Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

hier in Deutschland sich gründlich zu erholen. Da- 
nach ist erst Br. Stahlhut und nun auch Br. Ickler 
gestorben, so daß der erst vor zwei Jahren hinaus- 
gesandte Br. Tönjes allein übrig geblieben ist. 
Das ist aber um so bedauerlicher, weil die Arbeit 
in fröhlichem Wachsthum begriffen war. Auf der 
Station Omupanda hatte noch vor Wulfhorsts 
Weggang die erste Kirche eingeweiht werden können, 
bei deren Bau die jungen Christen treulich mit- 
geholsen hatten. Dort und in Ondjiva waren die 
Gemeinden auch in diesem Jahre wieder gewachsen, 
und Br. Ickler hatte gerade mit der Anlage der 
dritten Station weiter im Süden begonnen. Jetzt 
haben wir also für diese ganze Arbeit und für die 
drei Stationen nur einen einzigen Missionar zur 
Stelle; außer ihm nur noch die junge Wittwe, 
Schwester Stahlhut, die gewünscht hat, im Lande 
bleiben und mithelfen zu dürfen. Da haben wir 
geglaubt, so schnell als irgend möglich Hülfe senden 
zu müssen, und haben den Br. Hanefeld von der 
Walfischbai telegraphisch nach Ovamboland beordert. 
Natürlich werden wir unsere Ovambomission noch 
weiter verstärken müssen, um so mehr, da sich immer 
mehr herausstellt, wie bedeutend gerade der Stamm 
der Ovakuanjama ist. 
In derselben Zeitschrift lesen wir: Geschw. Berg- 
mann und Hoffmann berichteten aus Neu- 
Guinea von einem sehr herzlichen Empfang, den sie 
bei den Eingeborenen gehabt haben. Das Hände- 
reichen wollte kein Ende nehmen, und die glucksen- 
den Töne und das Klopfen auf den Leib, wodurch 
sie das Wallen ihres Innersten anzeigen wollten, 
fing immer wieder von Neuem an. 
  
Aus der Gegend von Mangamba (Kamerun) hat 
der neuerdings verstorbene Missionar Kobel (vergl. 
Kol. Bl. S. 715) kurz vor seinem Tode noch Fol- 
gendes über das Losangounwesen (vergl. Kol. Bl. 
1899, S. 852) berichtet: 
In Bakan ba Susa haben unsere Christen vom 
Abogebiet eine Außenstation gegründet und bezahlen 
den Lehrer. Christen sind ebenfalls noch keine, da 
auch hier mit der Arbeit erst begonnen wurde, aber 
es ist eine ziemlich große Schule. Die Leute des 
Dorfes aber, namentlich der Häuptling mit den 
Aeltesten, sind eine böse Bande, die dem Lehrer zu 
leide thun, was sie nur können. Schon früher hatten 
sie ihm seine Hühner und Ziegen gestohlen, und in 
der meinem Besuch vorangehenden Nacht hatten sie 
ihm einen schönen Ochsen getödtet, indem sie ihm 
ein großes Stück Fleisch aus der Schulter und der 
Brust herausschnitten und dann sagten, der Leopard 
habe es gethan. Es giebt aber in der dortigen 
Gegend keine Leoparden, zudem hat man wohl ge- 
sehen, daß es herausgeschnitlen und nicht von einem 
Thier herausgerissen worden ist. Früher bildeten in 
allen Dörfern die Häuptlinge und Stadtältesten einen 
geheimen Bund, den sogenannten Losangobund 
oder, wie sie auf der Goldküste sagen, den Fetischbund. 
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Im Finstern und unter dem Schutze der Nacht trieben 
sie ihr finsteres Wesen, stahlen den Leuten ihre 
Hühner, Ziegen, Ochsen und was sie sonst hatten, 
weg und überfielen die Leute selbst und mordeten 
und sagten dann, der Isango (Fetisch) habe es ge- 
than. So weit die Regierung hinkommen kann, sind 
diese Bündnisse sehr strenge verboten, aber sie be- 
stehen doch noch, nur sagen sie nicht mehr, der Isango 
habe es gethan, sondern der Leopard. 
Am anderen Morgen bin ich dann zum Häupt- 
ling gegangen, begleitet von einigen Lehrern und 
anderen, die es mit uns hielten, um mit ihm die 
Sache zu besprechen, und forderte für den Lehrer 
Schadenersatz. Der Häuptling rief die Aeltesten zu- 
sammen und berieth sich mit ihnen. Unterdessen 
lagerten wir uns im Schatten eines Baumes vor der 
Hütte des Häuptlings. Nachdem sich der Häuptling 
mit den Aeltesten besprochen hatte, kam der ganze 
Rath in corpore, etwa 40 an der Zahl, angerückt 
und nahm uns gegenüber Platz, so daß die ganze 
Versammlung mit einer Anzahl Neugieriger einen 
ziemlich großen Kreis bildete. Dann trat der Häupt- 
ling, eine lange, hagere Gestalt mit finsterem Blick, 
in den Kreis und wollte reden. Ich fragte ihn aber 
kurz und gut, ob sie den Ochsen zahlen wollen oder 
nicht, worauf der König antwortete, sie bezahlen den 
Ochsen nicht; wenn wir es bei der Regierung an— 
zeigen wollen, so sollen wir es nur thun, sie fürchten 
den Gobina (Gouverneur) nicht, der solle nur kommen. 
Damit, sogte ich, ist meine Sache hier fertig, und 
ich machte mich auf den Weg und ging davon. Bald 
aber kam der Häuptling und der ganze Rath hinter 
mir her gelaufen und baten mich, ich solle doch nicht 
so weggehen, sie wollten die Sache noch einmal be- 
sprechen. Da ich mich aber entschieden ans Weg- 
gehen machte, und auf den Rath eines Verständigen 
unter ihnen wurden sie anderer Ansicht und haben 
schriftlich versprochen, dem Lehrer einen gleich großen 
Ochsen zu geben. 
Aus fremden Kolonien. 
Sanitäre Einrichtungen in Lansibar. 
Es bestehen außer einem Hospital für farbige 
Soldaten, zwei Hospitäler. Eins gehört der eng- 
lischen Mission; es ist hauptsächlich für Missions- 
mitglieder bestimmt, es werden jedoch gelegentlich 
auch andere Europäer dort ausgenommen. Es liegt 
mitten in der Stadt an einem flachen Meeresarm, 
der bei Ebbe trocken läuft, also nicht in sehr ge- 
sunder Lage. 
Das Haupthospital für Sansibar ist das 
St. Josephs-Hospital, welches in den Händen der 
Katholischen Mission ist. Es liegt frei am west- 
lichen Meeresstrand, ist geräumig mit großer rings 
herumlaufenden Veranda gebaut und hat im oberen 
Stockwerk acht Zimmer erster Klasse mit je einem
	        
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