Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

— 868 — 
in Auftrag gegeben worden. Die im Anschluß an 
den Hafenbau angelegte Wasserleitung (Petroleum- 
Motorbetrieb) für Swakopmund hat sich bis jetzt gut 
bewährt. 
Nachdem der gesammte Eisenbahnbau und die 
endgültige Festlegung der Bahnlinie von Seiten des 
Oberstleutnants Gerding einer Prüfung unterzogen 
worden war, ist der weitere Vorbau kräftig gefördert 
worden. Am 1. Juli d. Is. wurde der Betrieb bis 
Karibib, 194 km von Swakopmund, eröffnet. 
Der Bau über Karibib hinaus hat nennenswerthe 
Fortschritte noch nicht machen können, da die Ein- 
richtung des Bahnhofs Karibib noch mancherlei Ar- 
beiten erforderte, auch einige für den Betrieb recht 
unbequeme Stellen der Bahn rückwärts Karibib einer 
Verbesserung dringend bedurften. Immerhin ist zu 
hoffen, daß nach Ablauf dieses Rechnungsjahres der 
Gleisbau den bisher erzielten Jahresdurchschnitt von 
etwa 80 km erreichen, und wird der Betrieb bis 
Windhoek im Laufe des Jahres 1902 eröffnet werden 
können. 
Bezüglich der Wasserfrage ist zu bemerken, daß 
die Menge des durch zahlreiche Brunnenanlagen in 
der Nähe der Stationen erschlossenen Wassers im 
Allgemeinen wohl schon genügt, jedoch seine Be- 
schaffenheit oft zu wünschen übrig läßt. Letztere 
beeinträchtigt insbesondere die Verwendbarkeit jenes 
Wassers als Speisewasser für die Lokomotiven, so 
daß trotz der inzwischen stattgehabten Beseitigung 
besonders ungünstiger, die Lokomotiven stark an- 
greifender Steigungen, die Zahl der erforderlichen 
Reparaturen eine bemerkenswerthe Abnahme bisher 
noch nicht gefunden hat. 
Eine Anstalt zur Reinigung des Wassers für 
seine Verwendung als Lokomotiv-Speisewasser ist von 
einer besonders schlechtes Wasser liefernden Station 
nach einem bewährten inländischen Muster in der 
Herstellung begriffen, ebenso eine zweite Reparatur- 
werkstatt in Karibib. 
Der Betrieb vollzieht sich gegenwärtig nach einem 
Fahrplane, sowie nach Tarifen und Vorschriften für 
den Personen= und Güterverkehr, wie sie im Deutschen 
Kolonialblatte Nr. 18 am 15. September d. Is. 
S. 720, beziehungsweise S. 706, bekannt gemacht 
worden sind. 
Die Gesammtbaukosten für die Bahn bis Wind- 
hoek werden 13 733 600 Mk. betragen, demnach auf 
das Kilometer (bei 400 km Bahnlänge) 34 334 Mk. 
Deutsch-Neu-Guinea. 
Der Einfluß der Verwaltung ist durch ver- 
schiedene, theilweise zur Bestrafung von Eingeborenen- 
stämmen erforderliche Expeditionen, in Neu-Mecklen- 
burg auch durch Anlegung einer Regierungsstation in 
Nusa, ausgedehnt und gefestigt worden. Strafexpe- 
ditionen, meist unter Mitwirkung Kaiserlicher Kriegs- 
schiffe, waren geboten gegen die mehrerer Europäer= 
morde schuldigen Admiralitätsinsulaner, ferner im 
Norden von Neu-Mecklenburg, in Neu-Pommern und 
  
  
an einigen Plätzen in Kaiser-Wilhelmsland. For- 
schungsreisen wurden ins Innere der Gazellehalb- 
insel, entlang der Nord= und der Südseite von Neu- 
Pommern u. s. w. unternommen. 
Einen erheblichen Zuwachs erhielt das Schut- 
gebiet auf seiner Nordseite durch die Angliederung 
des Inselgebiets der Karolinen, Palau und Marianen, 
an deren Hauptplätzen Gouverneur v. Bennigsen, 
unterstützt von S. M. S. „Seeadler“, im Oktober 
v. Is. die deutsche Flagge hißte. Es wurde für die 
östlichen Karolinen (bis zum 150. Grade östl. L.) auf 
Ponape, für die westlichen Karolinen nebst den Palaus 
auf Yap und für die Marianen auf Saipan je eine 
Verwaltungsstelle eingerichtet. An allen drei Plätzen 
wurde bisher mit bestem Erfolge daran gearbeitet, 
das Zutrauen der Bevölkerung zur deutschen Herr- 
schaft zu gewinnen und geordnete Zustände her- 
zustellen. Auf Ponape erschien dies besonders 
schwierig, ist aber über alles Erwarten schnell ge- 
lungen. 
Zur besseren Verbindung aller Theile des Schutz- 
gebietes untereinander sowie mit der Heimath und 
dem Auslande wurde Mitte d. Is. die Neu-Guinea- 
linie des Norddeutschen Lloyds umgestaltet, und wird 
in naher Zeit auch eine weitere, speziell für die 
Karolinen — wie auch die Marshallinseln — be- 
stimmte Linie der Jaluitgesellschaft hinzukommen. 
Die Lloyddampfer fahren jetzt folgendermaßen: 
1. zwölfwöchentlich von Singapore über Kaiser- 
Wilhelmsland nach Herbertshöhe, Brisbane, 
Sydney und zurück, 
2. zwölfwöchentlich von Hongkong über Saipan, 
Ponape, Kaiser-Wilhelmsland nach Herbertshöhe, 
Brisbane, Sydney und zurück. 
In Ponape schließt sich an diese zweite Linie 
viermal jährlich die erwähnte Linie der Jaluitgesell- 
schaft an, welche von dort aus folgende Rundfahrten 
machen soll: Ruck, Yap, Palau, Ponape, Sydney, 
Jaluit, Kusaie, Ponape. 
Zu Zwecken der Verwaltung ist ferner für das 
Gouvernement der Dampfer „Stephan“ gechartert, 
der demnächst im Schutzgebiet eintreffen wird. Die 
Frage des Neubaues eines oder zweier Regierungs- 
fahrzeuge an Stelle dieses Charterdampfers unterliegt 
noch der Erwägung. 
Das Schutzgebiet der 
Marshall-Inseln 
gedeiht in Ruhe weiter, so daß die Jaluitgesellschaft 
wieder eine Dividende von 12 vom Hundert zu ver- 
theilen in der Lage war. 
Auch das am 1. März d. Js. nach den bekannten 
schwierigen Verhandlungen mit England und den 
Vereinigten Staaten von Amerika endlich dem Reiche 
gesicherte Schutzgebiet von 
Samoa 
bietet schon heute die Gewähr friedlicher wirthschaft- 
licher Entwickelung. Durch Einsetzung eines Gou-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.