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Kamerun.
Die Grenzfragen im Norden und Süden des
Schutzgebiets sind in der Regelung begriffen. Während
wegen der nördlichen Grenze die diplomatischen Ver-
handlungen mit England noch schweben, ist in Bezug
auf den Süden mit Frankreich ein Abkommen dahin
getroffen, daß zunächst die uns wirthschaftlich inter-
essirenden Gebiete um Sanga und Ngoko vermessen
werden sollen.
Auf politischem Gebiet ist das wichtigste Ereigniß
der Tod des Sultans Rabbah. Auch sonst haben
sich die politischen Verhältnisse nach Unterdrückung
der Aufstände der Bulis, Baujangs und Ekois ge-
bessert.
Das Schutzgebiet hat leider den Verlust mehrerer
tapferer und verdienstvoller Männer zu be-
klagen. Leutnant v. Queis ist im Rio-del-Rey-
Gebiet gefallen, der Forschungsreisende Conrau ist
im Bangwe-Lande ermordet worden, und der Ober-
leutnant Dr. Plehn fiel im südlichen Kamerun.
Von Interesse ist die Expedition, welche durch
das kolonialwirthschaftliche Komitee behufs Unter-
suchung der in Kamerun vorkommenden Kautschuk-
pflanzen ausgeführt worden ist. Die Berichte des
Expeditionsleiters lassen für die Ausnützung der
Kautschukbestände eine günstige Zukunft erhoffen.
Einer Anregung desselben Komitees zufolge soll
ferner die Errichtung eines chemischen Laboratoriums
in Verbindung mit dem Botanischen Garten zu
Victoria in Angriff genommen werden.
Togo.
Durch das deutsch-englische Abkommen, betreffend
Samoa und Togo, vom 14. November 1899 ist die
Auftheilung der neutralen Zone vorgesehen, so
daß nunmehr das Schutzgebiet auch nach der Gold-
küste hin eine endgültige Abgrenzung erfahren wird.
Die Festlegung der Grenze an Ort und Stelle durch
eine deutsch-englische Kommission ist für das nächste
Jahr in Aussicht genommen. Von dem Orte Yendi
mit Umgebung, welcher nach dem genannten Vertrage
an Togo gefallen ist, hat das Gouvernement bereits
Besitz ergriffen, ohne daß ernstliche Schwierigkeiten
mit den Eingeborenen entstanden wären.
Die Arbeiten der deutsch-französischen
Grenzkommission an der Ostgrenze des Schutz-
gebiets sind an Ort und Stelle abgeschlossen.
Die Vorarbeiten für den Bau einer Landungs-
brücke in Lome sind vollendet, so daß in den Etat
für 1901 eine erste Rate von 100 000 Mk. zum
Bau der Brücke eingestellt werden konnte. Die Bau-
zeit für das Gesammtunternehmen wird voraussicht-
lich zwei Jahre nicht überschreiten.
Eine Zeit lang schien es, daß der Aschanti-
Aufstand in der benachbarten Goldküste nicht ohne
Folgen für das Schutzgebiet bleiben werde, so daß
leitet wurde. Die Gefahr eines Einfalls der Aschantt
ins Togo-Gebiet kann indessen jetzt mit Sicherheit
als beseitigt angesehen werden.
Die Expedition des Geheimen Regierungs-
raths Professor Dr. Wohltmann Ende vorigen
Jahres hat über den wirthschaftlichen Werth des
Schutzgebieis neue Aufschlüsse gebracht, und zur Zeit
ist durch das kolonialwirthschaftliche Komitee die Ent-
sendung einer weiteren Expedition nach Togo ein-
geleitet, die aus farbigen, in Amerika engagirten
Experten für Baumwollkultur zusammengesetzt in
und die Aufgabe hat, durch Anlage von Versuchs-
pflanzungen festzustellen, in welcher Weise bei Ein-
führung des Baumwollbaus vorzugehen sein wird.
Deutsch-Südwestafrika.
Die friedliche Entwickelung des Schutzgebietes
hat keinerlei Störung erfahren. Den wirthschaft-
lichen Aufgaben konnte daher die erforderliche Auf-
merksamkeit geschenkt werden. Im Vordergrunde
derselben steht die Sorge für Verbesserung des im
Schutzgebiete vorhandenen Pferde= und Viehbestandes.
Zur Hebung dieses Zuchtzweiges gelangten im Sev-
tember und Oktober d. Is. vier Vollbluthengste.
fünf Schweizerbullen und eine Anzahl zur Zucht
geeigneter Ziegen zur Ausfuhr in das Schutzgebiet.
Zum Ankauf der Hengste war der Vorstand des bei
Windhoek belegenen Gouvernementsgestüts nach
Deutschland entsendet worden. Demselben lag in
Gemeinschaft mit einem für das Schutzgebiet an-
genommenen Thierarzte die Ueberwachung der Thiere
während des Transports ob. Ein zweiter Thier-
arzt, welcher gleichfalls dauernd im Schutzgebiete
Verwendung finden soll, hatte die Fürsorge für die
Bullen, die wegen Ueberfüllung des Dampfers ge-
trennt von den Hengsten zur Versendung kamen,
übernommen. Durch die Entsendung der beiden
Veterinärärzte war einem langgefühlten Bedürfrisse
der Schutzgebielsverwaltung Rechnung getragen wor-
den. Das bakteriologische Institut in Gammams bei
Windhoek ist schon jetzt zu einer werthvollen Stüße
für die Viehwirthschaft geworden, indem es die zur
Bekämpfung der Rinderpest und Lungenseuche erfor-
derlichen Impfstoffe herstellt und sich fortgesetzt mu
Untersuchungen auf diesem Gebiete wie auch auf
dem Gebiete der Pferdesterbe befaßt. Zur Vertilgung
der Heuschrecken wud in Gammams der sogenannte
Heuschreckenpilz mit Erfolg gezüchtet. 1500 Tuben
sind davon bereits an Farmer und Eingeborene
abgegeben worden. Ueber den Erfolg des Mittels
kann zur Zeit ein abschließendes Urtheil noch nicht
gefällt werden. Fälle von Rotz, die unter den
Truppenpferden in Windhoek zur Beobachtung
kamen, sind infolge energischer Isolirung vereinzellt
geblieben.
Der zur Erhaltung des Viehbestandes nach der
Rinderpest angeordnete Ausfuhrzoll auf männliches
Großvieh ist aufgehoben worden. Kühe und weib-
liches Kleinvieh unterliegen jedoch nach wie vor einem
eine Verstärkung der Polizeitruppe in die Wege ge-
solchen. Er ist für erstere auf 100 Mk., für letzteres
auf 10 Mk. pro Stück, festgesetzt worden. Welche
Aussichten sich der Ausfuhr von Rindwvieh nach der
Kapkolonie eröffnen werden, dürfte aus der That-