Object: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Landgraf Hermann II. Heinrich Raspe. 211. 
Nassauischen, wo ein ganzes Dorf unterging, in Marburg selbst. 
hat er sich seines Namens Gedächtniß genugsam gestiftet. Ein 
irdischer Vortheil trieb ihn nicht; er bereicherte sich nicht mit 
der Habe der Verurtheilten, er wollte nur die Seelen retten. 
Dem Würgen des Volkes hatte man gedulbig zugesehen; doch 
als er einen Grafen von Solms sich schuldig zu bekennen zwang, 
auch an den edlen Grafen Heinrich von Sayn, der eine Enkelin 
Landgraf Ludwigs III. zur Gemahlin hatte, sich wagte, wurde 
er endlich (30. Juli 1233) in der Gegend von Kappel, unweit 
Marburg, von einigen Edeln, vermuthlich Heinrichs Mannen, 
todtgeschlagen und neben der heiligen Elisabeth, seinem Beicht- 
kinde, begraben. Vor der scheußlichen Inquisition aber war 
Deutschlaud fortan gesichert. 
„Weil Heinrich, Ludwigs Bruder, der älteste unter den 
damaligen Landgrafen war, folgte er in dem Fürstenthum“, 
sagen fast einstimmig die thüringer Chronisten. Wirklich wird 
auch, wie schon erwähnt, in Heinrichs nächsten Urkunden, 
des 4jährigen Kindes, Hermanns II., gar nicht gedacht, ob er 
gleich vom Kaiser, wie sein Vater, die Anwartschaft auf Mcißen 
1227 erhalten hatte. In die ersten Jahre von Heinrich Naspes 
Regierung fallen die Zerstörung des nächst Reinhardsbrunn 
gelegenen und diesem Kloster großen Schaden zufügenden Raub- 
schlosses Eytersburg (nicht Ettersberg bei Weimar) 1) 1228, 
dann Viselbachs, des den gleichischen Grafen zugehörigen Schlosses, 
das diese einer Näuberbande eingeräumt hatten, von welcher 
23 damals enthauptet wurden. Die Grafen ächtete der Kaiser; 
ihre Vogtei über Erfurt verkaufte Landgraf Helurich dem 
mainzer Erzbischof für jährliche 40 Mark. Selbst der Himmel 
zürnte ihnen. Im Jahre 1231 zündete ein Blitzstrahl die 
drei Schlösser Wachsenburg, Gleichen und Mühlberg auf einmal 
an! oder galt es vielleicht der bekannten Doppelehe des Grafen 
Ernst? die sich so lange im Munde der Menschen trug, bis 
man ausgemittelt hat, daß der Lechenstein mit den zwei 
1) Schultes (Dir, dipl. II, 341) meint den 8 Meilen von Rein- 
hardsbrunn gelegenen Ettersberg bei Weimar; aber das in pracjudiclum 
adjacentis coenobli Reinhardsbrun constructum der Quellen wlder- 
legt dies. Ort und Name sind verschwunden. 
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1233
	        
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