Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Die Eingeborenen müssen im Allgemeinen als 
Nur in den nördlichen 
„Neger“ bezeichnet werden. 
Theilen der Gegend um den Rudolf-See und den 
Hochländern von Uganda, Ankole und Toru kann 
die Bevölkerung als Neger-Abart angesprochen 
werden, als Folge einer neuerlichen Vermischung 
mit dem Gallastamm und den Ueberbleibseln der 
vorhistorischen Einwanderung dieser Rasse. 
Die Hälfte der Bevölkerung ist vermuthlich im 
Königreich Uganda und den benachbarten Provinzen 
der Distrikte von Ankole, Tory, Unyoro, Busoga 
und Kavirondo vereinigt. Mit Ausnahme eines 
kleinen Theiles von Süd= und Ost-Kavirondo gehört 
die Bevölkerung des alten Kaiserreichs Uganda 
völlig einem sehr alten und rein erhaltenen Typus 
des Bantu-Sprachstamms an. 
Mit Bezug auf die körperliche Erscheinung 
können fünf Hauptklassen von Negern oder Abarten 
von Negern unterschieden werden, wobei indessen 
auch noch Zwischenformen vorkommen, die durch die 
fortwährende Vermischung der Hauptarten unterein- 
ander entstehen: 
1. Der kohlschwarze, grobgestaltete Neger von 
Ost-Afrika. 
2. Der vortheilhafter aussehende, mehr braun- 
häutige, feiner gestaltete Neger Central-Afrikas (ver- 
treten durch Typen wie die Nyam-nyam, Fan und 
Mangbutte). 
Dieser Neger-Typus taucht sast überall im 
Bantu-Afrika auf zwischen der Bevölkerung des 
West-Tanganyiko, den Yaos, Zulus und manchen 
der Nord= und Süd-Kongo-Rassen. 
3. Der Nil-Neger-Typus, hochgewachsen, mit 
dünnen Schenleln und sehr schwarzer Haut. Er ist 
nicht häßlich, wenn dies auch häufig nicht in die 
Erscheinung tritt, da die Gewohnheit herrscht, das 
Gesicht zu verstümmeln. 
4. Die Neger-Abart, welche durch Vermischung 
mit den Gallas entstanden ist; letztere haben den 
Bahima-Viehhirten bleichere Haut und große per- 
sönliche Schönheit mitgetheilt. 
5. Die Zwerg-(Pygmy-) Rassen, welche vermuth- 
lich mit den Buschmännern in Südafrika verwandt 
sind. Sie finden sich in mehr oder weniger reinem 
Typus innerhalb der Landstrecken, welche im Westen 
des Schutzgebiets an der Grenze mit dem Kongo- 
Freistaat belegen sind. Unter den Pygmy können 
noch zwei Arten unterschieden werden: Die einen 
sind mehr gelb von Hautfarbe und sehr affenähnlich; 
Haar und Haut der anderen sind von schwarzer Farbe. 
Auf die Pygmy ist der Ursprung der Be- 
völkerung von Uganda zurückzuführen. 
Die ganze vom Nil-Neger abstammende Be- 
völkerung, welche die östlichen und westlichen Theile 
des Schutzgebiets bewohnt, geht völlig nackt, mit 
Ausnahme von einigen Stämmen, z. B. den Masai, 
bei denen die Frauen bekleidet sind. Andererseits 
sind fast alle Völker, welche der Bantusprache sich 
bedienen, bekleidet. 
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Demnach bilden Kleider und Tuche keinen 
Handelsgegenstand in der Nilgegend, am Rudolf- 
See oder bei den schwarzen Wilden von Kavirondo, 
während bei der mehr zivilisirten, bantu-sprechenden 
Bevölkerung im alten Kaiserreich Uganda lebhafte 
Nachfrage nach englischen Kattunen ist. 
Unter der nackten Bevölkerung der Nil-Neger 
in der östlichen Hälste des Schutzgebiets scheint eine 
Missionsthätigkeit zur Zeit völlig aussichtslos. 
Diese Völker haben durchaus keinen Sinn für 
Religion oder irgend eine Frage nicht materieller 
Natur. Andererseits neigen die bantussprechenden 
Eingeborenen sehr wohl zu religiösen Anschauungen, 
und die gewaltige Ausbreitung des Christenthums 
über das Königreich von Uganda und den Distrikt 
von Toru kann als einer der größten Triumphe der 
christlichen Mission angesehen werden. 
Wenn sich auch die Boganda oder Batorn sent 
ihrer Bekehrung zum Christenthum nicht völlig um- 
gewandelt haben, so hat doch ihre Intelligenz zu- 
genommen, ihr Gesichtskreis hat sich erweitert; auch 
haben sie ihrem schrecklichen alten Aberglauben emt- 
sagt. Die Erfolge der Lehrthätigkeit der Missionare 
zeigt sich daher in der erfreulichsten Weise in dem 
großen Unterschiede, der zwischen der Ugandabevölle- 
rung von 1900 und den blutbefleckten, qualvollen 
und unmenschlichen Zeiten von Mutesa und seinem 
Sohne Mwanga besteht. 
Bei den Nil-Negern dienen als Handelsgegen- 
stände: Eisen, Messing und Kupferdraht, Perlen, 
rothe Fezze, fertige arabische Kleidungsstücke. Die 
bantu-sprechende Bevölkerung ist begierig nach 
Kleidung und fast jedem Artikel der Manufaktur- 
brauche bis zum Phonographen und Kutschwagen. 
Die einzigen Tauschartikel der Eingeborenen sind 
zur Zeit: Elfenbein, Esel, Rindvieh, Schafe und 
Ziegen, leicht dem Verderben ausgesetzte Nahrungs- 
mittel und manchmal Rupien. 
Wenn das Land durch Eisenbahnen erschlossen 
sein wird, wenn Dampfschiffahrt auf den Seen ein- 
gerichtet sein wird, und wenn Handelsniederlassungen 
gegründet sein werden, dann werden dem Boden 
auch reichere und werthvollere Schätze durch die 
Eingeborenen abgerungen werden können. 
Die Eingeborenen-Steuer. 
Mit Genehmigung des Staatssekretärs für Aus- 
wärtige Angelegenheiten und nach Abschluß einer 
Neihe von Verhandlungen mit den eingeborenen 
Häuptlingen ist mit dem 1. April 1900 eine Steuer 
eingeführt worden. Sie ist festgesetzt auf 3 Rupien 
(4 shillings) jährlich für das Haus oder die be- 
wohnbare Hütte und ebenfalls auf 3 Rupien für 
die Erlaubniß zur Führung eines Gewehrs und 
insbesondere zum Abschießen von Elephanten. 
In einigen Distrikten sind die Eingeborenen 
durch Uebereinkommen verpflichtet, die Hauptstroßen 
ihres Landes auf ihre eigenen Kosten zu unter- 
halten.
	        
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