Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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5. Erbsen. (Die gewöhnliche Felderbse.) 
Die erste Ernte ausgezeichnet, sowohl im Stroh 
wie im Korn. Die zweite Saat wurde stark von 
Mehlthau befallen, doch gab sie immer noch eine 
Mittelernte. Vegetationsdauer 2 Monate 20 Tage. 
6. Bohnen. 
Jegliche Art, Buschbohnen, Pferdebohnen, kletternde 
Bohnen vorzüglich im Ertrag. (Buschbohnen 22 Ctr. 
pro Morgen.) Das Stroh vergeht schnell nach der 
Ernte, unter dem Einfluß der heißen Tropensonne. 
7. Lupinen. 
Weiße großkörnige entwickelten sich zu enormer 
Höhe bei rohrartigem Stengel und reichem Ertrag 
(15 Ctr. pro Morgen). Eme kleine Probe gelber 
Lupinen wollte nicht recht gedeihen, wohl infolge 
des zu schweren Bodens. 
8. Wicken. (Gewöhnliche Feldwicke.) 
Ebenso üppig im Wuchs mit einem Rankever- 
vermögen, daß es bei sehr günstiger Witterung leicht 
anderes Getreide, mit welchem es als Stügfrucht 
gesät ist, herunterzieht. 
Bei sämmtlichen Leguminosen fehlten die soge- 
nannten Steckstofflnöllchen an den Wurzeln bei der 
ersten Aussaat, während bei der zweiten und dritten 
vereinzelt kleine Ansätze zu denselben sichtbar wurden. 
Dagegen habe ich diese Knöllchen bei einheimischen 
Gewächsen, z. B. einer wild hier vorkommenden 
Indigoform und auch bei Indigofera oligosperma 
(von Buitenzorg bezogen) vollständig ausgebildet 
und in reichlicher Zahl vorgefunden. 
9. Buchweizen. 
Wächst trotz des schweren Bodens sehr gut. 
Derselbe wird in der Trappistenmission Gare mit 
bestem Erfolge zum Brodbacken verwandt. 
10. Rüben. (Eckerndorfer.) 
Sind ganz hervorragend geeignet, wachsen un- 
ausgesetzt, ohne hohl zu werden und liefern, da ihre 
Wachsthumsperiode nicht durch Frost unterbrochen 
wird, Erträge, wie sie in Europa nicht zu erzielen 
sind. Einige acht Monate alte Rüben wogen nach 
der Entfernung der Blätter 29 — 33 deutsche Pfund. 
Diese Rübe wird bei der Besiedelung der Usam- 
baraberge eine bedeutende Rolle als Viehfutter 
spielen, da sie von allem Vieh, Rindvieh, Schafen, 
Ziegen, Schweinen, sogar Eseln mit Gier genommen 
wird. Das Gewicht pro Morgen ist noch nicht 
festgestellt, da die Flächen nicht gleichmäßig abge- 
erntet, sondern die Rüben nach Bedarf entnommen 
wurden. 
11. Mais. 
Außer dem kleinkörnigen heimischen Mais wird 
der amerikanische Pferdezahnmeis kultivirt. Derselbe 
gedeiht gut, doch wird er für Ansiedler eine kleine 
Rolle spielen, da er zu seiner Vegetationszeit sechs 
Monate beansprucht, so daß nur eine Ernte im Jahre 
  
gemacht werden kann, während von anderen ebenso 
werthvollen Produkten zwei Ernten gewonnen wer- 
den können, die an den Boden keine größeren An- 
forderungen stellen wie eine Maisernte. 
12. Kartoffeln. 
Die verschiedensten Sorten angepflanzt. Die 
Kartoffel gedeiht auf gut vorbereitetem Boden vor- 
züglich und wird bei der richtigen Auswahl ein 
werthvoller Verkaufsartikel werden. In Nachfolgen- 
dem die Erträge der letzten Ernte nach den einzelnen 
Sorten: 
1. Professor Kühn 132 Ctr. pro Morgen 
2. Magnum bonum 1400 - 
3. Salatkartoffeln 87 = - 
4. Dabersche 64½ - - - 
5. Reichskanzler 33½ = „ - 
6 Imperator 65 -2 - 
7. Professor Merker 150 - - 
8. Minister Lucius 114% „ OD 
9. Namenlos 100 -2 - 
10. Indische Kartoffel 1102 - 
Die ganze Fläche betrug 3⅝2 Morgen und er- 
gab den Ertrag von 420 Ctr. 
13. Futtergräser. 
Es werden kultivirt: Luzerne. Esporsette, Sorghum, 
Roth= und Inkarnatklee und einige tropische Gräser. 
Alle gediehen vortrefflich, doch wird man gut thun, 
sich auf Luzerne als europäisches und Euchlaena 
luxurians als tropisches Futtergras zu beschränken. 
Letzteres ist besonders als Grünfutter empfehlens- 
werth, während ersteres als Heu besser ausgenützt 
wird. 
Allgemeines und die europäische Land- 
wirthschaft betreffend: 
a) Bodenbearbeitung. Nach dem Busch- 
schlagen und Roden der großen Bäume wird der 
Boden mit der schweren Hacke auf zwei Fuß auf 
das Sorgfältigste unter Entfernung aller Steine und 
Wurzelrückstände durchgehackt, und zwar so, daß 
die oberste Erdschicht mit der hier meist vorherrschen- 
den sehr verfilzten Grasnarbe umgekehrt zu unterst 
kommt. Das so verarbeitete Feld hält sich lange 
rein von Unkraut, wird aber, um das noch etwa 
ausgehende Unkraut zu zerstören, zuerst mit einer 
Hackfrucht, womöglich Kartoffeln, auf 22 Zoll im 
Quadrat bestellt und diese dann mehrfach mit dem 
Pferdehäufelpflug krenzweise durchgearbeitet. Damit 
wird der letzte Rest von Unkraut zerstört, so daß 
alles Spätere der Pflug und die Egge besorgen kann. 
b) Bestellung. Kartoffelbestellung bereits er- 
wähnt. 
Getreide auf dem sorgfältig vorbereiteten Boden 
möglichst weit (etwa auf 13— 15 m) dünn und tief 
gedrillt und dann in Ermangelung einer Walze sich 
selbst überlassen. Das tiese Einbringen der Saat 
ist wegen der starken Einwirkung der Sonne auf 
die oberste Erdschicht von besonderer Wichtigkeit.
	        
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