Neu-Köln sehen einer immerhin schönen und guten
Zukunft entgegen. Aber Geduld, Geduld, damit der
gemüthliche Mssambala auch nachkommen kann. Diese
Wassambala! langsam von Fassungsgabe und bedächtig
im Handeln in Allem, was nicht Geld und Profit-
machen betrifft. So lange der Eingeborene — der
Schwarze — seinen angeborenen Hang zur FaulheitW
und zum Müßiggang nicht mit Fleiß und Arbeitslust
vertauscht, so lange er die Arbeit nicht liebt, wird
er auch die Religion nicht lieben; seine Bekehrung
wird, wenn sie geschieht, keine wahre sein, und die
letzten Dinge werden ärger sein als die ersten. Im
Laufe des vergangenen Jahres machte ein erfreulicher
Umschwung sich hier geltend. Die Leute, alt und
djung, anfangs furchtsam und scheu, mißtrauisch und
zurückhaltend, taub und gefühllos gegen alles Reli-
giöse und Höherc, zeigen immer mehr Interesse am
Unterricht. An Sonntagen erscheinen durchschnittlich
100 bis 140 Erwachsene, in den letzten Tagen waren
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es 190 bis 210. Ob alle von reiner Absicht geleitet
werden, möchte ich wohl bezweifeln. Kinder kommen
täglich im Durchschnitt 40 bis 70, Knaben und
Mädchen zu gleichen Theilen.
Was den Ackerbau anbelangt, so stehen wir hier
noch so ziemlich in den Kinderschuhen. Im letzten
Jahre haben wir dem Kaffeebau besondere Aufmerk-
samkeit gewidmet; es ist ein guter Anfang gemacht:
5000 Bäunchen stehen bereits auf der Plantage
und zeigen üppiges Wachsthum und prächtigen Wuchs;
weitere 10 000 sind auf Saatbeeten zum Verpflanzen
bereit, die doppelte Anzahl ist augenblicklich in Samen
zur Aussaat bereit. Man liest und hört in letzter
Zeit so verschiedenartige Ansichten und Urtheile über
Deutsch-Ostafrika und seine Entwickelung; viele zeugen
von Unkenntniß der wahren Sachlage, manche tragen
den Stempel von Parteigeist, manche sehen doch gar
zu schwarz. Mit Wein wurde in einigen Tausenden
der Versuch gemacht; ob er gedeiht, muß die Zukunft
lehren. Obstbäume sind auch gepflanzt und gedeihen
gut; Orangen gedeihen ausgezeichnet sowie alle Süd-
früchte aus Natal. Von Getreide trug der Winter-
roggen dieses Jahr den Preis davon; schade, daß
wir nur sehr wenig hatten. Gerste und Hafer lie-
ferten einen sehr guten Ertrag, ebenso Erbsen und
Bohnen. Der Weizen wurde vom Rost vernichtet,
wir bekaomen kaum die Aussaat; voriges Jahr war
der Weizen sehr schön. Kartoffeln liefern reichen
Ertrag, sie sind mittelgroß und wohlschmeckend. Kohl
(besonders auch Blumenkohl), Salat sowie alle Garten-,
Küchen- und Gemüsekräuter gedeihen auch dieses Jahr
vorzüglich. Im Laufe des Jahres wurden ungefähr
3 km Fahrstraße fertiggestellt. worauf unser einsacher
Wagenverkehr seine bescheidenen Anfangsstudien macht.
Die Ochsen gehen jetzt ganz gemüthlich im Wagen
und am Pflug, eine schlagende Widerlegung der Be-
hauptung, die hiesigen Ochsen seien absolut unbrauchbar
dazu. Das Zugvpieh ist freilich nicht so kräftig und
ausdauernd wie im Süden oder gar in Europa, aber
doch immerhin gut zu gebrauchen. Die Kreuzungen
mit europäischem Vieh haben auf der Kulturstation
Kwai bercits schöne Erfolge erzielt. Zur richtigen
Erschließung und Nutzbarmachung der Kolonie jedoch
muß der Bahnbau stetig vorangehen; ohne erleichterte,
billigere und schnellere Transportmittel ist an kein
Aufblühen zu denken.
Im Oktober vorigen Jahres wurde auch unserc
neue Filialstation St. Peter-Tulu, 7/1 Stunden westlich
von Wilhelmsthal, angrenzend an den Masindeabstieg
— drei Stunden von hier — gegründet. Dieselbe
berechtigt zu den besten Erwartungen. Die Station
selbst ist auf einem vorspringenden Hügel wunderschön
gelegen; das Land ist fruchtbar, tiefgründig und
ziemlich eben, Wasser ist in Fülle vorhanden, die
Vegetation üppig, der Gesundheitszustand gut. Die
Mission weist einen schönen Anfang auf, die Leute
besuchen eifrig den Unterricht, die Kinder erscheinen
in stattlicher Zahl und ziemlich regelmäßig in der
Schule. 1½ Stunden südöstlich von hier liegt eine
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