Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

4. nach Neu-Guinea und Marshall-Inseln: 
Werth: Mk. 
a) Kopra 190 000 
b) Tabakblätter 88 000 
#. Perlmuschelschalen 30 000 
Ueber die Ergebnisse einer am 79. August d. J. unter- 
nommenen Studienreise nach Rom') 
berichtet Stabsarzt Dr. Zupitza aus Rom unter 
dem 1. Oktober 1900 Folgendes: 
Nachdem ich in der ersten Zeit meines hiesigen 
Aufenthaltes im hygienischen Institut des Herrn 
Professor Celli und letzthin im zoologischen In- 
stitut des Herrn Professor Grassi gearbeitet hatte, 
kann der Zweck der Reise, meine weitere Auebildung 
in den Untersuchungsmethoden über Malaria, im 
Wesentlichen als erreicht angesehen werden. Trotz- 
dem mir in beiden vorgenannten Instituten die zu- 
vorkommendste Unterstützung zu Theil wurde, konnte 
ich nur langsam zum Ziele gelangen, weil meine 
Arbeiten von dem Vorhandensein nur schwer und 
unregelmäßig zu beschaffenden Materials abhingen. 
Andererseits verbrauchte ich an Zeit mehr als eine 
Woche mit der — im Programm nicht vorgesehenen 
— Besichtigung einiger hochwichtiger Versuche auf 
dem Gebiete des Malariaschutzes. Hierüber ist zu 
berichten: . 
Während bekanntlich R. Koch bei seiner Methode 
des Malariaschutzes vor der Ansteckung mit Malaria 
(durch den Moslitostich) nicht schützt, also die 
Malariakeime in (den Körper und) die Blutbahn 
eindringen läßt, sie jedoch durch Verabreichung von 
Chinin in bestimmten Zwischenräumen an der Ent- 
wickelung hemmt, wird bei diesen Versuchen durch 
einfachen mechanischen Schutz des Menschen gegen 
den Moskitostich die Ansteckung (selbst) vermieden. 
Die Versuche fußen auf der durch die Aufdeckung 
des Entwickelungskreislaufs der Malariaparasiten 
und durch ganz einwandsfreie Experimente bewiesenen 
Thatsoche, daß die Malariaansteckung nur durch den 
Stich gewisser Moskitoarten erfolgt. Der Erfolg dieser 
Versuche muß auch die letzten Zweifler überzeugen: 
Zwei Aerzte der London School ol Tropical 
Medicine, die bis dahin weder jemals an Malaria 
erkrankt gewesen waren, noch überhaupt je in einer 
Malariagegend sich aufgehalten hatten, bei denen 
also eine Malariaimmunität nicht gut anzunehmen 
ist, ließen sich im März d. J. bei Ostia, in einer 
der schlimmsten Malariagegenden Italiens, an einem 
denkbar ungünstiosten Platze, der ringsum von 
Sümpfen, Gräben und Busch umgeben ist, kaum 
50 m abseits einiger malariadurchseuchter Häuser, 
ein Häuschen errichten, dessen Fenster mit Draht- 
goze überzogen waren. Beim Eintritt in das Haus 
hat man mehrere aus einfacher, mit Drahtgaze über- 
*) Ein ausführlicher Aufsatz über dasselbe Thema aus 
der Feder des Regierungsarztes Dr. F. Plehn wird im 
Archiv für Schiffs= und Tropenhygiene erscheinen. 
  
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spannten Rahmen bestehende Thüren zu passiren. 
Auf diese Weise gelang es, die Moskitos abzu- 
halten, während Wind, Staub und kleinere In- 
sekten als die Moskitos freien Durchlaß hatten. In 
diesem Hause wohnen die beiden Engländer nebst 
zwei Hülfsarbeitern seit März, schlafen ständig bei 
„offenem“ Fenster, gehen regelmäßig ihrer wissen- 
schaftlichen Beschäftigung nach, leben von dem was 
das Land bietet, baden im Freien, graben rings um 
das Haus den Erdboden um, besuchen häufig die 
Kranken in der Nachbarschaft, kurz: sie setzen sich 
allen Fährlichkeiten der Wohnungen, des Bodens 
und der Luft einer malariadurchseuchten Gegend aus. 
Eine Zeit lang wurde auch das Wasser der benach- 
barten Tümpel ungekocht getrunken; hierdurch zog 
sich einer der Herren einen dysenterischen Darm- 
katarrh zu, jedoch keine Malaria. Der einzige 
Schutz gegen Malaria bestand im Schutze gegen das 
Eindringen der Moskitos ins Haus, und bei Abend 
und Nacht außer Hause, Schutz gegen die Moslito- 
stiche durch Tragen von Schleier (oder Haube) und 
Handschuhen. Bis auf den heutigen Tag blieben 
die Herren sowie auch ihre Gehülfen, von Malaria 
völlig verschont 'wie sich aus ihrem Befinden, regel- 
mäßigen (täglichen) Temperaturmessungen und wieder- 
holten Blutuntersuchungen ergiebtl, während die 
Nachbarn ohne Ausnahme schwer unter Malaria zu 
leiden haben. 
Vervollständigt wurde der Versuch dadurch, daß 
man einem Kranken, welcher ein bestimmtes Ent- 
wickelungsstadium der Malariaparasiten in seinem 
Blute aufwies, Moskitos einer gewissen Art (Ano- 
pheles) sich mit Blut vollsaugen ließ und sie als- 
dann nach London schickte. Dort ließ sich ein Arzt, 
der noch niemals in einer Malariagegend gewesen 
war, von den Moskitos stechen. Vorschriftsmäßig, 
zur vorgeschriebenen Zeit, erkrankte er an Malaria. 
Sein Blut wies dieselbe Parasitenart auf, mit 
welcher sich die Moskitos vollgesogen hatten. 
Gleiche Versuche mit Moskitoschutz, wie die eng- 
lischen Aerzte in Ostia, haben an anderen Orten 
Italiens mit schwerster Malaria Professor Celli 
und Srofessor Grassi, jeder für sich, im Großen 
angestellt, also gleich ins Praktische überführt. 
Celli schützte einen Theil einer von Malaria ständig 
heimgesuchten Arbeiterkolonie in der Campagna 
Romana (Cervelleta, nahe der Bahnstrecke Rom— 
Tivoli] sowie etliche Bahnwärterhäuschen in den 
Pontmischen Sümpfen, entlang der Strecke Rom— 
Terracina. Dasselbe that Grassi in der berüchtigten 
Tiefebene (Steppe) von Capaccia— Albanella— Pesto 
entlang der Strecke Battipaglia—Pesto. Dort 
wurde u. A. sogar ein ganzes (allerdings) kleines 
Stationsgebäude, einschließlich aller Diensträume 
(Wartesaal 2.) erfolgreich geschützt. 
Beide Experimentatoren erzielten glänzende Er- 
folge! Abgesehen von etlichen erwarteten Rückfällen, 
die als solche bestimmt festgestellt werden konnten, 
hat z. B. Grassi bis jetzt von 104 Personen, die 
der Beobachtung unterstellt waren — die Beob-
	        
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